Baldé: Was ein HSV-Abgang ihn knallhart spüren ließ – und was Glatzel riet
Fabio Baldé ist Realist. Nachdem er an den ersten sieben Spieltagen stets gespielt und sich zwischendurch sogar einen Stammplatz erarbeitet hatte, kam er zuletzt zweimal nicht zum Einsatz. „Fußball ist schnelllebig, es kann von heute auf morgen runtergehen“, weiß er. „Man muss mental stark bleiben und im Kopf klar sein.“ Um es nach oben zu schaffen, den Kopf nicht zu verlieren, hat ihm eine hartes Verhalten eines Ex-Mitspielers, der den HSV im Sommer verlassen hat, geholfen – und auch Ratschläge von Davie Selke und Robert Glatzel.
Der Hype um Baldé hat für den Moment wieder etwas abgenommen. Vor einigen Wochen aber, nach einigen starken Einsätzen von ihm, schwärmten die HSV-Fans wöchentlich von dem 19-Jährigen. „Ich mag das, um ehrlich zu sein“, sagte Baldé nun im „Spieltagscheck“ des HSV auf YouTube. „Ich bin ein Social-Media-Kind, ein bisschen. Ich kann damit sehr gut umgehen. Es macht mich glücklich, solche Nachrichten von Fans zu bekommen. Dafür arbeitet man.“
HSV-Talent Baldé: „Ich weiß, dass ich nicht abheben darf“
Das bedeutet aber nicht, dass Baldé die Bodenhaftung verliert. Schon im MOPO-Interview hatte sich der Youngster des HSV kürzlich sehr reflektiert präsentiert, diese Charaktereigenschaft behält er bei. „Ich weiß, dass ich nicht abheben kann und sowieso nicht darf. Ich habe ein paar gute Sachen erlebt, es kann aber genauso schnell wieder runtergehen“, weiß der bescheidene Baldé. „Deswegen: Es gibt keinen Grund abzuheben oder arrogant zu werden.“
Es ist nicht davon auszugehen, aber selbst wenn Baldé irgendwann mal etwas zu eigensinnig durchs Leben gehen sollte, dann dürfte er das von seinen Kollegen erfahren – zum Beispiel von Davie Selke und Robert Glatzel, die den Flügelspieler immer wieder in den Arm nehmen. „Davie redet sehr viel mit mir, Bobby auch“, sagt Baldé und erinnert sich an ein Testspiel im Sommer-Trainingslager zurück, das er und Glatzel beide verletzungsbedingt verpassten.
Die HSV-Stürmer Glatzel und Selke gaben Baldé Tipps
„Bobby und ich saßen zusammen an dem Tag und haben eine halbe Stunde geredet“, berichtet Baldé in dem Klub-Format von einem Gespräch voller Ratschläge: „Bobby meinte, dass ich der Mannschaft sehr viel helfen kann, weil ich ein guter Dribbler bin und gute Flanken habe. Er meinte, dass ich immer Gas geben soll und dass meine Chance kommen wird. Das habe ich gemacht, meine Chance ist gekommen – und ich glaube, die habe ich sehr genutzt.“
Dreimal stand Baldé bereits in der Zweitliga-Startelf, das 3:0 in Düsseldorf verpasste er erkrankt und muss aktuell wieder um einen Startelfplatz kämpfen, weil Jean-Luc Dompé und Noah Katterbach auf den Außen überzeugen. Zudem hat er in Bakery Jatta und Emir Sahiti weitere namhafte Konkurrenten. Aber Baldé, der im August seinen ersten Profivertrag unterschrieb, lauert auf seine Chance und tut alles, um weiter bei bester Fitness zu bleiben.
Ex-HSV-Profi Ambrosius lehrte Baldé Zweikampfhärte
„Ich bin öfter im Eisbad, um Regeneration zu machen“, erzählt Baldé und verrät, dass es deshalb auch von Selke schon einen Ratschlag gab. „Er ist zu mir gekommen und hat gesagt, dass ich es gut mache und weitermachen soll, weil es sehr wichtig ist. Es ist sehr gut, von solchen Spielern diese Worte zu bekommen.“ Und wenn Worte in der Vergangenheit mal nicht ausreichten, dann hat Baldé auch körperlich bereits erfahren müssen, worauf es ankommt.
Wie Elias Saad, Faride Alidou, sein bester Freund Omar Megeed und Stephan Ambrosius stammt das HSV-Talent aus Wilhelmsburg, kickte in seiner Jugend am „Haus der Jugend“ in einem Fußball-Käfig. Und dort kam es vor ein paar Jahren zu einem lehrreichen Ereignis mit dem sechseinhalb Jahre älteren Ambrosius, der der beste Freund von Baldés Cousin ist und der den HSV in diesem Sommer zum FC St. Gallen in die Erste Liga der Schweiz verlassen hat.
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„Ich war immer der Kleinste und der Jüngste. Ich habe immer alle ausgedribbelt, aber an einem Tag war Stepho da und ich habe es bei ihm versucht“, blickt Baldé im „Spieltagscheck“ zurück. „Er ist komplett hart reingegangen und hat gesagt: ’Bei mir nicht!‘ Seit dem Tag habe ich gelernt, wie es ist, mal nicht vorbeizukommen. Stepho hat mir klargemacht, dass es nicht immer geht.“ Ambrosius ließ den kleinen Fabio früh spüren, was Zweikampfhärte heißt. Auch davon profitiert Baldé heute – und er, einer der jüngsten Profis im HSV-Kader schätzt sich glücklich: „Ich bin Hamburger Jung. Es war immer mein Traum, hier Profi zu werden. Das geschafft zu haben, macht mich sehr stolz.“