„Fantastischer Trainer“: HSV-Coach Polzin trifft auf seinen früheren Schattenmann
Bevor die finale Wahl auf das Trainerteam Merlin Polzin, Loic Favé und Richard Krohn fiel, hatten sich die HSV-Bosse im Dezember, nach dem Aus Steffen Baumgarts, auch mit anderen Coaches beschäftigt. Stefan Kuntz und Claus Costa trafen sich mit Kandidaten, wägten Vor- und Nachteile ab, loteten aus – und baggerten noch vorm Hinrunden-Finale gegen Fürth (5:0) an Lukas Kwasniok. Der Trainer des SC Paderborn war angetan von den Lockrufen, tritt nun, zwei Monate später, aber erneut als Gegner gegen den HSV an – und gegen Polzin.
Der HSV-Coach lächelte die Frage am Freitag weg. Als hätte er geahnt, dass sie kommen würde. Nein, der Umstand, dass Stefan Kuntz vor Weihnachten kurz davor stand, Kwasniok vom SCP in den Volkspark zu holen, spiele in seinen Gedanken keinerlei Rolle: „Sowohl jetzt als auch im Dezember gar nicht“, stellte Polzin klar und erinnerte an die Zeit, als er noch Interimstrainer war: „Loic und ich haben den Auftrag bekommen von Stefan und vom Verein, die Jungs bestmöglich auf die Spiele vorzubereiten. Unabhängig davon, was Drumherum passiert.“ Auch mit anderen Trainern.
Kwasniok wurde 2024 gleich zweimal beim HSV gehandelt
Polzin weiß, dass der HSV sich mit Alternativen beschäftigte. Alles andere wäre vom Klub auch fahrlässig gewesen, da der langjährige Assistent bis zum Vorjahr keine Cheftrainer-Erfahrung hatte und das Interregnum unter seiner Regie auch hätte schiefgehen können. „Natürlich war es in dem Monat so, dass sich der Verein mit anderen Dingen beschäftigt“, ist sich Polzin im Klaren. „Aber das hat für uns und unsere Arbeit überhaupt keine Rolle gespielt.“ Und die Geschichte mit Kwasniok, der schon Anfang 2024 als Tim-Walter-Nachfolger gehandelt worden war, und der zehn Monate später dann keine Freigabe vom SCP für den HSV-Wechsel erhielt, sei auch jetzt vollkommen egal.

„Es war auf jeden Fall kein Thema in dieser Woche und in der Spielvorbereitung“, betonte Polzin. Was aber nichts an seiner Wertschätzung für den Gegenüber ändert, der dem HSV am Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) mal wieder ein Bein stellen möchte. „Ich weiß, dass Lukas ein fantastischer Trainer ist“, sagt Polzin über Kwasniok, der seit Sommer 2021 SCP-Chefcoach ist. „Wir kennen uns jetzt schon seit ein paar Jahren und er macht einfach richtig gute Arbeit.“ In dieser Saison ist Paderborn unter Kwasniok ein Aufstiegskandidat, derzeit Sechster und für Polzin ist es daher „selbstverständlich, dass der eine oder andere Verein immer wieder interessiert ist“ an Kwasniok.
Polzin weiß: Der SCP überraschte den HSV immer wieder
Aber wie gesagt: „Das hat für mich in der Vorbereitung jetzt aber keine Rolle gespielt, sondern es ging eher darum: Was hat er in der Vergangenheit gegen uns gemacht? Was haben sie in der Vergangenheit für Lösungen gefunden? Wie haben sie versucht, Gegner zu verteidigen?“ Fakt ist, dass Kwasniok den HSV in den Vorjahren immer wieder mit taktischen Kniffen überrascht hat. Von einer neuen Systematik über einen unerwartet defensiven Ansatz bis zu Offensivfußball mit überfallartigem Pressing war alles dabei. Das weiß Polzin. Und er sagt daher: „Da lag der Fokus komplett drauf, damit wir uns gut vorbereiten können. Es war sehr inhaltlich – und weniger emotional geprägt.“
Das könnte Sie auch interessieren: Fragezeichen bei HSV-Stammduo: Steht Tom Mickel am Sonntag im Tor?
Gefühlsmäßig richtig bitter wurde es für den HSV beim bisher letzten Gastspiel in Paderborn: Am 33. Spieltag der Vorsaison, am 10. Mai 2024, unterlag der HSV mit 0:1 in der Home-Deluxe-Arena – und verspielte damit die letzte Aufstiegschance. Polzin war da noch Co-Trainer unter Baumgart, der nach der Pleite eine Grundsatzrede hielt. Fast zehn Monate später ist Baumgart im Volkspark längst Geschichte und Kwasniok weiterhin nicht die Gegenwart auf dem HSV-Chefstuhl – sondern Polzin, der bei allem Respekt vor dem SCP und dessen Erfolgstrainer unterstreicht: „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir die richtigen Mittel finden, um auch diese Mannschaft zu bespielen.“
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.