Max Kruse lächelt am Sky-Mikrofon

Max Kruse hält kein Blatt vor den Mund, wenn es um seine fußballerischen Meinungen geht. Foto: imago images/Jan Huebner

„Ist ja Wahnsinn“: Kruse nach Stichelei plötzlich begeistert von HSV-Star

Die Worte, die Max Kruse vor der Saison für Davie Selke fand, waren arg kritisch. Ihn wundere es, dass der aus seiner Sicht fußballerisch limitierte Selke immer wieder bei großen Vereinen wie dem 1. FC Köln oder dem HSV unterkomme, sagte Kruse im Sommer. Anfang des Jahres reagierte dann der HSV-Stürmer im MOPO-Interview auf den Kruse-Angriff. Und nun hat sich wieder der Ex-Profi zu Wort gemeldet – plötzlich voller Begeisterung.

„Ganz ehrlich: Was Max Kruse in seinem Podcast über mich erzählt, interessiert mich nicht sonderlich“, stellte Selke im Januar gegenüber der MOPO klar. „Aber sollte er in der Hinrunde ab und zu mal hingeschaut haben, müsste er jetzt vielleicht ein paar Dinge revidieren.“ Nach der ersten Saisonhälfte stand der HSV-Angreifer bei zehn Zweitliga-Treffern und damit auf dem geteilten dritten Platz der Torjäger-Liste. Und tatsächlich: Jetzt, da Selke das Ranking seit ein paar Wochen anführt, ist Kruse auf einmal begeistert vom 30-Jährigen – und bringt das auch zum Ausdruck.

„Chapeau“: Max Kruse zieht den Hut vor Davie Selke

„Ich muss noch eine Sache sagen zum HSV“, holte der Ex-St. Pauli-Angreifer in der am Donnerstag erschienenen Folge des Podcasts „Flatterball“, den er gemeinsam mit Ex-HSV-Stürmer Martin Harnik produziert, aus. Und dann schwärmte Kruse von Selke: „Langsam bin ich nicht mehr überrascht, sondern langsam haut es mich aus den Socken, was der Davie Selke in Hamburg veranstaltet. Das ist ja Wahnsinn.“ Da musste dann auch Harnik lachen.

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Diese lobenden Worte fand Kruse bereits vor dem 3:0 des HSV in Magdeburg, bei dem Selke fehlte, wie auch Kruse wusste. „Jetzt fehlt er gelbgesperrt und der Robert Glatzel kehrt zurück“, sagte der 36-Jährige, ehe er noch einmal voller Bewunderung auf Selke zu sprechen kam: „Aber 17 Saisontore in 25 Spielen, Bestwert für ihn auch. Chapeau.“ So schnell kann’s gehen im Profifußball, so zügig muss man öffentliche Verbal-Attacken und Sticheleien korrigieren.

Kruse verstand HSV-Transfer von Selke „nicht so richtig“

„Es sieht so unbeholfen meistens im Spiel aus, als ob er (Selke; d. Red.) nicht am Spiel teilnimmt“, hatte Kruse vor einem Dreivierteljahr ausgeteilt. „Klar, Kopfballpräsenz hat er irgendwo. Aber technisch versiert ist er nicht so und jetzt auch nicht der Schnellste.“ Deshalb hatte sich Kruse über die Selke-Verpflichtung des HSV gewundert und sogar die Hamburger Bosse ins Visier genommen: „Ich frage mich dann immer, was die Scouts oder die Vereine sagen? (…) Ich verstehe den Transfer nicht so richtig.“ Damals war die Situation allerdings auch noch so, dass Glatzel gesund war. Erst nach dessen schwerer Verletzung wurde Selke zur absoluten Lebensversicherung des HSV.

Davie Selke konnte bisher schon 17 Zweitliga-Treffer für den HSV bejubeln. IMAGO / HMB-Media
Davie Selke jubelt
Davie Selke konnte bisher schon 17 Zweitliga-Treffer für den HSV bejubeln.

Kruse ging es bei dem Ex-Kölner aber auch um Grundsätzliches: „Ich finde es erstaunlich, wenn du Davie Selkes Vita anguckst, dass er immer wieder einen richtig geilen Verein bekommt. Ich finde Selke nicht absolute Katastrophe oder so. Aber für sein spielerisches Potenzial kriegt er einfach viel zu gute Vereine“, hatte er gemeint und vermutet, auch wenn Führungsspieler Selke dem HSV in der Kabine helfen könne: „Sportlich wird er keine Bäume ausreißen. Er kann in der einen oder anderen Situation dem HSV Punkte retten oder bescheren, aber er wird jetzt keine 20 Tore diese Saison machen.“ Noch hat Selke es nicht geschafft. Aber drei Buden in noch acht Partien sind wahrscheinlich.

Kruse wünscht sich Aufstieg von HSV, Köln und Lautern

Auch dank der Treffsicherheit des Sommer-Zugangs ist der HSV derzeit als Spitzenreiter auf dem bestem Wege in die Bundesliga. Und was ebenfalls überraschen mag: Kruse, der in seiner Profi-Karriere 94-mal für Werder Bremen auflief (35 Tore, 31 Assists) und sogar 100-mal für den Stadtrivalen St. Pauli (22 Treffer, 16 Vorlagen), wünscht sich sogar den HSV-Aufstieg. Vor dem 26. Spieltag, als die Mannschaft von Merlin Polzin bereits Tabellenführer war, der 1. FC Köln (wie aktuell) Zweiter und der 1. FC Kaiserslautern (nun Vierter hinter dem SC Paderborn) Dritter, sagte Kruse: „Wenn die Tabelle am Ende so aussieht wie jetzt nach 25 Spieltagen – ich würde es richtig geil finden.“

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Seine Begründung im Podcast: „Ich finde, der HSV ist eine Erstliga-Mannschaft. Ich finde, der 1. FC Köln gehört in die Erste Liga. Der 1. FC Kaiserslautern ist auch eine Traditionsmannschaft, die ich gerne wieder in der Bundesliga Liga sehen würde.“ Und beim 1. FC Magdeburg, der nach Kruses Ausführungen glatt mit 0:3 gegen den HSV verlor, würde er im Aufstiegsfall nicht sagen: „Boah, Magdeburg, wie langweilig ist das denn?“ Der FCM habe ein „geiles Stadion und geile Fans“, so Kruse, der die Avnet Arena, wo er in seiner Laufbahn selbst auflief, schätzt: „Auch da würde man als Spieler in der Bundesliga gerne spielen.“ Zumindest lieber als in Hoffenheim oder Heidenheim, sagt Kruse, ohne die TSG oder den FCH „deformieren“ zu wollen. Das hatte er noch im Sommer ja auch mit Selke getan.

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