Ein Jahr ohne HSV-Tor – und EM in Gefahr! Das fehlt dem Camp-Verlierer
Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann spricht spricht Tim Walter das unmissverständlich an. Dann kommentiert er das, was ihm missfällt, lautstark, er gestikuliert und brüllt auch mal über den kompletten Trainings- oder Stadion-Platz. Das gilt für die Leistungen aller HSV-Profis, da bildet keiner eine Ausnahme. Auch beim Testspiel des HSV gegen den FC Zürich (2:2) dirigierte der Trainer an der Seitenlinie lautstark und wies unter anderem András Németh immer wieder darauf hin, dass er sich als alleiniger Mittelstürmer bei Angriffen im Strafraum zu positionieren habe. Trotz einiger Chancen und vieler guter Flanken aber traf der Ungar nicht. Wieder nicht.
An den Hereingaben von Bakery Jatta und Jean-Luc Dompé lag es am Donnerstag nicht. Im Test gegen Zürich, der das Trainingslager des HSV in Andalusien abrundete, agierte das Flügel-Duo auffällig, brach auf den Außen immer wieder durch und brachte einige Bälle ins Zentrum. Einzig: Németh konnte in der ersten Hälfte keinen im gegnerischen Tor unterbringen, trotz mindestens zwei sehr aussichtsreicher Chancen (29./33.).
Németh hat seit einem Jahr nicht für den HSV getroffen
Zur Halbzeitpause musste der 21-Jährige dann Platz machen für Robert Glatzel, der zwar auch manche Gelegenheit vergab, aber eben das eine Mal traf (73.). Tore des Führenden in der Zweitliga-Torschützenliste sind längst zur Gewohnheit geworden – Némeths letzter HSV-Treffer hingegen ist inzwischen fast ein Jahr her. Die wenige Spielzeit effektiv zu nutzen und als Joker regelmäßig zu stechen, ist freilich nicht einfach. Genau das hatte der Youngster in seinen ersten Partien für den HSV im vergangenen Jahr aber gleich zweimal auf beeindruckende Weise geschafft.
Der bis dato letzte Winter-Neuzugang des HSV, der Ende Januar 2023 für 750.000 Euro von KAA Gent aus Belgien nach Hamburg gewechselt war, brauchte zum Start der Rückrunde damals nur 29 Minuten für zwei Joker-Tore. Am 5. Februar 2023 traf er als Einwechselspieler gegen Hansa Rostock (2:0), eine Woche später (11. Februar) dann auch noch gegen Heidenheim (3:3). Seitdem aber tauchte Némeths Name kein einziges Mal mehr auf der Anzeigetafel auf – obwohl er im diesjährigen DFB-Pokal zweimal in der Startelf stand und in der ersten Runde, als er beim 4:3 in Essen immerhin seinen ersten Assist für den HSV verbuchte, ebenfalls 61 Minuten auf dem Platz stand.
HSV-Stürmer András Németh fehlt das Selbstvertrauen
Und auch in der Zweiten Liga kam der Angreifer in 14 von 17 Hinrunden-Partien zum Einsatz, wenn auch nicht mehr so oft als Joker Nummer eins. Fragt sich also: Wo ist sie hin, die Kaltschnäuzigkeit, mit der Németh in seinen ersten HSV-Wochen noch so viel Lust auf mehr gemacht hatte? Fehlendes Engagement, mangelnder Ehrgeiz oder nicht vorhandener Trainingsfleiß sind dem 21-Jährigen nicht vorzuwerfen. Aber ausbleibende Entwicklungsschritte?
Nach einem Knöchelbruch („Die schlimmste Zeit meiner Karriere“) hatte er sich seit dem Sommer zurückgekämpft und präsentierte sich auch im Trainingslager zuletzt wieder lernwillig. Németh lacht viel, spricht inzwischen fast fließend Deutsch, fühlt sich wohl – nur das Selbstvertrauen und -verständnis in den Spielen ging ihm in den vergangenen Monaten ab. Daraus folgt, dass der Stürmer immer wieder unglückliche Aktionen in den Spielen hat – nicht allerdings, dass Németh nicht mehr das Vertrauen seines Trainers und der Verantwortlichen erhält.
Aufdrängen konnte er sich zuletzt und auch im Spanien-Camp nicht, vereinsintern glaubt man beim HSV jedoch weiterhin an den ungarischen Nationalspieler. Im Sturm personell nachzulegen, hat bei den HSV-Bossen keine Priorität. Németh bleibt demzufolge vorerst der Back-up für Glatzel – und muss diese Rolle in den kommenden Monaten besser als in der Hinrunde nutzen, um sich für seinen großen Traum zu empfehlen: die Teilnahme an der EM mit Ungarn im Sommer.