HSV-Trainer Steffen Baumgart streckt im Training neben Moritz Heyer und Levin Öztunali einen Finger in die Höhe
  • Levin Öztunali (l.) und Moritz Heyer (2.v.l.) gelten beim HSV weiter als Wackel-Kandidaten.
  • Foto: imago images/Oliver Ruhnke

Für Baumgart wird es noch härter: Wer wird das nächste Streich-Opfer beim HSV?

Wäre Stürmer Robert Glatzel schon wieder spielfähig, müsste Steffen Baumgart sogar noch eine harte Kader-Entscheidung mehr treffen. Ohnehin aber wartet auf den HSV-Trainer jetzt eine zusätzliche. Wenn bis zum ersten Heimspiel gegen Hertha BSC am Samstagabend kein Profi den Verein verlässt, muss Baumgart einen weiteren Spieler aus dem Aufgebot streichen, der beim 2:1 in Köln noch dabei sein durfte. Schließlich dürfte Neuzugang Silvan Hefti direkt seine Premiere im Aufgebot feiern, weshalb Baumgart ein nächstes Streich-Opfer benennen muss. Die Situation ist komplex – auch wegen der verschiedenen Abschiedskandidaten.

Neben Glatzel, der nach seiner Sehnenreizung wohl erst nach der Länderspielpause im September wieder gänzlich fit sein wird, und dem an einer Lungenentzündung erkrankten Keeper Matheo Raab, dessen Kaderplatz Tom Mickel einnahm, berücksichtige Baumgart ein Sextett nicht für das Auftaktspiel in der Domstadt am vergangenen Freitag. Wobei davon zumindest drei Entscheidungen des Chefcoaches nachvollziehbar und logisch zu erklären waren.

Poreba, Suhonen und Hefti drängen in den HSV-Kader

Youngster Bilal Yalcinkaya, der sich nach seinen guten Leistungen in der Vorbereitung sicherlich Hoffnungen auf einen Platz im Aufgebot gemacht hatte, fing sich in der Woche des Zweitliga-Starts eine Erkältung ein, war deshalb mehr oder weniger außen vor. Zudem hatten Anssi Suhonen (nach Faszienriss) und der Ende Juni fest verpflichtete Lukasz Poreba (Rückenprobleme) weite Teile der Vorbereitung beziehungsweise viele Teamtrainings verpasst.

Das Fehlen des Finnen und des Polen im Kader für Köln war daher einleuchtend. Und auch, dass Jonas David, der sich auf Vereinssuche befindet, nicht mit dabei war, erstaunte weniger. Am ehesten überraschend war hingegen, dass Außenverteidiger Nicolas Oliveira und Angreifer András Németh die Reise nicht mit antraten – zumal Hefti als Rechtsverteidiger-Alternative am Freitag ja noch nicht da war und Glatzel als Sturm-Option ebenfalls fehlte.

Nicht-Nominierung von Oliveira und Németh überraschte

Es ist normal, dass Baumgart harte, vielleicht auch unpopuläre Entscheidungen treffen musste, weil er nur 20 Spieler (inklusive dem 19-jährigen Fabio Baldé) ins Spieltagsaufgebot berufen durfte, ihm derzeit aber eigentlich noch ein zu großer Gesamtkader zur Verfügung steht. Derlei Härtefälle gehören im Profi-Geschäft dazu, auch wenn sie für Frust bei den Betroffenen sorgen können. Klar ist aber auch, dass es nun nicht leichter wird für den Trainer.

Glatzel und Raab fallen fürs Heimspiel gegen die Hertha noch aus, Hefti aber drängt zumindest in den Kader. Zudem trainieren Suhonen sowie Poreba, dessen Kaufoption in Höhe von knapp einer Million Euro der HSV am Ende der Vorsaison nicht ohne Grund gezogen hatte, auch in dieser Woche bislang voll mit. Und auch Yalcinkaya mischte am Dienstagvormittag wieder mit. Grundsätzlich hätte Baumgart nach dem erfolgreichen Auftakt-Ergebnis keinen Grund, Veränderungen am Kader vorzunehmen. Allerdings steckt mehr hinter Nominierung und Nicht-Nominierung.

Will der HSV seine Abschiedskandidaten präsentieren?

Da das Transferfenster noch bis Ende August geöffnet ist und die Hamburger eigentlich noch Spieler abgeben wollen, bieten die ersten Saisonspiele die Chance, einzelnen Profis, die Wechsel-Kandidaten sind, noch mal eine Bühne zu geben. Nun wäre es angesichts der Brisanz und der Bedeutung der Partie gegen den Bundesliga-Absteiger vermessen, zu behaupten, dass Baumgart einzelne Akteure in Köln nur aus diesem Grund aufgestellt oder eingewechselt hat. Trotzdem werden seine Entscheidungen auch demnächst genauestens beobachtet werden.

Levin Öztunali (r.) kam in Köln als HSV-Joker ins Spiel, Noah Katterbach saß 90 Minuten lang auf der Bank. imago images/Nico Herbertz
Noah Katterbach und Levin Öztunali klatschen mit Eric Martel ab
Levin Öztunali (r.) kam in Köln als HSV-Joker ins Spiel, Noah Katterbach saß 90 Minuten lang auf der Bank.

Levin Öztunali, Moritz Heyer und William Mikelbrencis gelten schon den ganzen Sommer als Abschiedskandidaten, kamen in Köln aber allesamt als Joker – Öztunali schon in der 65., Heyer in der 83. und Mikelbrencis in der ersten Minute der Nachspielzeit. Jetzt, da Hefti vorgestellt wurde, ist es ein realistisches Szenario, dass Mikelbrencis aus dem Kader für Hertha gestrichen wird. Schließlich ist der Franzose wie der Neuzugang aus der Schweiz ein klarer Rechtsverteidiger, während Heyer in den Tests und beim Liga-Auftakt im defensiven Mittelfeld aufgeboten wurde.

Oliveira und Yalcinkaya könnten U21 spielen, David verletzt

Nicht auszuschließen ist es auch, dass es Linksverteidiger Noah Katterbach erwischt, der in der Vorbereitung zu den Unauffälligeren gehört hatte und der in Köln dann auch 90 Minuten auf der Bank saß. Damit erging es dem 23-jährigen Ex-FC-Profi aber immerhin noch besser als den gar nicht berücksichtigten Oliveira, Németh und Co. Und dass entweder Immanuel Pherai oder Guilherme Ramos, die ebenfalls gar nicht zum Einsatz kamen, die nächsten Streich-Opfer beim HSV werden, ist angesichts ihrer Positionen und der Optionen im Gesamtkader unwahrscheinlich.

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Immerhin spielt die U21 des HSV, die am vergangenen Wochenende in der Regionalliga Nord spielfrei hatte, am kommenden Samstag ebenfalls. Oliveira und Yalcinkaya könnten dann ab 16 Uhr beim VfB Lübeck auflaufen. Zudem zeichnet sich ab, dass David fürs Topspiel viereinhalb Stunden später ausfallen wird; der im Volkspark wohl ohnehin perspektivlose Innenverteidiger hat Wadenprobleme und trainierte am Montag und Dienstag nur individuell. Vier weitere – Stand jetzt – gesunde HSV-Profis muss Baumgart mit Blick auf den Hertha-Kader aber enttäuschen. Wieder Németh, Poreba und Suhonen? Dazu Mikelbrencis? Oder Katterbach? Oder gar Überraschungen? Offen.

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