Stefan Kuntz lehnt im Innenraum des Volksparkstadions mit verschränkten Armen an einer Wand.
  • Stefan Kuntz ist bei der Suche nach Talenten auf kreative oder interne Lösungen angewiesen.
  • Foto: WITTERS

HSV hatte Millionen-Stürmer im Visier: Warum der Verein nicht mithalten kann

Welches Talent, das noch nicht ins Visier internationaler Scouts geraten ist, hat eine außergewöhnliche Tor-Quote? Welches besticht mit einer besonderen Laufstärke auf bestimmten Teilen des Spielfeldes? Und welche statistischen Eigenschaften, die perfekt zur eigenen Philosophie passen, hat dieser Spieler noch? Mithilfe von modernem Datenscouting können Transferjäger Fragen wie diese heutzutage in Windeseile beantworten – auch im Volkspark. Der HSV hat einen Mitarbeiter, der sich nur ums Datenscouting kümmert – und der kürzlich einen spannenden, später 3,3 Millionen Euro teuren Stürmer präsentierte. Dieser kam nicht. Aus Gründen.

Stefan Kuntz staunte in diesem Sommer nicht schlecht, als er erstmals von Edmund Baidoo hörte. Der 18-Jährige war erst im März dieses Jahres aus Ghana, seinem Heimatland, in die zweite norwegische Liga zu Sogndal IL Fotball gewechselt. Und dort brachte es Baidoo in seinen ersten 22 Pflichtspielen auf neun Tore und sieben Vorlagen. Für ein Talent seines Alters sind das erstaunliche Zahlen, die vielen europäischen Datenscouts natürlich nicht verborgen blieben. Und nach MOPO-Informationen tauchte der Name von Baidoo auch in der Scouting-Abteilung des HSV auf.

Beim HSV-Scouting tauchte der Name Edmond Baidoo auf

Die Hoffnung, einen vielversprechenden Youngster aus der eher weniger namhaften norwegischen „OBOS-ligaen“ zu verpflichten, existierte im Volkspark, wenn überhaupt, aber nur sehr kurz. Baidoo, der laut transfermarkt.de auf Anhieb einen Marktwert von 1,2 Millionen Euro aufwies, wechselte Ende August für stolze 3,3 Millionen Euro zu RB Salzburg. Die Österreicher tätigten damit eine Investition in die Zukunft – denn RB, immerhin ein Champions-League-Klub, verlieh den Außenstürmer direkt weiter zu seinem Partnerverein FC Liefering in die Zweite Liga.

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Ein Beispiel wie das von Baidoo verdeutlicht das, was Kuntz kürzlich im MOPO-Interview mit Blick auf die Transfer-Möglichkeiten des HSV erläutert hatte. „Wir können keinen talentierten jungen Spieler mehr für eine höhere Ablöse holen, ihn dann aber erst mal verleihen, weil wir zwar sehr viel in ihm sehen, er uns aber erst nächstes Jahr helfen soll“, stellte Kuntz fest. Man müsse die Forderung, dass der HSV vielversprechende Talente holt, richtig einordnen.

RB Salzburg muss vielleicht fünf Millionen für Baidoo zahlen

„Erstens haben wir nicht das Geld, um einem jungen Spieler, den wir verpflichten wollen, hier viel Zeit zu geben“, erklärte Kuntz. „Und zweitens: Wenn ein junger Spieler herkommt und nicht sofort funktioniert, wird er wegen des Leistungsdrucks und der Erwartungshaltung relativ schnell als Fehleinkauf eingestuft.“ Auch in dem Wissen, trotz intensiven Datenscoutings oft keine Chance auf riesige Talente aus dem In- und Ausland zu haben, forciert Kuntz nun verschiedene Maßnahmen, um die Durchlässigkeit zwischen Profis und dem HSV-Nachwuchs zu erhöhen.

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Und Baidoo? Der dürfte, wenn überhaupt, erst ab dem 1. Februar 2025 für RB Salzburg in der Champions League antreten. Bisher ist der Ghanaer noch ohne Einsatz für den FC Liefering, der auf transfermarkt.de als sein zweiter Verein gelistet ist. Und RB-Sportdirektor Bernhard Seonbuchner hatte bei der Verpflichtung gesagt: „Wir freuen uns auf Edmund, werden ihm aber auch die nötige Zeit zur Eingewöhnung geben.“ Nur gut, dass Baidoo einen Vertrag bis 2029 unterschrieben hat. Und durch Boni könnte sich seine Ablöse sogar noch auf fünf Millionen Euro erhöhen.

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