HSV-Profi offen wie nie: Jatta: So schrecklich waren die Vorwürfe gegen mich
Niemals wird er diese Saison vergessen können, was auch immer noch passieren mag. Monatelang war Bakery Jatta Anschuldigungen der Betrügerei ausgesetzt, der HSV (und auch der kommende Gegner FC St.Pauli) aber hielten immer zu ihm. Vor dem Stadtduell spricht der 21-Jährige nun so offen wie noch nie über die Zeit, die tiefe Wunden und ein am Ende großes Gefühl der Dankbarkeit bei ihm hinterließ.
Sein bislang letzter Abgang im Volkspark war ein besonderer. Nach dem 2:0 gegen Karlsruhe vor knapp zwei Wochen verneigte sich Jatta vor den Fans auf der Nordtribüne und wurde gefeiert, wie wohl noch nie. An diese Begeisterung will er gegen St.Pauli anknüpfen, den Gegner, der sofort an Jattas Seite stand, als dieser sich den Vorwürfen einer gefälschten Identität ausgesetzt sah. So schließt sich für Jatta gegen den Kiezklub wieder mal ein Kreis.
HSV-Profi Jatta und die harten Vorwürfe gegen ihn
Die Zeit hat Wirkung hinterlassen. Im vergangenen Sommer wurde die „Sport-Bild“ zum Vorreiter der Vorwürfe, Jatta habe sich 2015 unter falschem Namen in Deutschland eingeschleust, heiße eigentlich Daffeh und sei auch zwei Jahre älter als angegeben. Harte Ansagen, die nie bewiesen werden konnten, aber Wirkung hinterließen.
In der Öffentlichkeit spricht Jatta bis heute nicht über diese Dinge. Der Wunsch nach Einzel-Interviews mit ihm wird von Seiten des HSV schon die ganze Saison über abgelehnt, auch die MOPO versuchte mehrfach vergeblich ihr Glück. Nun aber spricht Jatta. In der aktuellen Ausgabe der „HSVlive“ gibt er Einblicke in sein Seelenleben und lässt Abgründe erkennen.
Jatta: „Habe mich gefühlt, als wollte man mich ins Gefängnis stecken“
„Niemand kann sich vorstellen, wie ich mich in dieser Zeit gefühlt habe“, sagte Jatta dem Vereinsmagazin. „Ich wurde öffentlich an den Pranger gestellt. Aber wofür? Was hatte ich verbrochen? Ich habe mich gefühlt, als wollte man mich wegsperren, mich ins Gefängnis stecken.“
Dem HSV gegenüber empfindet Jatta tiefe Dankbarkeit. „Ich erinnere mich, wie ich am Tag der ersten Zeitungsartikel in die Kabine kam und die Jungs mich fragten: „Baka, ist alles gut?“ Ich sagte: „Ja, alles gut.“ Aber natürlich war nicht alles gut. Es war schrecklich! Doch meine Mitspieler haben es gespürt, haben mich aufgebaut“, berichtet er. Das gleiche gelte für Trainer Dieter Hecking und Sportvorstand Jonas Boldt, „der mir nur einmal in die Augen schaute und ich wusste sofort, dass er bedingungslos hinter mir steht“.
Jatta: HSV war zu mir wie Vater und Mutter für ein Kind
Ein geschlossenes Auftreten des Vereins, das Jatta „nie vergessen wird. Meine Mannschaft, der ganze Club und alle Fans haben mich in dieser Zeit aufgefangen. Ich weiß bis heute nicht, wie ich diesen Menschen jemals das zurückzahlen kann, was sie mir gegeben haben. Hamburg und der HSV waren in dieser Zeit für mich wie Vater und Mutter für ein Kind: Man hat mich nicht weggeschubst, sondern mich behütet und beschützt, man stand und steht an meiner Seite.“
Mittlerweile, so behauptet es Jatta, habe er mit dieser schwierigen Zeit emotional abgeschlossen. „Ich schaue nicht im Groll zurück“, sagte der Gambier der „HSVlive“. „Wenn mir Menschen etwas Böses wollen, dann darf ich sie nicht in mein Herz lassen. Das hat einen schlechten Einfluss auf mich, es zieht mich runter und lenkt mich ab von meinen Zielen.“
HSV-Profi und die Liebe: Mittlerweile ist Jatta fest vergeben
Manchmal, so hat es den Anschein, staunt Jatta selbst noch über das Leben, das er mittlerweile führt. Zu seiner Anfangszeit habe ihn Ex-HSV-Profi Albin Ekdal (jetzt Sampdoria Genua) noch mit dem Auto zum Training abgeholt. Mittlerweile habe er seinen Führerschein gemacht, eine eigene Wohnung und auch eine Freundin. Eine Liebe, die schon länger hält, über die Jatta bislang aber niemals sprechen wollte. Das habe in der Öffentlichkeit nichts zu suchen, hieß es stets aus seinem Umfeld. Und das soll auch so bleiben.
Jatta ist angekommen, nicht nur in Sachen Liebe. Dieser Eindruck bleibt inmitten einer Saison, die allmählich in Richtung Zielgerade biegt und für ihn so traumatisch begann. Nun aber sagt er: „Zuhause ist da, wo man Frieden findet. Und ich habe hier meinen Frieden gefunden.“