Beim UEFA-Cup-Halbfinale 2009 muss Schiedsrichter Howard Webb zwischen David Jarolim (M.) und Markus Rosenberg schlichten.
  • Beim UEFA-Cup-Halbfinale 2009 muss Schiedsrichter Howard Webb zwischen David Jarolim (M.) und Markus Rosenberg schlichten.
  • Foto: imago/Sven Simon

HSV-Legende Jarolim: Sorgen wegen Walter und ein überraschender Werder-Wunsch

Wenn er an die wilden Derby-Zeiten zurückdenkt, beginnt seine Stimme zu beben. Acht Jahre lang (2004 bis 2012) lieferte sich David Jarolim im HSV-Dress heiße Duelle mit Werder Bremen – auf höchstem Niveau. Am Samstag kommt es nun erstmals überhaupt in Liga zwei zum Aufeinandertreffen der ewigen Nord-Rivalen. Ehrensache, dass Jarolim mit seinem HSV fiebern wird. Wenn auch mit verdammt gemischten Gefühlen.

Endlich ist es wieder soweit. Dreieinhalb Jahre lang mussten die Fans beider Lager auf die für sie heißesten Duelle einer jeden Saison verzichten. Doch weil Werder dem HSV im Sommer in Liga zwei folgte, geht es nun wieder ans Eingemachte. Nur die Spielklasse, die passt irgendwie nicht. „Wer hätte vor zehn Jahren mal gedacht, dass es zu diesem Spiel mal in der Zweiten Liga kommt?“, rätselt auch Jarolim.

„Es waren tolle Spiele“: Jarolim erinnert sich an die HSV-Duelle mit Werder Bremen

Die Erinnerungen sind bei ihm sofort zurück, es braucht nur eine kurze Anspielung. „Ach, immer Werder Bremen“, krächzt der Ex-HSV-Kapitän, als die MOPO ihn im Auto erreicht. Man kann erahnen, was sich vor dem geistigen Auge des 42-Jährigen abspielt. Die proppevollen Stadien, Grätschen, Rudelbildungen. Jubel und Enttäuschungen. „Es waren tolle Spiele“, sagt Jarolim dann. „Aber wir hatten sehr viel Ärger miteinander.“

Tatsächlich reichen manchmal wenige Zahlen, um zu erkennen, dass da irgendwas im Argen lag. Aus Jarolims Sicht genügen drei. 13 Mal verlor er in seiner Karriere gegen Werder, so häufig wie gegen keinen anderen Verein. Und gegen niemanden sah er öfter Gelb (zehnmal). Die schlimmste Zahl ist dann aber doch die vier. Viermal. So oft trafen Jarolims HSV und Werder im Frühjahr 2009 binnen 19 Tagen aufeinander, im Halbfinale des Pokals und des UEFA-Cups, dazu in der Meisterschaft. Am Ende jubelten immer die Bremer.

„Total krass“: Jarolim war 2009 beim Marathon zwischen HSV und Werder dabei

Ein Trauma, bis heute. „Niemals davor oder danach hatte ich so intensive Spiele“, sagt Jarolim. „Es war total krass, ein Wahnsinn. Und es tat sehr weh.“ So sehr, dass der durchaus begehrte Tscheche danach ausschloss, jemals für Werder aufzulaufen.

Wogen, die sich geglättet haben, so ist der Fußball. Torsten Frings (44), mit dem sich Jarolim in den Derbys buchstäblich bis aufs Blut bekämpfte, kam vor sechs Jahren sogar zu seinem Abschiedsspiel. Heute sagt Jarolim: „Es war ja fantastisch, dass es diese Spiele überhaupt gab. Das war für alle ein Riesenerlebnis, mit tollen Spielern.“ Claudio Pizarro, Mesut Özil oder Diego bei Werder. Rafael van der Vaart, Jerome Boateng und Paolo Guerrero beim HSV.

Jarolim sorgt sich: Für Walter werde es schwer, die Spieler zu emotionalisieren

Samstag wird die Angelegenheit von den Namen her ein paar Nummern kleiner sein. Die Rivalität aber ist geblieben. Sie gelte es zu transportieren, weiß Jarolim. „Das könnte der Schlüssel zum Erfolg sein. Du musst jedem HSV-Spieler begreiflich machen, dass er sich für die Fans zerreißen muss! Die Luft muss in der Kabine brennen, es gibt kein bedeutenderes Spiel!“ Dann hält er inne. „Aber ob das wirklich möglich ist, nach drei Jahren ohne Derby? Ich weiß es nicht. Es könnte schwer werden für den Trainer, den Spielern diese Emotionalität zu vermitteln. Weil die meisten dieses Derby noch nie gespielt haben.“

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Jarolim wird am TV mitfiebern, der tschechische Spielplan lässt es zu. Am Freitagabend schon muss er mit Zweitligist Ústí nad Labem ran, den er seit Jahresbeginn trainiert. Sein Samstagabend gehört dann dem HSV. „Dieses Spiel in Liga zwei zu sehen, ist so traurig“, sagt er und schickt dann sogar überraschende Grüße ins Weser-Land: „Ich würde mir wünschen, dass beide Vereine wieder aufsteigen, auch Werder.“

Aber bitte auch wirklich nur zusammen mit dem HSV, das sei ja wohl klar. Alles andere ginge dann doch zu weit. 

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