Überfall von HSV-Hooligans auf Kölner Fans

HSV-Hooligans prügelten auf harmlose Kölner Fans ein. (Foto: X/@KoelnCaphunter)

HSV nach Hooligan-Attacke „schockiert“! Das beschlagnahmte die Polizei bei den Tätern

So groß die Freude der HSV-Familie über das 1:0 gegen Köln und die damit verbundene Tabellenführung auch ist – der Sieg gegen den FC wird weiterhin von den gewalttätigen Zwischenfällen vor der Partie überschattet. Einen Tag später kündigte der HSV eine rigorose Aufarbeitung an, den Tätern dürften drastische Konsequenzen drohen.

Cornelius Göbel war auch am Sonntag nicht zum Feiern zu Mute. Bereits vor dem Sieg gegen Köln wurde dem HSV-Direktor für Fans, Kultur und Markenidentität die Laune verhagelt, nachdem er auf Social-Media-Plattformen Videos sah, die eine Horde prügelnder HSV-Hooligans und wehrlose Kölner Anhänger zeigten. Der Schrecken darüber war Göbel auch einen Tag nach dem Spiel noch anzumerken.

HSV-Direktor Göbel zeigt sich von den Angriffen auf Kölner Fans „schockiert“

 Ich war und bin schockiert von diesen Vorfällen, gerade wenn man sich die Intensität der Gewalt vor Augen führt“, ließ Göbel auf der HSV-Homepage wissen. „Uns im Stadion, die wir mit diesen Videos konfrontiert wurden, erging es sicherlich wie allen Betrachtern. Wir sind bestürzt und können nicht fassen, dass solche Aggressionen gegen offensichtlich harmlose Anhänger und Sympathisanten aus Köln gerichtet wurden; insbesondere, weil auch Frauen und ältere Menschen betroffen waren.“



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Es war ein abscheuliches Vorspiel vor dem als Fünf-Sterne-Fußballgipfel deklarierten Spitzenspiel. Auf Videos ist zu sehen, wie etwa 150 HSV-Anhänger an der Kiez-Kneipe „Rutsche“ offenbar wahllos auf friedliche FC-Fans eindreschen. „Dafür fehlen mir die Worte“, erklärte Kölns Geschäftsführer Christian Keller. „Nach meinem Kenntnisstand waren die FC-Fans wirklich harmlos. Wenn harmlose Passanten von vermummten Halbstarken angegriffen werden, wenn auf Frauen und Alte eingeschlagen wird, das ist dermaßen asozial, das habe ich selten gesehen.“

Niemand mag ihm widersprechen. Die Polizei wurde zügig tätig. Rund 400 Personen wurden kontrolliert, ihre Personalien aufgenommen und erkennungsdienstlich behandelt. Das bedeutet, dass sie künftig in einer sogenannten Verbrecherkartei zu finden sein werden. Zahnschützer, Quarzhandschuhe und rund 60 Vermummungsschals wurden nach MOPO-Informationen sichergestellt. Ein Kölner Fan wurde mit einer blutenden Kopfwunde in die Klinik eingeliefert, zumindest zwei weitere sollen verletzt worden sein.

Schon vor der Eskalation gab es Probleme zwischen HSV- und Köln-Fans

Der HSV verfolgt und begleitet das Vorgehen der Polizei intensiv. Göbel bestätigt, dass der Verein „natürlich den Austausch mit den Ermittlungsbehörden suchen und unsere Hilfe bei der Aufklärung anbieten“ wird. Zudem forscht der HSV intern nach. Göbel stellt klar: „Wir haben uns aktiv in Fankreisen umgehört, die vor Ort waren. Uns wurde geschildert, dass es auf dem Kiez über einen längeren Zeitraum erhebliche Provokationen unterschiedlicher Gruppen gab und uns wurde auch berichtet, dass es unmittelbar vor der inakzeptablen Eskalation Flaschen- und Gläserwürfe gab. Das alles, selbst wenn es womöglich Angriffe auf HSV-Anhänger gab, rechtfertigt aber niemals ein solch brutales Vorgehen, wie es auf den diversen Videos zu sehen ist. Hier sind viele Grenzen überschritten worden.“

Cornelius Göbel ist beim HSV Direktor für Fans, Kultur und Markenidentität. WITTERS
Cornelius Göbel ist beim HSV Direktor für Fans, Kultur und Markenidentität.
Cornelius Göbel ist beim HSV Direktor für Fans, Kultur und Markenidentität.

Der Verein wird nun insbesondere den Dialog mit seinen Ultra-Gruppierungen intensivieren. „Wir pflegen seit mehreren Jahren einen guten und konstruktiven Austausch mit unserer aktiven Fanszene“, sagt Göbel und führt aus: „Das ist mit Vertrauen, aber auch mit Verantwortungsübernahme verbunden. Entsprechend werden wir nun auch sehr kritisch in den internen Austausch gehen.“

Göbel sieht das Bild der HSV-Fans in der Öffentlichkeit getrübt

Für den 40-Jährigen steht fest, dass die prügelnden Hooligans auch ihren friedlichen Kollegen einen Bärendienst erwiesen haben. „Wir haben in unserem Volksparkstadion einen HSV-Sieg und ein friedliches Fußballfest erlebt“, so Göbel. „Die Gewalt-Vorfälle im Vorwege stärken aber auch die Wahrnehmung und das Bild in der Gesellschaft von randalierenden, aggressiven Fußballfans – hier dürfen wir uns dann auch nicht über entsprechende Ableitungen und Maßnahmen beschweren und wundern.“

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Göbel hält zwar nichts von Aktionismus, doch er betont: „Allen Beteiligten muss klar sein, dass das kein kleiner Ausrutscher oder Zwischenfall war. Wir als HSV distanzieren uns maximal von diesem Verhalten. Und wir verurteilen es als sinnlose, beschämende Gewalt.“ Der Schaden für den HSV sei unübersehbar, dessen Fanszene werde „nun landesweit mit solchen Aktionen in Verbindung gebracht, was natürlich auf die Raute abstrahlt“.

Fan-Krawalle: Der HSV will mit dem 1.FC Köln in den Austausch treten

Bei den Kölner Fans entschuldigt sich Göbel im Namen des HSV „ganz ausdrücklich“ und stellt fest: „Diese Bilder von gestern haben Schaden angerichtet. Zunächst schlimmen körperlichen und psychischen bei den Opfern dieser Gewaltattacken. Aber auch Schaden für den HSV.“ Göbel kündigte an, mit den Verantwortlichen des 1. FC Köln in den Austausch zu treten, „um Kontakt zu möglichen Opfern herzustellen“. Der FC rief seinerseits betroffene Fans dazu auf, sich zu melden.

Offen, was den Tätern droht. Sollten Personen allerdings einwandfrei identifiziert und den Taten zugeordnet werden können, blühen ihnen in jedem Fall Anzeigen und Stadionverbote. „Wir versuchen so gut wie möglich, die Vorfälle aufzuarbeiten und einen möglichst ganzheitlichen Überblick zu bekommen“, verspricht Göbel.

Den Kölner Fans bleibt Hamburg in unschöner Erinnerung

Die betroffenen Kölner Fans werden es aus der Ferne verfolgen. Hamburg aber behalten sie in schlechter Erinnerung – und ganz sicher nicht aufgrund der anschließenden 90 Minuten und der Niederlage ihres FC. Die war für sie schon weit vor dem Anpfiff längst zur Randnotiz verkommen.

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