Joel Pohjanpalo vorm Derby: Was der HSV-Stürmer über St. Paulis hohe Ansprüche denkt
Auf dieses Spiel ist Joel Pohjanpalo jetzt schon heiß. Wenn am Sonnabend der FC St. Pauli zum Derby in den Volkspark kommt, wird der 25-jährige HSV-Stürmer noch mal einen Tick motivierter sein als sonst. Der Finne liebt den Druck in solchen Spielen. Die MOPO traf Pohjanpalo zum großen Derby-Interview.
MOPO: Herr Pohjanpalo, können Sie sich noch an Ihr letztes Ligaspiel erinnern, das Sie als aktiver Spieler auf dem Platz verloren haben?
Pohjanpalo: Puh, mit dem HSV habe ich noch nicht verloren, das muss also mit Leverkusen gewesen sein. Ich weiß es nicht mehr genau. Es ist auf jeden Fall schon ein bisschen länger her.
Ok, dann löse ich mal auf. Es war im März 2018, ein 0:2 mit Leverkusen in Köln.
Stimmt, eine Derby-Niederlage. Das habe ich verdrängt (lacht). Ich bin damals zur zweiten Halbzeit ins Spiel gekommen, Lucas Alario hatte da bereits die Rote Karte gesehen. Mit einem Mann weniger war es schwierig. Nach dem Spiel war Länderspielpause, da habe ich mich bei der Nationalmannschaft dann auch noch verletzt. Das sind keine schönen Erinnerungen.
Am Sonnabend können Sie nun eine andere Derby-Geschichte mit dem HSV schreiben. Für viele Fans ist es das wichtigste Spiel des Jahres. Was bedeutet das Stadtderby für Sie als Spieler?
Für uns Spieler ist es auch ein extrem wichtiges Spiel. Das Hinspiel bei St. Pauli haben wir 0:2 verloren, darum wollen wir jetzt unbedingt gewinnen. Das ist doch klar. Wir wollen das für die Fans – und wir wollen die Punkte. Denn ganz nüchtern betrachtet ist es eben auch eins von 34 Liga-Spielen in dieser Saison. Und da ist für unser großes Ziel jedes Spiel richtig wichtig. Da kann jeder Punkt entscheidend sein.
Was ändert sich für Sie bei einem Derby im Vergleich zu einem normalen Liga-Spiel?
Da ist vor allem der Druck. Für beide Teams. Der Druck wird von außen aufgebaut. Er wird so näher das Spiel kommt immer größer. Das merkt man auch bei den Fans, wenn sie zum Training kommen.
Wie kommen Sie mit dem Druck klar?
Das ist für mich überhaupt kein Problem. Ich liebe diesen Druck. Normalerweise spiele ich mit Druck immer besser.
Auch die Atmosphäre dürfte am Sonnabend im Stadion speziell werden.
Freuen Sie sich darauf?
Ja, total. Das sind doch die besten Spiele. HSV gegen Pauli gehört mit zu den größten Derbys in Europa. Mir macht es viel mehr Spaß auf dem Platz, wenn es eine heiße Atmosphäre im Stadion gibt. Die Vorfreude ist sehr groß. Ich habe mir schon ein paar Videos vom letzten Derby angeschaut. Ich bin sehr gespannt, wie es am Wochenende wird.
Was halten Sie denn von St. Pauli und wie schätzen Sie den Gegner ein?
Gegen St. Pauli habe ich schon ein paar Mal mit Düsseldorf in der Zweiten Liga gespielt. Gefühlt ist ihr Anspruch in den letzten Jahren immer oben mitzuspielen und vielleicht sogar aufzusteigen. Aber oft sind andere Mannschaften in der Zweiten Liga einfach besser und konstanter. St. Pauli ist eigentlich ein Verein mit guten Bedingungen, der aber zuletzt immer in der Zweiten Liga spielt.
Beim Blick auf die Tabelle geht der HSV nun auch als klarer Favorit ins Spiel, warum kann St. Pauli trotzdem gefährlich werden?
Weil es ein Derby ist. Im Derby ist die Tabellensituation oft egal. Von der Qualität haben wir vielleicht eine bessere Mannschaft als St. Pauli. Es ist sicherlich auch ein Vorteil, dass wir zu Hause spielen. Doch auch die mentale Seite wird eine wichtige Rolle spielen. Die elf Männer, die für uns auf dem Platz stehen, müssen zeigen, dass nur eine Mannschaft dieses Spiel gewinnen kann. Man muss bereit sein für diese Aufgabe. Ich kann es auf jeden Fall nicht abwarten, das erste Mal gegen St. Pauli im HSV-Trikot zu spielen.
Bislang kamen Sie beim HSV nur als Joker zum Einsatz. Zwei Tore haben Sie auswärts erzielt, ein Treffer im Volkspark fehlt noch.
Das liegt vielleicht daran, dass ich bislang nur sieben Minuten hier gespielt habe. Und in diesem Spiel stand es dann auch schon 4:1, als ich reinkam. Da musste ich kein Tor mehr schießen (lacht).
Sind Sie nach drei Joker-Einsätzen denn bereit für mehr?
Ich bin jetzt erst seit gut drei Wochen hier. Da ist es klar, dass ich nicht direkt von Anfang spielen konnte. Erst mal muss man mit der Mannschaft arbeiten und auch lernen, wie hier genau gespielt werden soll. Das klappt immer besser. Ich hoffe, dass ich jetzt bald noch mehr Spielzeit bekommen werde und dann auch noch mehr zeigen kann. Wir haben einen guten Konkurrenzkampf im Sturm. Lukas hat zuletzt einige Tore gemacht. Ich denke, ich habe bislang auch einen guten Job gemacht. Nun muss der Trainer entscheiden. Das ist sicherlich nicht immer leicht für ihn.
Bis zum Derby sind es noch drei Tage, spüren Sie in der Stadt auch schon eine Derby-Stimmung?
So richtig habe ich das auf der Straße noch nicht wahrgenommen. Nur eine Sache: Am Dienstag habe ich einen Jogger in St. Pauli-Trikot gesehen. Ich habe ihm gesagt, er ist auf der falschen Seite (lacht). Wie gesagt: Ich finde Druck und ein bisschen Provokation mit Augenzwinkern vor so einem Spiel gut. Das wird ein sehr cooles Spiel am Wochenende.