„Es ist natürlich schwer …“: Das machen die Sturm-Sorgen mit dem HSV
András Németh (21 Jahre, 1,87 Meter, rund 78 Kilogramm) fiel es am Samstag – verständlicherweise – schwer, sich gegen Nicolas Pallois, die Abwehrkante des FC Nantes (36 Jahre, 1,89 Meter, rund 89 Kilo), zu behaupten. Und tags darauf hatte U21-Stürmer Omar Sillah (20) – verständlicherweise – Probleme, sich körperlich gegen die kräftigen Innenverteidiger von Cardiff City, Dimitris Goutas und Mark McGuinness, durchzusetzen. Die beiden Tests mit konträrem Ausgang (4:2 und 0:3) förderten viel Positives zutage, auch offensiv, man denke an Fabio Baldé. Aber sie zeigten auch, wie bedeutsam robuste Mittelstürmer für das neue HSV-Spiel sein werden.
Robert Glatzel und Davie Selke sind zwei dieser klassischen Zielspieler, die durch Körperlichkeit punkten und sich viele Torchancen erst dadurch erarbeiten. Sie sind völlig andere Stürmer-Typen als die schlaksigeren Németh, Sillah und Ransford Königsdörffer, der in den bisherigen Tests auch mal in vorderster, zentraler Position aushelfen musste. Sie fehlen aber weiterhin angeschlagen: Glatzel hat wegen seiner Sehnenreizung in Österreich noch kein einziges Mal mit der Mannschaft trainiert, Selke zumindest in Teilen, die Tests kamen nach seinem Mittelfußbruch aber noch zu früh.
HSV-Profi Schonlau: „Es ist schwer, Glatzel zu ersetzen“
„Es ist natürlich schwer, einen Bobby ganz klar zu ersetzen“, räumte Sebastian Schonlau nach der Pleite gegen Cardiff City ein, die Glatzel erneut vom Spielfeldrand verfolgen musste. Genauso wie Selke. „Auch Davie wird seine Qualitäten über kurz oder lang reinbringen. Den kennen wir jetzt noch nicht, aber der Junge hat 250 Bundesliga-Spiele gemacht“, weiß Kapitän Schonlau. „Dass der ein bisschen was kann, das liegt auf der Hand.“ Der Neuzugang konnte es für den HSV nur noch nicht zeigen. Und so fehlte dem Team von Coach Steffen Baumgart, der ein erklärter Fan von Flanken ist, bislang bei aller taktischer Variabilität eine wichtige Anspielstation im Strafraum.
„Trotzdem: Ich finde, die Jungs, die dafür gespielt haben, haben es wirklich gut gemacht“, sagt Schonlau. „Wir haben in allen Spielen viele Tore geschossen, auch schöne. Es waren auch viele Torschützen, die sich ausgezeichnet haben. Ich glaube, so muss das sein, wenn deine Torjäger ausfallen. Da müssen andere in die Bresche springen – und das ist sehr gut gelungen.“ Vor der eigenen Nullnummer gegen die Waliser am Sonntag hatte der HSV davor tatsächlich 26 Treffer in vier Tests erzielt – 22 davon allerdings gegen unterklassige Gegner.
HSV-Duo Selke und Glatzel: Nur einer bis zum Start fit?
Németh und der verletzte Nachwuchstürmer Stange erzielten beim 12:0 gegen den TuS Neetze jeweils einen Doppelpack, Sillah bekam vergleichsweise wenig Spielzeit und wartet noch auf sein erstes Profi-Tor. Ansonsten glänzte vor allem Jean-Luc Dompé als Test-Torschütze, also ein Flügelspieler. Und es gab einige Tore von Defensiv-Spielern nach Standards, beim Test gegen Nantes sogar zwei nach einer Ecke. Schonlau hat Recht, wenn er sagt, dass es wichtig ist, viele potenzielle Treffer-Kandidaten in den eigenen Reihen zu haben. Schließlich gehören Phasen der Ladehemmung bei Mittelstürmern immer auch mal dazu. Dass Kanonen-Gewinner Glatzel mit 22 Zweitliga-Toren in der Vorsaison die absolute Buden-Versicherung des HSV war, ist allerdings auch kein Geheimnis.
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Noch sind zehn Tage Zeit bis zum Zweitliga-Auftakt gegen den 1. FC Köln am 2. August. Was die Gesundheit angeht, ist Selke seinem neuen Sturmpartner derzeit aber ein paar Schritte voraus. Womöglich wird nur einer aus dem neuen Neuner-Duo des HSV rechtzeitig fit fürs Eröffnungsspiel, eine Doppelspitze Glatzel/Selke jedenfalls erscheint momentan unwahrscheinlich – zumal das letzte Testspiel der Vorbereitung gegen Aris Limassol, und damit die letzte Chance zur Eingewöhnung vorm Pflichtspiel-Start, schon am kommenden Donnerstag ansteht.