Er war ein Gesicht des Scheiterns: Ex-HSV-Star erlebt ähnlichen Aufstiegs-Rückschlag
Er weiß genau, wie sich dieser Moment anfühlt. Als der HSV am Freitagabend um kurz vor 20.30 Uhr in der Paderborner Home-Deluxe-Arena Gewissheit über den erneuten Nichtaufstieg hatte, betrat Joel Pohjanpalo rund elf Autostunden und 1100 Kilometer entfernt den Rasen des Stadio Alberto Picco. Es ist die Heimspielstätte des FC Venezia, für den der Finne kürzlich einen historischen Rekord aufgestellt – mit dem er nun aber ebenfalls einen Aufstiegsrückschlag erlebt hat. Und das alles nur zwei Stunden nach dem Hamburger Aufstiegs-K.o., den Pohjanpalo vor vier Jahren in ähnlicher Form ebenfalls hatte durchmachen müssen.
Hatte der Stürmer den HSV in der Rückrunde der Saison 2019/20 mit neun Toren in 14 Spielen zunächst noch lange im Aufstiegsrennen gehalten, waren die Träume am 28. Juni 2020 geplatzt. Der von Dieter Hacking trainierte HSV verlor am letzten Spieltag zu Hause mit 1:5 gegen den SV Sandhausen – und verpasste somit den Sprung auf den Relegationsrang, für den es nur einen Zähler bedurft hätte. Es waren aber Dennis Diekmeier und Co., die im Volkspark jubelten, während auf Hamburger Seite auch Leverkusen-Leihgabe Pohjanpalo fassungslos dreinschaute.
Joel Pohjanpalo verfehlte mit dem HSV 2020 den Aufstieg
Es war das letzte Spiel des mittlerweile 29-Jährigen für den HSV. Pohjanpalo kehrte zunächst zu Stammklub Bayer 04 zurück, wurde in der folgenden Saison 2020/21 dann von der Werkself an Union Berlin verliehen (19 Spiele, sechs Tore) und wiederum ein Jahr später für eine Spielzeit an den türkischen Erstligisten Caykur Rizespor (33 Partien, 16 Treffer). Erst im Sommer 2022 gab Leverkusen Pohjanpalo endgültig ab – für 2,5 Millionen Euro und zu dem Klub, bei dem er nicht einmal zwei Jahre benötigte, um nun eine Vereinsbestmarke zu pulverisieren.
In 72 Pflichtspielen für den italienischen Zweitligisten hat der finnische Nationalstürmer seit dieser Woche insgesamt 42 Tore erzielt und allein in dieser Saison jetzt 22 – öfter traf in einer einzigen Spielzeit kein anderer Profi für den 1907 gegründeten Verein aus Venedig. „Ich bin glücklich, den neuen Torrekord für den FC Venezia erreicht zu haben“, schrieb Pohjanpalo am Mittwoch auf Instagram.
Pohjanpalo mit dem FC Venedig in den Aufstiegs-Playoffs
Dank seines Doppelpacks hatte Venedig in der Serie B am Sonntag mit 2:1 gegen Feralpisalò gewonnen – und sich somit alle Chancen auf den direkten Aufstieg erhalten. Bis am Freitagabend der Rückschlag folgte. Ein Auswärtssieg am letzten Spieltag beim abstiegsbedrohten Verein Spezia Calcio hätte Pohjanpalos Mannschaft gereicht, um Como 1907 vom zweiten Tabellenplatz zu verdrängen. Und ebendieser Rang hätte Venedig direkt aufsteigen lassen – doch der FC, für den Pohjanpalo in der Startelf stand und durchspielte, verlor mit 1:2 und konnte den 1:1-Ausrutscher von Direktaufsteiger Como 1907 gegen Cosenza Calcio nicht ausnutzen.
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Trotz des Rückschlags ist der Aufstiegstraum von Venedig – anders als der des HSV – aber noch nicht ausgeträumt: Neben fünf anderen Klubs haben sich die Italiener als Tabellendritter immerhin für die Play-offs qualifiziert. Schon in der vergangenen Saison hatten sich Pohjanpalo und Co. als Achter die Entscheidungsspiele um einen dritten Serie-A-Aufsteiger erkämpft, waren aber bereits in der Qualifikationsrunde gescheitert. Nun steht Venedig direkt im Halbfinale – und Pohjanpalo kann über Umwege doch noch das schaffen, was ihm mit dem HSV vor vier Jahren misslungen war: in die erste Liga aufzusteigen.