Wildes Schnee-Derby! Stadtmeister HSV jubelt, St. Pauli fühlt sich „schlecht“
Im turbulenten 110. Hamburger Derby fielen reichlich Schneeflocken und vier Tore, aber einen Sieger gab es nicht. Der FC St. Pauli bleibt nach dem 2:2 (2:0) Spitzenreiter und ungeschlagen, der HSV Stadtmeister. Die Kiezkicker ärgerten sich über eine in nur zwei Minuten verspielte 2:0-Führung, der lange schwache Erzrivale freute sich über die Aufholjagd und den Punkt.
Niemand siegt am Millerntor. Dieser Fan-Gesang war Programm – aus braun-weißer Sicht ganz anders als Spielern, Fans und Trainer lieb war. „Schlecht“ fühle er sich, meinte Fabian Hürzeler nach dem Spiel, „weil ich glaube, dass wir über 90 Minuten die bessere Mannschaft waren. Wir hatten drei, vier Torchancen, um das dritte Tor zu machen und das Spiel zu killen.“
HSV-Boss Boldt freut sich über Punkt am Millerntor
Auf der Gegenseite eine ganz andere Gemütslage. HSV-Sportvorstand Jonas Boldt sagte: „So wie wir zurückgekommen sind mit den beiden Toren – Hut ab.“ Er fand es „mehr als verdient“, einen Punkt mitzunehmen. „Die erste Halbzeit war klar bei St. Pauli, die zweite Halbzeit klar beim HSV.“
Bei Schneegestöber war angepfiffen worden – eine Minute verspätet, weil der Einsatz von reichlich Pyrotechnik beim Einlaufen der Mannschaften die Sicht vernebelt hatte. Die Kiezkicker, bei denen Connor Metcalfe statt Oladapo Afolayan auf der rechten Außenbahn startete, übernahmen die Kontrolle, während der HSV das Zentrum dichtmachte und auf Umschaltmomente lauerte. Das schmeckte den Gastgebern zunächst nicht.
Der Dosenöffner war – wieder einmal – eine Ecke. Hartel schlenzte den Ball halbhoch in den hinteren Bereich des Strafraums, wo Jackson Irvine völlig frei die Pille direkt nahm und platziert neben den rechten Pfosten einschoss – das frenetisch gefeierte 1:0 (15.).
Irvine trifft zur Führung – schlimmes Eigentor von Heuer Fernandes
Nur fünf Minuten später jubelten die St. Pauli-Fans erneut, doch Eggesteins Treffer wurde zu Recht wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben. Der erste Torschuss des HSV ließ lange auf sich warten. Mehr als den Distanzschuss von Jonas Meffert (23.), der für Torwart Nikola Vasilj keine Probleme darstellte, brachten die Gäste in der ersten Halbzeit nicht zustande.
Doch halt, das stimmt so nicht. Der HSV erzielte auch ein Tor. In Slapstick-Manier. Bei einem Abstoß spielte Keeper Daniel Heuer Fernandes den Ball kurz und Guilherme Ramos spielte ihn völlig missraten auf das leere Tor zurück. Beim Klärungsversuch beförderte der Torhüter den springenden Ball mit voller Wucht ins eigene Tor – 2:0 (27.).
Die „Boys in Brown“ obenauf und dominant, der HSV total verunsichert. St. Pauli hätte nachlegen können, vielleicht sogar müssen.
Glatzel und Pherai lassen den HSV jubeln
Zur zweiten Halbzeit gab es wegen des Schnees einen neuen Ball. Knallorange. Und auch das Spiel wurde auf den Kopf gestellt. Aus – natürlich sprichwörtlich – heiterem Himmel erzielte Robert Glatzel nach Hereingabe von Ignace Van der Brempt in Mittelstürmermanier mit einem langen Bein den Anschlusstreffer (58.).
Doppelt schockt besser. Nur zwei Minuten später erzielte Immanuel Pherai nach Vorarbeit des eingewechselten Jean-Luc Dompé mit einem platzierten Rechtsschuss aus der Drehung den Ausgleich. In nur zwei Minuten hatten die Rothosen alles auf Null gestellt und das Millerntor abgekühlt.
Die Kiezkicker berappelten sich, doch mehr als Halbchancen sprangen bei schwierigen Bodenverhältnissen nicht heraus, während der HSV mit dem Remis zufrieden war – und besser damit leben kann als St. Pauli.