„Haben auf die Fresse bekommen!“ Brutaler Aufstiegs-Rückschlag schockt den HSV
So einen herben Rückschlag hatten wohl nicht mal die größten Pessimisten auf dem Zettel. Alles war am Freitagabend im Volkspark für den nächsten Schritt in Richtung Aufstieg angerichtet – doch stattdessen bekam der HSV einen heftigen Kinnhaken verpasst. Nach dem 2:4 (0:2) gegen Abstiegskandidat Eintracht Braunschweig schrillen plötzlich wieder alle Alarmglocken. Bekommt der HSV jetzt das große Zittern im Aufstiegskampf?
Als der Schlusspfiff ertönte, hielten sich die Pfiffe in Grenzen. Das hatte allerdings weniger mit der Gnade der Fans zu tun, sondern war der Tatsache geschuldet, dass sich etwa 20.000 der unzufriedensten schon weit vor dem Ende des Spiels aus dem Staub gemacht hatte. Der Rest harrte dann in Schockstarre aus und musste erstmal verarbeiten, was gerade geschehen war.
HSV-Profi Elfadli findet klare Worte
„Wir haben ganz klar auf die Fresse bekommen“, erklärte HSV-Mittelfeldmann Daniel Elfadli kurz darauf, während aus der nahe gelegenen Braunschweiger Kabine die Mallorca-Playlist in ohrenbetäubender Lautstärke rauf und runter gespielt wurde. Auch Angreifer Davie Selke bekannte: „Die Niederlage war absolut verdient.“

Ein mächtiger Rückschlag im ausverkauften Haus, in dem 57.000 Fans ihren Augen nicht trauten. Von Beginn an war beim HSV nichts zu erkennen vom Schwung, der den Verein in den vergangenen Wochen und Monaten an die Tabellenspitze und gefühlt schon mit einem Bein in die Bundesliga getragen hatte. Waren sich die Profis ihrer Sache anhand der sechs Zähler Vorsprung auf Rang drei schon zu sicher? Oder war der Aderlass durch Verletzungen und Sperren (Muheim fehlte mit Muskelfaserriss, Reis war gesperrt, Meffert und Hadzikadunic noch nicht komplett fit) zu groß?
Auch HSV-Trainer Polzin unzufrieden mit der Leistung
Merlin Polzin sprach Klartext. „Was mich wirklich nervt, ist, dass wir es nicht geschafft haben, unsere Art und Weise von Fußball auf den Platz zu bringen“, kritisierte der Trainer, der in seinem 16. HSV-Spiel als Chef erst die zweite Pleite kassierte. „Wir haben gerade in der ersten Halbzeit extrem viele Lösungen nur nach hinten gesucht, waren weit auseinander, haben keine Connection zueinander hergestellt und es nicht geschafft, diesen mutigen Offensivfußball, der uns auszeichnen soll, auf den Platz zu bringen. Das ist extrem enttäuschend, gerade hier zu Hause.“
Ein Trauerspiel, das nach 40 Minuten seinen Lauf nahm. Zwei Ballverluste des für Reis ins Team gekommenen Marco Richter begünstigten die ersten beiden Gegentore. Erst traf Bell Bell zum 0:1 (40.), dann fälschte HSV-Abwehrmann Silvan Hefti Jaeckels Hereingabe unglücklich zum 0:2 ab (41.).

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Böse Pfiffe der Fans zur Pause, aber die Hoffnung, dass der HSV mit Schwung zurückkommen würde. Pherai, Königsdörffer und Baldé kamen für Karabec, Richter und Sahiti – doch erst spät fiel der Anschluss. Selke köpfte zum 1:2 ein (74.).
Selke betreibt nur Ergebniskosmetik
Da hofften alle wieder, ehe die Eintracht den nun defensiv entblößten HSV auseinanderschraubte. Binnen 100 Sekunden erhöhten Baas (84.) und Philippe (85.) auf 1:4. Selkes 19. Saisontor zum 2:4 war nicht mehr als Ergebniskosmetik (90.+5).
Ein Abend, der die Anhänger in Angst und Schrecken versetzte und die Befürchtung nährte, der HSV könne auch im siebten Anlauf den Aufstieg abermals verspielen. Noch in der Kabine unternahmen die Profis erste Versuche, das Geschehene aufzuarbeiten. Ob es gelingt „wird man nächste Woche sehen“, so Angreifer Ransford Königsdörffer. Dann tritt der HSV auf Schalke an (19.4.).
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Polzin wird bis dahin alle Hände voll zu tun haben. „Das war ein sehr gebrauchter Tag, das tat in jedem Fall weh“, resümierte der Trainer, versprach aber: „Wir stehen zusammen. Es gehört zum Fußball dazu, dass man ein Spiel verliert, über die Art und Weise werden wir aber noch sprechen. Uns war aber immer klar, dass sich der Kampf bis zum letzten Spieltag ziehen wird.“
Sieht ganz danach aus. Weil es der HSV ohne Drama offenbar nicht kann, egal, wie sicher sich seine Fans mitunter fühlen mögen.
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