Die HSV-Nordtribüne vor dem Spiel gegen Elversberg. Auch gegen die Polizei gerichtete Banner sind zu sehen
  • „Niemals Freund niemals Helfer – ganz Hamburg hasst die Polizei“, war am Sonntag auf Bannern auf der Nordtribüne zu lesen.
  • Foto: WITTERS

„Ganz Hamburg hasst die Polizei“: HSV reagiert auf Choreo der Nordtribüne

Die Botschaft, die die HSV-Fans am Sonntag gesendet hatten, war eine deutliche. „Niemals Freund Niemals Helfer. Ganz Hamburg hasst die Polizei“, stand auf zwei Bannern auf der Nordtribüne im Volkspark geschrieben. Die Choreografie der Anhänger bezog sich auf die Razzia der Bundespolizei eine Woche zuvor in Bergedorf – und wurde in der Hamburger Politik als grenzüberschreitende Entgleisung gewertet. Inzwischen ist der HSV den Aufforderungen zu einer Stellungnahme nachgekommen und hat sich deutlich positioniert.

„Wir, die HSV Fußball AG und das Präsidium des HSV e.V., distanzieren uns klar und in aller Deutlichkeit von den Botschaften und Inhalten dieser Choreografie“, schrieb der Verein am Montagmittag auf seiner Website. „Unser Wohnzimmer, das Volksparkstadion, ist kein Platz für Hass-Botschaften und kein Platz für pauschale Verurteilungen von Menschen und Berufsgruppen.“

Die Choreografie der Ultragruppe sei dem HSV im Vorfeld des Spiels gegen die SV Elversberg (1:0) nicht bekannt gewesen, teilte der HSV ferner mit, nachdem es deutliche Kritik aus der Hamburger Politik gegeben hatte.

Nach Choreo: Politiker forderten HSV zu Stellungnahme auf

„Wir reden hier über die Polizei, die jedes eurer Spiele begleitet und schützt“, schrieb die Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin (SPD) auf X. Sören Schuhmacher, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg, sagte: „Die Sicherheit rund um die Spiele des Hamburger Sportvereins zu gewährleisten, ist ein riesiger Aktivposten für die Polizei Hamburg und die Bundespolizei. Dass die Nordtribüne sich jetzt derart abfällig gegenüber den Einsatzkräften äußert, ist völlig inakzeptabel.“

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Schuhmacher ergänzte, dass es richtig sei „Gewalttäter:innen konsequent zu verfolgen“ – und vor diesem Hintergrund müsse man auch den umstrittenen Einsatz der Bundespolizei vom 17. Februar bewerten. Ein Großaufgebot der Einsatzkräfte hatte nach dem HSV-Spiel in Rostock (2:2) einen Regionalzug in Bergedorf gestoppt und 855 Hamburger Fans kontrolliert. Ziel sei es gewesen, nach mutmaßlichen Gewalttätern zu suchen, die im September 2023 in Mannheim mit Anhängern von Borussia Dortmund aneinandergeraten waren. Laut Polizei seien 31 Verdächtige ermittelt worden. Betroffene und zahlreiche Hamburger Politiker hatten die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes anschließend infrage gestellt.

SPD-Politiker Schuhmacher sieht „Verächtlichmachung“

„Sachliche Kritik an der Einsatzführung ist wichtig“, sagte Schuhmacher nun, „aber die Verächtlichmachung von Einsatzkräften, die jedes Wochenende raus müssen, um in Fußballstadien für geordnete und friedliche Verhältnisse zu sorgen, weil der Fußball die Gewalt in den Stadien seit Jahren nicht in den Griff bekommt, verbietet sich.“ Der HSV bezog sich in seinem Statement nicht direkt auf die kritischen Äußerungen aus der Politik.

Der Klub kündigte aber an: „Wir werden in den sehr kritischen internen Dialog mit den Urhebern dieser Choreografie treten, wir werden weiterhin den vertraulichen und internen Austausch mit Polizei und Behörden wählen und wir werden intern aufarbeiten, wie eine solch unangebrachte Choreo in unserem Stadion veröffentlicht werden konnte und wieso dieses Vorgehen viele Unbeteiligte ohne ihr Wissen als Mitmacher einbezogen hat.“

HSV: Baumgart wusste noch nichts von der Polizei-Kritik

HSV-Coach Steffen Baumgart, zu Zeiten der Wende selbst Bereitschaftspolizist in Schwerin, war bereits am Sonntag nach seinem Trainer-Debüt im Volkspark auf die scharfe Botschaft der Anhänger angesprochen worden. „Ich höre zum ersten Mal, dass ein Polizeieinsatz da war. Deshalb kann ich es überhaupt noch nicht einschätzen“, sagte der 52-Jährige und hielt sich dementsprechend bedeckt.

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„Ich glaube, dass wir immer wieder in die Situation kommen: Was war gut? Was war nicht gut? Was war angebracht? Was war nicht angebracht?“, zählte Baumgart auf. „Ich glaube, da bin ich aber nicht der richtige Ansprechpartner für.“ Stattdessen reagierte nun der Verein mit einem klaren Statement.

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