„Die Serie hat gehalten“: Polzins HSV wackelt, fällt aber nicht in Regensburg
Den Dreier in Regensburg hatten nicht nur die Fans des HSV vorab als klare Pflichtnummer deklariert, aber Pustekuchen: Am Ende mussten die Hamburger froh sein, mit dem 1:1 zumindest einen Zähler vom Schlusslicht zu entführen. Ein wilder Ritt in Bayern, bei dem Davie Selke zunächst zum Elfer-Deppen und später zum Elfer-Helden wurde und seinem Team in Unterzahl noch das Remis sicherte. Merlin Polzins HSV wackelte, fiel aber nicht in Regensburg.
Es waren gemischte Gefühle, mit denen die HSV-Profis ihren Teambus am Jahnstadion bestiegen und zum Flughafen München düsten, wo ihr Flieger schon wartete. Auch eine Stunde nach dem Abpfiff gingen die Meinungen noch auseinander: Sollten sie sich nun grämen, ob der vertanen Chance, die Tabellenspitze zu erklimmen, oder froh über den gewonnenen Zähler sein?
Daniel Heuer Fernandes brachte die Stimmung auf den Punkt. „Das Positive ist, dass wir nicht als Verlierer vom Platz gegangen sind. Das ist am Ende das, was zählt.“ Und auch Mittelfeldspieler Jonas Meffert bekannte: „Die Serie hat gehalten, das ist gut.“
HSV bleibt unter Trainer Polzin ungeschlagen
Zehn Partien in Folge ist der HSV nun ungeschlagen, neun davon unter Merlin Polzin. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Nummer in Regensburg am seidenen Faden hing. Weil der HSV vor allem in Durchgang eins fast alles von dem schuldig blieb, was ihn zuletzt auszeichnete. „Es ist recht viel von dem eingetreten, was man sich als Trainer nicht wünscht“, resümierte Polzin.
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Vor allem in Hälfte eins diente der Auftritt seines Teams als Beleg dafür, dass der Grat zwischen unerschütterlichem Selbstvertrauen und einer gefährlichen Laissez-Faire-Haltung verdammt schmal ist. Kalt wurde der HSV erwischt, als er sich schnell einen Konter fing, den HSV-Schreck Sargis Adamyan zur frühen Führung der Gastgeber nutzte (6.). Mal wieder der Armenier, der dem HSV schon im Herbst 2018, beim denkwürdigen 5:0 des Jahn im Volkspark, drei Treffer einschenkte.
Regensburgs HSV-Schreck Adamyan schlägt wieder zu
Es dauerte, bis sich Polzins Profis erholten. Doch nach dem nächsten doppelten Nackenschlag sprach alles gegen sie. Zunächst scheiterte Davie Selke per Strafstoß an Jahn-Keeper Felix Gebhardt (54./Kühlwetter hatte zuvor Dompé gefoult). Dann holte sich Emir Sahiti binnen zwei Minuten zunächst Gelb wegen einer Schwalbe (74.) und Gelb-Rot wegen Reklamierens ab (76.). Fürchterlich dumm!
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Und dennoch: Der HSV schlug trotz aller Widrigkeiten zurück, zumindest das zeichnete ihn am Sonntag aus. Nach Bulic‘ Einsteigen gegen Joker Daniel Elfadli gab es erneut Strafstoß (83.), erneut trat Selke an – und verwandelte diesmal zum 1:1.
Selke verschießt Elfmeter, Sahiti fliegt runter
Doch noch Jubel bei den etwa 3000 HSV-Fans unter den 15.210 Besuchern im Jahnstadion und kein Zwergen-Rückfall für die Hamburger, die sich in den Vorjahren so oft bei den Kleinen der Liga schwer taten.
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„Natürlich sind wir mit der gezeigten Leistung nicht zufrieden“, ließ Polzin vor der Rückreise nach Hamburg wissen. „Aber wenn man nicht gut spielt, muss man sehen, dass man zumindest nicht verliert. Von daher nehmen wir den Punkt mit. Wir wussten, dass uns in diesem Spiel alles abverlangt werden würde.“
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Polzin bleibt als HSV-Cheftrainer ungeschlagen und hält den HSV auf einem direkten Aufstiegsplatz. Kommenden Freitag, wenn mit Kaiserslautern der direkte Verfolger in den Volkspark kommt, geht es dann ans Eingemachte. Hamburg ist Zweiter hinter Köln (40 Punkte), die Roten Teufel Dritter, beide haben 39 Zähler auf dem Konto – ein Topspiel!
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