Steffen Baumgart gibt Robert Glatzel, Ransford Königsdörffer und Davie Selke im Training Anweisungen
  • HSV-Trainer Steffen Baumgart kann wöchentlich zwischen Robert Glatzel, Ransford Königsdörffer und Davie Selke (v.l.) entscheiden.
  • Foto: imago images/Oliver Ruhnke

HSV buhlte um Millionen-Youngster: Wie sich die Lage im Sturm komplett änderte

Hat die aus Robert Glatzel und Davie Selke bestehende Doppelspitze, die gegen den SC Paderborn erstmals in einem Pflichtspiel beginnen durfte, nun funktioniert oder nicht? „Wir haben beide unsere Tore gemacht“, stellte Glatzel nach dem 2:2 fest, gestand aber auch: „Dafür, dass wir zwei große Stürmer hatten, haben wir uns zu wenig Chancen herausgespielt.“ Beide Punkte in Glatzels Antwort stimmen. Dem 30-Jährigen wäre diese Frage aber niemals gestellt worden, wenn er den HSV im Sommer verlassen hätte. Für diesen Fall waren die Bosse vor der Selke-Verpflichtung an einem Millionen-Youngster dran. Und doch ist die Sturm-Lage nun ganz anders.

Glatzel? Hat nach sieben Zweitliga-Spieltagen nun schon fünf Tore. Selke? Erzielte jetzt bereits drei. Und nicht zu vergessen: Ransford Königsdörffer, der am Samstag erstmals in dieser Saison auf der Bank Platz nehmen musste, was die Luxus-Situation im Sturm verdeutlicht, steht auch schon bei vier Treffern. Das bedeutet: Gemeinsam haben die drei HSV-Stürmer in sieben Liga-Partien bereits zwölfmal geknipst. Das hatte es in den Vorjahren nie gegeben.

HSV-Stürmer legen zusammen einen Top-Saisonstart hin

Zum Vergleich: In der vergangenen Saison 2023/24 stand der HSV nach sieben Zweitliga-Spieltagen bei insgesamt fünf Stürmer-Toren – alle erzielt durch Glatzel. Zu diesem Zeitpunkt hatten Ransford Königsdörffer (am Saisonende zwei Tore) und András Németh noch gar nicht geknipst, Letzterer blieb gar bis nach dem 34. Spieltag torlos. Davor, in der Spielzeit 2022/23, hatte Glatzel nach sieben Partien zwei Drittel der Stürmer-Tore des HSV erzielt, er stand bei vier und Königsdörffer zumindest bei vier Buden. Auch 2021/22 wiederum gingen die drei Stürmer-Treffer nach sieben Spielen alle auf Glatzels Konto, weil Mikkel Kaufmann und Manuel Wintzheimer noch Ladehemmung hatten.

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Die diesjährige Zwischenbilanz zeigt, dass Steffen Baumgart und Stefan Kuntz richtig in der Annahme lagen, dass es mindestens einen weiteren HSV-Torjäger hinter Glatzel benötigt. Dass abgesehen von Selke auch Königsdörffer einen Top-Saisonstart hinlegte, war nicht unbedingt eingepreist, macht die Situation im Angriffszentrum aber umso besser. Das war vor wenigen Monaten noch nicht zwangsläufig zu erwarten – auch, weil Glatzels Zukunft offen war.

Roko Simic wäre eine Sturm-Alternative zu Glatzel gewesen

Zur Erinnerung: Wie in den Vorjahren hatte der amtierende Torschützenkönig auch in diesem Sommer wieder die Möglichkeit, den HSV via Ausstiegsklausel zu verlassen. Und Glatzel nahm sich nach dem letzten Spieltag fast vier Wochen lang Zeit, um seine Entscheidung zu fällen, während Baumgart und der damals neue Sportvorstand Kuntz alles unternahmen, um ihn von einem Verbleib zu überzeugen. Schließlich hatten diese Bemühungen Erfolg, Glatzel bekannte sich Mitte Juni zum HSV. Weil das aber lange nicht gesichert war, mussten sich die Bosse mit Alternativen beschäftigen. Und nach MOPO-Informationen fiel HSV-intern im Zuge dessen schon früh der Name von Roko Simic.

Ein Bild aus der Sommervorbereitung: Inzwischen wurde Roko Simic (21) von RB Salzburg an Cardiff City verkauft – und von den Walisern wiederum nach Belgien verliehen. imago images/GEPA pictures
Roko Simic dribbelt im Trikot von RB Salzburg aufs gegnerische Tor zu
Ein Bild aus der Sommervorbereitung: Inzwischen wurde Roko Simic (21) von RB Salzburg an Cardiff City verkauft – und von den Walisern wiederum nach Belgien verliehen.

Dass der 21-jährige Angreifer im Laufe des Sommers Thema im Volkspark war, hatten verschiedene Medien bereits berichtet. Allerdings war es so, dass man sich in Simic’ Lager nicht schon sehr früh in der Transferperiode für einen Wechsel entscheiden wollte. Vielmehr setzte man darauf, dass der in Mailand geborene Kroate, der zum Zeitpunkt des HSV-Interesses noch bis 2025 bei RB Salzburg unter Vertrag stand, erst Ende August, kurz vor dem Ablauf des Wechselfensters, woanders unterschreiben würde. Deshalb fiel Simic als möglicher Glatzel-Ersatz beim HSV weg.

Simic wechselte nach Cardiff – und wurde direkt verliehen

Kuntz und Sportdirektor Claus Costa waren wegen einiger Unwägbarkeiten im Kader – nicht nur Glatzel besaß eine Ausstiegsklausel – gezwungen, sehr flexibel auf dem Markt zu agieren. Sie mussten für verschiedenste Szenarien vorsorgen. Und letztlich blieb Glatzel dann ja auch, bevor sich knapp einen Monat später die Möglichkeit ergab, in Selke einen gestandenen zweiten Mittelstürmer zu verpflichten. Jetzt hat das Duo also erstmals in der Zweiten Liga von Beginn an gemeinsam auf dem Platz gestanden – und Königsdörffer macht es gar zu einem starken Sturm-Trio.

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Und Simic? Der verließ Österreich tatsächlich erst am 30. August, Champions-League-Klub RB Salzburg verkaufte den 20-maligen U21-Nationalspieler für zwei Millionen Euro an Cardiff City. Und nur einen Tag später wurde Simic, der laut „transfermarkt.de“ einen Marktwert von sechs Millionen Euro hat, vom britischen Zweitligisten nach Belgien zu Erstligist KV Kortrijk verliehen. Dieses Vorgehen verdeutlicht dem HSV nicht nur im Fall Simic, warum man bei bestimmten Transfers nun nicht mehr mithalten kann. Denn tatsächlich hatten die Bosse zumindest kurzzeitig auch einen anderen Millionen-Youngster im Visier, der jetzt bei RB Salzburg unter Vertrag steht: Edmund Baidoo (18).

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