Stimmungsvoll: Die Kulisse im Volkspark kann stimulierend, aber auch hemmend wirken.
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HSV-Heimspiele: Wie wird der Frust-Park wieder zur Festung?

Die Rechnung ist ziemlich simpel. Findet der HSV in den kommenden Wochen endlich zur ersehnten Heimstärke, wird er auf einem Spitzenplatz der Zweiten Liga überwintern – denn gleich vier der fünf anstehenden Partien bis Jahresende steigen im Volkspark. Das Problem: Gerade der erwies sich in dieser Saison zu oft als Frust-Park. Das muss sich jetzt ändern, will der Verein nicht frühzeitig den Anschluss an die Aufstiegsplätze verlieren.

Fluch oder Segen, das ist mit Blick auf die kommenden HSV-Aufgaben die Frage. Erst der Heimspiel-Doppelpack gegen Regensburg (Samstag) und Ingolstadt (28.11.), nach dem Derby in Hannover (5.12.) dann zwei weitere Heim-Kracher gegen Rostock (12.12.) und Schalke (18.12.). Der HSV könnte sich bis Weihnachten im Volkspark auf einen Spitzenplatz schießen. Klingt verlockend. Wären da nicht die Probleme vor heimischem Publikum.

Der HSV hat nur eins von sechs Heimspielen gewonnen

Die Bilanz ist stark ausbaufähig. Von sechs Heimspielen dieser Saison hat der HSV zwar keines verloren, aber auch nur eines gewonnen (Ende September gegen Sandhausen). Die restlichen fünf Unentschieden sorgten vornehmlich für Unmut. Nach den jüngsten Heimauftritten gegen Düsseldorf und Kiel (jeweils 1:1) hagelte es Pfiffe, zudem sorgten gegen die Fortuna rassistische Anfeindungen gegen Ex-HSV-Profi Khaled Narey für Ärger. Nach dem Kiel-Spiel sprachen anwesende Fans von einer teils „vergifteten Atmosphäre“. Wie aber soll sich die Stimmung jetzt drehen?

Jonas Boldt ist versucht, zu relativieren. Der HSV-Sportvorstand hat sich intensiv mit den Vorfällen der vergangenen Wochen befasst, sich dazu auch mit Kollegen anderer Vereine ausgetauscht. „Ich habe es nicht so empfunden, dass die Stimmung bei unseren Heimspielen schlecht war“, erläutert er und hat einen Erklärungsansatz für die ex­tremen Stimmungsschwankungen gefunden: „Es ist zurzeit einfach so, dass die Menschen ihren Emotionen etwas ungezügelter freien Lauf lassen. Das ist aber kein Hamburger Problem, sondern deutschland- und europaweit in Stadien erkennbar. Das hat damit zu tun, dass sie eineinhalb Jahre lang extrem diszipliniert leben mussten.“


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Der Stadionbesuch als Ventil für persönlichen Corona-Frust? Mag sein, hilft dem HSV zurzeit aber nicht weiter. Auch weil dem jüngsten Kader der Liga (im Schnitt 23,32 Jahre alt) die Erfahrung fehlt, mit negativen Emotionen der Fans umzugehen. Das ist beim HSV mit dem immensen Druck und zuletzt knapp 40.000 Zuschauern dann doch etwas anderes als bei vielen anderen Vereinen der Liga.

Nur 30.000 Fans beim nächsten HSV-Heimspiel dabei?

Gegen Regensburg dürften sich zumindest die Rahmenbedingungen etwas verändern. Der Ticketverkauf läuft aufgrund der geringeren Attraktivität des Gegners erwartungsgemäß schleppender, an die 30.000 Fans dürften am Samstag dabei sein. Auch die frühere Anstoßzeit im Vergleich zu den Abendspielen könnte Einfluss auf die Stimmung haben. Möglich, dass es dem HSV sogar ganz gut tut, wenn etwas weniger Druck auf dem Stimmungs-Kessel sein sollte.

Boldt weiß um die große Chance der nun anstehenden Aufgaben. „Wenn man von fünf Partien vier zu Hause austrägt, sieht das auf den ersten Blick natürlich verlockend aus“, sagt der 39-Jährige und schiebt nach: „Fakt ist, dass wir zu Hause bislang zu wenig Punkte geholt haben, daran müssen wir arbeiten. Aber ich will grundsätzlich jedes Spiel gewinnen, ob nun daheim oder auswärts. Das ist auch das Ziel gegen Regensburg, die es bisher sehr gut gemacht haben.“

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Auf die helfende Hand seiner Ultras wird der Verein wohl auch am Samstag noch verzichten müssen. Bislang gibt es keinen Hinweis da­rauf, dass sie den Support erstmals in dieser Saison wieder in die Hand nehmen wollen. 

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