Tim Walter gibt Kommandos beim Training des HSV.
  • HSV-Trainer Tim Walter ist für seine markigen Sprüche und klare Meinung bekannt.
  • Foto: WITTERS

„Leider so verschoben“: HSV-Trainer Walter rechnet mit dem Profifußball ab

Drei Wochen ist es her, dass Tim Walter seinen Vertrag beim HSV bis 2024 verlängerte. Kein gewöhnlicher Trainer, der da im Volkspark das Sagen hat. Der 47-Jährige erregt die Gemüter, polarisiert und brennt in jeder Sekunde für seinen Job. Ein Coach aus Leidenschaft, keine Frage. Genau deshalb macht sich Walter große Sorgen um seinen Berufsstand und kritisiert die Entwicklung im Profifußball. 

„Ich empfinde es so, dass es sich in den vergangenen Jahren dahin entwickelt hat, dass es noch viel mehr als ohnehin schon immer rein um das Ergebnis geht“, sagt Walter in der aktuellen Ausgabe des Vereinsmagazins „HSVlive“. Spaß am Spiel, Freude am Gewinnen, „das ist nach meinem Gefühl sehr zurückgegangen. Vielmehr geht es für Trainer darum, bloß nicht zu verlieren. Nicht das Spiel, nicht den Job. Dadurch entwickelt kaum mehr jemand eine eigene Identität, sondern schaut nur auf das nächste Ergebnis.“

Walter tut sich schwer mit diesen Gegebenheiten. „Es geht weniger darum, schönen Fußball zu spielen, sondern erfolgreichen Fußball. Es geht weniger darum, die Menschen zu begeistern, sondern darum, sich selbst abzusichern“, klagt er. „Es geht mehr um Kurzfristigkeit und Ergebnisse, weniger um Langfristigkeit und Entwicklung und Liebe zum Verein. Das hat sich in den vergangenen Jahren – leider, muss ich sagen – in diese Richtung verschoben.“

„Ich hasse das“: Walter nervt, wenn er den Ball nicht hat

Beeinflussen lassen will sich Walter davon auch weiterhin nicht. Hamburgs Trainer ist bekannt dafür, seinen Ballbesitz-Fußball durchziehen zu wollen, ganz gleich gegen welchen Gegner. „Ich kriege die Krätze, wenn ich den Ball nicht habe“, stellt er fest, „ich hasse das.“


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Dass er als Trainer des HSV in einer Galerie mit früheren Meistermachern wie Branko Zebec oder Ernst Happel steht, macht Walter stolz und ehrfürchtig zugleich. Er weiß das alles aber auch einzuordnen: „Ernst Happel hat mit dem HSV in der heutigen Champions League gespielt, aktuell sind wir ein Zweitligist. Das sind zwei Paar Schuhe, und zwar sehr unterschiedliche, auch wenn der Verein der gleiche ist. Das dürfen wir nie vergessen. Aber es ändert nichts daran, dass der HSV ein großer und wirklich großartiger Klub ist.“

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Einer, den Walter ab der kommenden Saison in der Bundesliga trainieren will. Für ihn als Trainer wäre das eine Premiere und die Erfüllung eines großen Zieles. Unabhängig davon und trotz seiner Sorge um die Entwicklung im Profifußball sagt Walter über seinen Beruf: „Es ist für mich der tollste Job der Welt.“

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