Sebastian Schonlau lehnt sich über die Bande
  • 2022 scheiterten Sebastian Schonlau und der HSV in der Relegation an Hertha.
  • Foto: WITTERS

HSV-Kritik an der Relegation: Warum sich ausgerechnet St. Pauli daran stört

Der HSV kennt beide Seiten. Die positive aus den Jahren 2014 und 2015, als man als Bundesliga-16. erst gegen Greuther Fürth und dann auch gegen den KSC die Oberhand behielt. Und die negative aus dem vergangenen Jahr, als Hertha BSC die Aufstiegsträume des Zweitliga-Dritten aus Hamburg platzen ließ. Jetzt muss der HSV zum insgesamt vierten Mal in der Relegation ran. Und wieder stellt sich die Frage: Ist dieser Modus fair oder furchtbar?

Fragt man die Protagonisten im Volkspark, erhält man im Mai 2023 eine deutliche Antwort: furchtbar. „Weil der Erstligist letztendlich mehr zu gewinnen hat. Weil er als 16. die Möglichkeit bekommt, über zwei Spiele die Liga zu halten“, begründet Tim Walter. „Und der Dritte, der über das ganze Jahr in der 2. Liga viel gewonnen hat, tritt nicht automatisch den Weg nach oben an. Deswegen muss man sich darüber Gedanken machen, das ist ganz klar.“

Relegation: HSV-Boss Boldt sieht Erstligisten im Vorteil

Das sieht auch Jonas Boldt so und sagt, dass die Statistik „sehr viele Vorteile“ für den Bundesligisten belege. Seit Wiedereinführung des Modus zur Saison 2008/09 setzten sich nur drei Zweitligisten durch und Boldt kritisiert: „Es kann nicht im Sinne des Wettbewerbs sein, dass es immer der Erstligist ist.“

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Der Vorstand empfiehlt einen Blick ins Ausland, nach England oder Spanien etwa, wo der dritte Aufsteiger im Playoff-Modus ermittelt wird, indem die Zweitligisten von Platz drei bis sechs gegeneinander antreten. „Ein spannendes Modell“, meint Boldt. „Aber das ist Zukunftsmusik.“ Denn kurzfristig lässt sich der Modus nicht ändern, schon gar nicht bis zum Hinspiel gegen Stuttgart am Donnerstagabend.

Ein Blick zurück lohnt trotzdem. Ins Jahr 2007, in dem die Relegation auf einer DFL-Mitgliederversammlung wieder eingeführt wurde. „Das ist eingroßes Spektakel zum Saisonende und sicher auch ein zusätzlicher Anreiz für TV-Sender“, kommentierte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke damals. Und bestätigte damit die Art des Anreizes, dem die Mehrheit der Delegierten nicht widerstehen konnte: Geld.

St. Pauli ärgert sich über neue HSV-Haltung zur Relegation

Andreas Bornemann deutet an, dass neben vielen Zweitligisten, für die die monetären Argumente ebenfalls überwogen, auch der Bundesligist HSV damals pro Relegation stimmte. Denn dass zuletzt gerade HSV-Stimmen gegen die Relegation laut wurden, kommentiert St. Paulis Sportchef so: „Die Ecke, aus der das jetzt kommt, war zu der Zeit auch noch ein Verein, der als Erstligist wohl für das Modell votiert hat.“ Anders als St. Pauli.

„Im Grunde genommen hat sich die 2. Liga einen Startplatz abkaufen lassen“, sagt Bornemann und ahnt: „Ich glaube nicht, dass wir der 1. Liga jetzt Geld anbieten können, damit sie den wieder zurückgeben.“ Man habe noch heute das Ergebnis einer Entscheidung, die die Profi-Vereine seinerzeit gemeinsam getroffen hätten. „Aus Erstliga-Perspektive konnte ich das verstehen, aber nicht, dass die 2. Liga das mitmacht“, erläutert Bornemann. „Das Argument war: Das Relegationsspiel gibt noch mal Geld. So einfach war es.“

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Wie der HSV den Modus im Aufstiegsfall bewertet, ist offen. Schließlich hat auch er schon zweimal davon profitiert. Ob es den HSV im zweiten Jahr in Folge furchtbar erwischt, zeigt sich am Donnerstag und am Montag.

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