„Es wird eng“: Polzin deutet HSV-Ausfall an – und macht Startelf-Ansage
Immerhin 27 der mitgereisten 31 HSV-Spieler konnten am Montag direkt auf dem Gelände des RCD Mallorca trainieren, darunter auch die Torwart-Talente Hannes Hermann und Luis Klatte sowie die Abwehr-Youngster Luis Seifert und Joel Agyekum. Immanuel Pherai blieb mit Fieber allerdings im Teamhotel „GPRO Valparaiso Palace & SPA“. Und ein anderes HSV-Sorgenkind, das zuletzt dazugekommen war, konnte lediglich zuschauen.
Dennis Hadzikadunic war mit dabei, als der organisierte Mannschaftsbus am Montagmittag auf der Anlage „Ciutat Esportiva Antonio Asensio“ vorfuhr. Der Bosnier, der sich beim 0:0 gegen Elversberg die Schulter ausgekugelt hatte, behielt seine Präsentationskleidung allerdings an und trainierte nicht mit, auch nicht individuell. Vor der ersten Insel-Einheit plauderte Merlin Polzin mit Hadzikadunic – und deutete hinterher dann dessen Ausfall am Wochenende an.
Hadzikadunic ist gegen Nürnberg wohl keine HSV-Option
„Es wird sicherlich eng für das Spiel in Nürnberg, wenn er zu Wochenbeginn jetzt noch nicht einmal trainieren kann“, sagte der HSV-Trainer über Hadzikadunic, der eine Manschette über seine lädierte rechte Schulter trug. „Aber ich freue mich, dass wir die Qualität von Bascho in der Hinterhand haben, und ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann.“ Damit ist auch klar: Sollte Hadzikadunic am Samstag in Nürnberg (13 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) wirklich nicht zur Verfügung stehen, wofür derzeit vieles bis alles spricht, dann wird Sebastian Schonlau neben Daniel Elfadli in die Innenverteidigung rücken. Zumal Winter-Neuzugang Aboubaka Soumahoro noch keine Kader-Option darstellt.

Der 19-jährige Franzose, der nach seinem Sehnenriss erst Ende April zurückerwartet wird, konnte auf Mallorca aber immerhin schon wieder intensive Läufe abseits des Teams absolvieren. Soumahoro war zunächst der einzige Profi, den Rehacoach Sebastian Capel am Montagmittag unter seinen Fittichen hatte. Später gesellte sich Fabio Baldé, der wegen kleiner Nachwirkungen seiner Sehnenreizung im Oberschenkel gegen Elversberg nicht im Kader gestanden hatte, noch dazu. Die ersten Malle-Übungen (Aufwärmen, Eckchen bzw. Fünf gegen Fünf und eine Passspiel-Form) absolvierte der 19-Jährige mit dem Gros seiner Kollegen, im anschließenden Unterzahl-/Überzahl-Spiel trug er dann aus Schutz vor Zweikämpfen ein Leibchen als neutraler Kicker. Und schließlich ging es für Baldé individuell weiter.
Soumahoro übt auf Malle individuell – später auch Baldé
Hadzikadunic sah sich das alles entspannt von der Seite aus an. Weil die verletzte Stelle noch angeschwollen ist, war bei dem Verteidiger am Montag auch noch nicht an ein alternatives Individualtraining im Hotel zu denken. Dort spulten lediglich die Langzeitverletzten Bakery Jatta (Syndesmoseriss) und Noah Katterbach (Kreuzbandriss) ihre Programme ab. Das HSV-Duo ist momentan dabei, die Belastung im Bein- und Fußbereich zu steigern, um die betroffenen Stellen perspektivisch wieder wettkampffähig zu machen. Weil bei Jatta sowie Katterbach die untere Körperregion betroffen ist und bei Hadzikadunic die obere, ergab eine Individual-Einheit als Trio (noch) keinen Sinn. Wann die Leihgabe von FK Rostov wieder trainieren kann, ist offen, auch wenn keine strukturelle Blessur vorliegt.

Schonlau steht als Hadzikadunic’ Vertreter im 4-3-3-System bereit. Dass Polzin diese bislang sehr erfolgreiche Anordnung ändern wird, um den 1. FC Nürnberg vor Herausforderungen zu stellen, und um zum Beispiel gleich zwei zentrale HSV-Stürmer aufstellen zu können, ist nicht ausgeschlossen – aber unwahrscheinlich. „Wir haben klare Prinzipien und Vorstellungen unseres Spiels“, erklärte der Trainer. „Da hat man eine Grundidee – und dann schaut man: Was hat man für Spielerprofile und Spielerqualitäten?“ Die Fähigkeiten von Davie Selke, Robert Glatzel und Ransford Königsdörffer ließen ihn schon vor dem Elversberg-Spiel überlegen, ob er womöglich etwas verändert.
Trainer Polzin will HSV-System nicht großartig umstellen
Eine mögliche Idee war, Königsdörffer auf der rechten Offensivseite aufzustellen, wodurch Emir Sahiti hätte weichen müssen, aber nicht Selke in vorderster Spitze. Mit dem Zweitliga-Toptorschützen, Glatzel und Königsdörffer hat der Coach nun wieder „drei absolute Top-Stürmer“, wegen denen es sinnvoll sei, abzuwägen, die Systematik eventuell anzupassen oder anders zu interpretieren. Am Freitag entschied sich Polzin auf dem rechten Flügel aber schließlich doch für Sahiti und gegen Königsdörffer, den er im Laufe der Partie dann als zentralen Offensivspieler einwechselte.
„Ransi hat schon in der Vergangenheit auf dieser Zehner-Rolle im Zentrum gespielt“, erinnert sich Polzin und deutet an: „Das kann auch weiterhin definitiv der Fall sein.“ Taktische Kniffe während eines Spiels bleiben also möglich, der Trainer will seinen Ansatz trotz der luxuriösen Sturm-Situation nun aber nicht generell über den Haufen werfen: „Wir haben nicht gesagt, wir wollen jetzt hier (auf Mallorca; d. Red.) drei Tage im Geheimen trainieren, um ein 4-4-2 einzustudieren. So ist es nicht.“ Es gehe ihm vielmehr darum, den HSV „taktisch variabel“ aufzustellen, um stets auf überraschende Ansätze der Gegner oder auf unerwartete Spielereignisse wie Platzverweise reagieren zu können.
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„Aber wir werden jetzt definitiv keinen Aktionismus betreiben und versuchen, jeden glücklich zu stellen“, lautet Polzins Startelf-Ansage. „Sondern wir haben eine Idee, wie unser Fußball aussieht.“ Und der beinhaltet momentan: Der HSV spielt mit „nur“ einem klaren Neuner ganz vorne. Eine Doppelspitze deutete Polzin jedenfalls nicht an. Und das heißt: Auch in Nürnberg dürfte Selke zunächst die Nase vor Comebacker Glatzel und vor Königsdörffer haben.
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