HSV-Trainer Tim Walter (l.) und St. Paulis Timo Schultz.
  • Zwei Pokal-Gewinner mit bester Laune vor dem Stadtderby: HSV-Trainer Tim Walter (l.) und St. Paulis Timo Schultz.
  • Foto: WITTERS

„Bauchpinselei!“ HSV- und St. Pauli-Trainer liefern sich verbales Derby

Das Hochgefühl hält weiterhin an. Auf zwei Wolken schweben der HSV und der FC St. Pauli dem Stadtderby (Freitag, 18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) entgegen, die einen mit Rückenwind nach dem Pokalerfolg in Köln, die anderen komplett berauscht dank des Sieges gegen Borussia Dortmund. Berechtigter Enthusiasmus vor dem Showdown im Volkspark. Doch Vorsicht: Einem der beiden Rivalen droht eine empfindliche Bruchlandung.

So alt dieses Derby auch ist, einen Gipfel solcher Art hat Hamburg noch nicht erlebt, seit 1963 die Zeiten des bezahlten Fußballs begannen. Beide Vereine kämpfen um den Aufstieg, lehrten gerade der Bundesliga das Fürchten und wollen ihre Woche heute krönen. Aber wer kann nach der Partie wirklich noch aus vollem Halse lachen?


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Hier der HSV, dort St. Pauli. Ein uraltes Duell mit allerdings veränderten Vorzeichen. Der Tabellenfünfte empfängt den Spitzenreiter vom Kiez. Siegt der HSV, ist er auf drei Punkte an Braun und Weiß dran. Gewinnt St. Pauli, ziehen sie auf neun Punkte davon. Ein Spiel. Simple Rechnungen. Gewaltige Auswirkungen.

St. Paulis Schultz: „Der HSV ist der große Verein der Stadt“

Timo Schultz, der am Donnerstag um 9.10 Uhr als erster der beiden Trainer zum finalen Verbal-Duell bat, hält nicht soviel davon, die Tabellen-Konstellation heranzuziehen. St. Paulis Coach bedachte den Stadtrivalen stattdessen mit einer gewaltigen Lobeshymne. „Der HSV bleibt der HSV, das ist der große Verein hier in der Stadt“, stellte Schultz fest. „Die haben immer den Anspruch, oben dabei zu sein, aufzusteigen und normalerweise auch in der Ersten Liga zu spielen.“ Der HSV, da ist sich Schultz sicher, werde „bis zum Ende oben dabei sein“. Zur Krönung merkte der 44-Jährige noch an: „Rein statistisch gesehen sind sie schon die stärkste Mannschaft der Liga. Mir macht es Spaß, ihnen beim Fußballspielen zuzuschauen.“

Als Tim Walter 84 Minuten später selbst zur finalen Pressekonferenz bat, hatten Schultz‘ Worte längst die Runde gemacht. Ja ja, dachte sich der HSV-Trainer und lächelte. „Vielen Dank für die Lorbeeren, das kann ich nur so zurückgeben. Aber das ist natürlich immer Bauchpinselei.“ Und dennoch: „Der Gegner steht nicht zu Unrecht da, wo sie stehen. Weil sie viele Dinge sehr gut machen.“

HSV-Trainer Walter spricht ungern über St. Pauli

Das Bemerkenswerte: Es waren die einzigen Sätze, die Walter zum Thema St. Pauli zu entlocken waren. Ansonsten wich er auf fast schon penetrante Weise allen Fragen aus, die sich auch nur im Ansatz mit dem Gegner beschäftigen. Die klare und zur Schau gestellte Botschaft: „Wir wollen nur auf uns schauen und unser Spiel durchziehen.“

Nichts anderes ist die Marschroute des einstigen Goliath HSV gegen den nun sportlich zumindest ebenbürtigen, früheren David. Bloß keine Ablenkung, schon mal gar nicht durch den Blick auf die jüngste Derby-Historie (vier Pleiten, ein Remis). „Bringt uns nicht weiter“, sagt Walter.

Das Hinspiel gewann St. Pauli gegen den HSV mit 3:2

Eine Warnung an den Gegner hatte er dennoch parat. Welche Lehren man aus dem Hinspiel noch ableiten könne, das der HSV Mitte August mit 2:3 verlor, wurde der 46-Jährige gefragt. Seine Replik: „Gar keine. Wir haben uns weiter entwickelt, unser Spiel ist besser geworden und wir haben uns verändert.“

Das sieht auch Schultz so, verweist aber dennoch auf die Partie am Millerntor. Da habe sein Team „Stress aufgebaut, das kann auch dieses Mal das Ziel sein“. Und: „Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen, können wir beeinflussen, in welche Richtung das Spiel geht.“

HSV und St. Pauli – wer behält seine breite Brust?

Zwei Rivalen mit breiter Brust. Zwei Vereine, die auch ihre Fans zu stolzen Derby-Siegern machen wollen. Ansporn und Druck zugleich. Wer damit besser umgehen kann, wird gewinnen. Nur eines, so Schultz, sei schon vor dem Anpfiff klar: „Es knistert! Beim Bäcker und überall, wo man langläuft, wird man darauf angesprochen. Normalität wird das niemals werden.“

Ein besonderer Tag, ein prickelnder Abend. Für Hamburg und den Fußball.

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