Tim Walter umarmt Bakery Jatta und Ludovit Reis auf dem Platz

Zu HSV-Spielern wie Ludovit Reis (r.) hat Ex-HSV-Trainer Tim Walter immer noch einen engen Draht. Foto: WITTERS

Ein Jahr ohne Walter: Was den Ex-Trainer immer noch mit dem HSV verbindet

Vor exakt 365 Tagen fand die 1358 Tage währende Ära, die Tim Walter in Hamburg prägte, ein Ende. „HSV stellt Cheftrainer Tim Walter frei“, war am 12. Februar 2024 in Versalien auf der Vereinswebsite zu lesen – und der Ex-Coach wurde so zitiert: „Ich hätte gerne weiter dazu beigetragen, gemeinsam unser Saisonziel zu erreichen.“ Er durfte nicht. Und der HSV schaffte die Bundesliga-Rückkehr auch ohne ihn nicht. Nun, genau ein Jahr nach Walters Entlassung, beginnt allmähliche die heiße Phase des siebten Aufstiegsversuchs. Und Walter, der für zweieinhalb Jahre mit Merlin Polzin ein Team bildete, pflegt nach wie vor enge Drähte in den Volkspark.

Seit zweieinhalb Monaten ist es wieder ruhig um Walter. Nach knapp fünf Monaten im Amt und nur 18 Pflichtspielen unter seiner Regie hatte der englische Zweitliga-Klub Hull City den 49-Jährigen am 27. November 2024 freigestellt, seither ist Walter wieder vereinslos und erholt sich bei seiner Familie in München. Seine Amtszeit auf der Insel verlief nicht glücklich, ihm schlug auch Häme der Hull-Fans entgegen. In Hamburg schätzen sie ihn aber noch immer sehr.

Tim Walter hat weiterhin Kontakt zu HSV-Profis wie Reis

„Wir stehen immer noch in Kontakt, denn er war ein besonderer Trainer für mich“, sagte Vizekapitän Ludovit Reis zuletzt der MOPO. „Das soll immer so bleiben.“ Reis war wie Walter im Sommer 2021 zum HSV gekommen, spielte in seiner Karriere unter keinem Profi-Chefcoach öfter (88-mal). Und der 24-Jährige betonte: „Ich habe Tim und seine Idee immer sehr geschätzt und habe noch immer eine besondere Beziehung zu ihm.“ Man schreibt und spricht sich regelmäßig, und auch mit anderen HSV-Profis, die er selbst lange trainierte, soll Walter weiterhin in Kontakt stehen.

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Beim HSV haben sie den gebürtigen Bruchsaler jedenfalls nicht vergessen. Und auch Walter hat noch mindestens ein Auge dafür, was sportlich im Volkspark passiert. „Merlins Entwicklung macht wirklich Spaß“, sagte Walter der MOPO jüngst über den zum Chef beförderten Polzin, der von Sommer 2021 bis Februar 2024 als sein Co-Trainer fungiert hatte. In dieser Rolle hat Walter Polzin, wie er sagt, „immer sehr geschätzt, weil er wahnsinnig akribisch und detailversessen ist. Als Typen mag ich ihn sowieso, das Team ja auch. Zudem lebt er den HSV zu 100 Prozent“.

Walter lobt Polzin – was sein HSV-Nachfolger anders macht

Das war schon zu Walter-Zeiten so. Polzin liebt den Verein, hat einzelne Elemente der Spielphilosophie unter seinem Ex-Partner (zum Beispiel das 4-3-3-System) zurückgebracht. „Aber Merlin macht sein eigenes Ding“, betont Reis, dass es nun nicht mehr viele fußballerische Gemeinsamkeiten mit dem Walter-Ball gibt. Hatte der Ex-Cheftrainer auf eine Taktik mit vielen Positionsrochaden und offenem Visier gesetzt, belässt es Polzin bei einfachen Mitteln, er will die Stärken all seiner Profis bestmöglich einsetzen. „Merlin weiß, was er will – und das klappt“, findet nicht nur Reis.

Tim Walter (l.) und Merlin Polzin, hier auf einem Foto aus dem Jahr 2022, schätzen sich noch immer. WITTERS
Tim Walter und Merlin Polzin auf einer Trainerbank
Tim Walter (l.) und Merlin Polzin, hier auf einem Foto aus dem Jahr 2022, schätzen sich noch immer.

Begeisternden Offensivfußball, mit dem sich die Fans identifizieren, möchte auch Polzin sehen – aber nicht zulasten der eigenen Abwehr. Unter dem Bramfelder spielt der HSV bisher stabiler und ausgewogener als zu Walter-Zeiten, die Konsequenz sind weniger Gegentore: In den 103 Pflichtspielen unter Walter hatte der HSV im Durchschnitt fast 1,5 Treffer pro Partie kassiert, in den in dieser Saison bisher acht Zweitliga-Spielen unter Polzin waren es nur gut 1,1.

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„Merlin hat drei Jahre lang eng mit Tim zusammengearbeitet und danach auch mit Steffen (Baumgart; d. Red.)“, weiß Reis. „Er hat von jedem Trainer etwas mitgenommen.“ Und so ist die Walter’sche Philosophie noch immer ein Stück weit mit dem HSV verbunden – auch ein Jahr nach der Entlassung des Ex-HSV-Trainers, dessen Kontakt zu einigen Hamburger Profis nie abgerissen ist. Das überrascht nicht, denn der ehemalige Sportvorstand Jonas Boldt hatte am 12. Februar 2024 auf der Klubwebsite nicht nur die Freistellung begründet, sondern auch betont: „Tim hat mit seiner Energie und seiner Überzeugung weit mehr Aufgaben als für einen Cheftrainer üblich übernommen.“

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