Die HSV-Fans beim Heimspiel gegen Regensburg
  • Die HSV-Fans bezogen am Sonntag auf der Nordtribüne Stellung,
  • Foto: imago images/HMB-Media

„Geht um nichts als den Schein“: Neue Attacke auf den HSV-Vorstand

Vorm Anpfiff des Heimspiels gegen Regensburg (5:0) strahlte Eric Huwer in eine Kamera – gemeinsam mit Vorstandskollege Stefan Kuntz, mit Dörte Kruppa von der Initiative „WeAreAllUkrainians“ und mit Wladimir Klitschko. Der Ex-Profiboxer bedankte sich bei den HSV-Bossen für die Unterstützung seines Heimatlandes, die ab nächster Woche eine weitere Episode erfährt – denn dann bestreitet Dynamo Kiew seine erste Europa-League-Heimpartie im Volkspark. Genau das veranlasste HSV-Fans am Sonntag aber zu einer neuen Attacke.

Dass es einige Anhänger aus der Szene ablehnen, dass der HSV seine Stadion-Tore bald für Dynamo Kiew öffnet, ist bekannt. Nach der Bekanntgabe des Arena-Deals hatte der Supporters Club in einer Stellungnahme geschrieben:  „Mit Dynamo Kiew gibt der HSV sein Stadion an einen Verein ab, in dessen Umfeld und Kurven es immer wieder zu rassistischen und diskriminierenden Verhalten kommt. Verhalten, das in unserem Stadion niemals einen Platz haben darf.“ Deutliche Worte. Und am Sonntag folgten dann weitere auf zwei präsentierten Bannern auf der Nordtribüne.

HSV-Fans lehnen Stadion-Vermietung an Dynamo Kiew ab

„Der Kampf für die Werte, geführt vom ganzen Verein. Nur für Eric Huwer geht es um nichts als den Schein“, war während der ersten Halbzeit dort zu lesen. Der Schriftzug war offensichtlich an Finanz-Boss Huwer adressiert. Und im Laufe des Spiels gegen Jahn Regensburg stand auf einem weiteren Plakat, das auf der Nordtribüne in die Höhe gestreckt wurde, weniger persönlich: „Werte und Glaubwürdigkeit verkauft. Dynamo Kiew raus aus dem Volkspark.“

„Der Kampf für die Werte, geführt vom ganzen Verein. Nur für Eric Huwer geht es um nichts als den Schein“, war am Sonntag auf der Nordtribüne zu lesen. MOPO/Simon Braasch
Ein Banner auf der HSV-Nordtribüne
„Der Kampf für die Werte, geführt vom ganzen Verein. Nur für Eric Huwer geht es um nichts als den Schein“, war am Sonntag auf der Nordtribüne zu lesen.

Viele HSV-Fans sehen es generell kritisch, dass der Verein sein Stadion in den vergangenen Monaten gleich mehrfach vermietet an – unter anderem auch an Vorjahres-Champions-League-Klub Schachtar Donezk und an Regionalligist Phönix Lübeck, der sein DFB-Pokal-Erstrundenspiel gegen den BVB in Hamburg absolvierte.

HSV Supporters forderten Statement von Vorstand Huwer

In dieser Saison nun wird Dynamo Kiew zunächst seine vier Europapokal-Gruppenspiele gegen Lazio Rom (nächste Woche Mittwoch), Ferencvaros Budapest (7. November), Viktoria Pilsen (28. November) und Rigas Futbola Skola (30. Januar) im Volkspark bestreiten – da der ukrainische Klub seine internationalen Partien wegen des russischen Angriffskriegs nicht im eigenen Stadion austragen kann. Die HSV-Fans lehnen nicht die Solidarität mit der Ukraine ab – aber den Umstand, dass Dynamo Kiew nichts gegen die Missstände innerhalb seiner Fanszene unternehme.

Von den HSV-Bossen forderten die Fans daher kürzlich eine „öffentliche Erklärung und ein Konzept, wie man erreicht, dass das Volksparkstadion abseits von HSV-Spielen ein Ort ist, an dem die Werte des HSV gelebt werden“. Eine öffentliche Reaktion von Huwer auf dieses Statement steht noch aus. Im Rahmen der Bekanntgabe des Stadion-Deals hatte der Finanz-Vorstand zuletzt gesagt: „Wir sind uns der problematischen Anteile der Fanszene bewusst, glauben aber gleichermaßen an die Kraft des Sports und die gelebten Werte in unserem Volkspark, die wir auch in diesem Kontext deutlich vertreten werden.“ Am Sonntag erfolgte dann die schriftliche Attacke auf Huwer.

7000 Tickets für Dynamo Kiew gegen Lazio Rom verkauft

Der 42-Jährige hatte kürzlich betont: „Wir haben viel Zuspruch für die Unterstützung der Ukraine erfahren und freuen uns sehr, diese Haltungsfrage auch weiterhin zu beantworten und einem vom Krieg betroffenen Verein eine Heimspielstätte zu bieten.“ Und Wladimir Klitschko zeigt sich glücklich darüber, sagte am Sonntag im Rahmen der Stadionshow unter anderem: „Lieber HSV, liebe Hamburger, ich möchte mich bei Euch bedanken, dass Dynamo Kiew seine Spiele in der Europa League im Volksparkstadion austragen darf. Wir Ukrainer wissen das sehr zu schätzen. (…) Hamburg hat Herz und der HSV geht zum wiederholten Mal voran. Ich finde das großartig.“

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In der Vorsaison hatte der HSV dank des Gastspiels von Schachtar Donezk, das in Hamburg unter anderem gegen den FC Barcelona antrat, mehr als eine Million Euro eingenommen. Da die Europa League nicht so attraktiv ist wie die Champions League, dürfte der HSV, der die ganze organisatorische Abwicklung der Kiew-Partien übernimmt, nun allerdings weniger vom Ticketverkauf profitieren. Für das anstehende erste Europapokal-Heimspiel von Dynamo gegen den italienischen Klub Lazio Rom nächste Woche Mittwoch (25.9.) wurden bislang rund 7000 Karten verkauft.

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