Kleine Gegner, viele Wechsel: HSV-Trio in der Woche der Wahrheit im Fokus
Mit einem seiner HSV-Tipps hatte Simon Terodde zuletzt Unrecht. Der Sky-Experte ging von einem 3:2-Auswärtssieg des 1. FC Köln in Hamburg aus, tatsächlich aber siegte der HSV zum Rückrundenstart 1:0. Glaubt man Terodde, und obendrein sicherlich noch einigen anderen Zweitliga-Fachmännern, dann startet die erste richtig entscheidende Phase für das Team von Merlin Polzin aber erst jetzt. Zwei Partien bei vermeintlichen Zweitliga-Zwergen, dem HSV steht eine Woche der Wahrheit bevor. Und dabei wird es einige Wechsel geben.
Auch die HSV-Profis kennen die Erzählung inzwischen zur Genüge. „Vermeintlich ist das so, wenn man auf die letzten Jahre guckt“, sagte Kapitän Sebastian Schonlau am Sonntag, als er nach dem 2:2 gegen Hannover auf die kommende Doppel-Challenge angesprochen wurde: erst auswärts in Münster, an diesem Freitagabend (18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) vor maximal 12.422 Zuschauern. Und nächste Woche in Regensburg vor rund 15.000 Fans.
HSV will den Fluch gegen die vermeintlich Kleinen besiegen
Für den HSV geht’s mal wieder zu den kleinen Klubs der Liga, zumindest, was deren Stadion-Kapazität angeht. Und dass Schonlau und Co. mal wieder den Versuch angehen müssen, den Hamburger Auswärtsfluch bei den Zweitliga-Zwergen zu besiegen, haben sie sich selbst zuzuschreiben.
Diese Saison setzte es erst das peinliche 2:4 in Elversberg vor 9502 Zuschauern, und dann vor Weihnachten das 1:1 in Ulm – wobei da vor 17.400 Fans „immerhin“ nur die erste Hälfte desillusionierend war. Die unrühmliche Serie blieb trotz Leistungssteigerung nach 0:1-Pausenrückstand durch das Remis aber bestehen: Der HSV hat seit nunmehr 20 Monaten kein Ligaspiel vor weniger als 20.000 Fans gewonnen.
Den letzten Auswärtssieg dieser Art gab es am letzten Spieltag der Spielzeit 2023/24 auswärts in Sandhausen (1:0), die weiteren Geschehnissen (und Traumata) dieses Tages (28. Mai 2023) sind bekannt. In der Vorsaison verlor der HSV dann vier von sechs Partien bei den vermeintlich Kleinen, dazu gab es zwei Remis und keinen einzigen Dreier. Auch diese Minusbilanz war mitverantwortlich für den sechsten Nichtaufstieg in Serie. Und damit aus dem sechsten bald nicht der siebte vergebliche Versuch wird, sollte der HSV schon in der kommenden Woche der Wahrheit liefern.
Münster und Regensburg? Terodde traut es „HSV nicht zu“
Der 1. FC Köln, der den HSV am vergangenen Wochenende als Spitzreneiter ablöste, gewann seine Auswärtsspiele in Münster und in Regensburg am Ende der Hinrunde jeweils mit 1:0. Schmucklos, vielleicht spröde, aber erfolgreich. „Das traue ich dem HSV aktuell noch nicht zu, da bin ich ganz ehrlich“, urteilte Terodde zuletzt in der MOPO. Auch der Ex-Stürmer weiß: Diese Partien sind es, die der HSV zu diesem Saison-Zeitpunkt auf seine Seite ziehen muss, um sich in der Tabelle abzusetzen, um das Narrativ zu drehen, um der Verspottung zu entgehen – und um den Fluch nicht mit ins Saisonfinale zu nehmen, wenn man noch in Paderborn (24. Spieltag) und in Fürth (34. Spieltag) antritt.
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„Wir dürfen in der Zweiten Liga niemanden unterschätzen. Jeder kann gegen jeden gewinnen“, mahnte Ludovit Reis am Sonntag und kündigte nach dem Remis an: „Wir fahren mit vollem Fokus und mit 100 Prozent nach Münster. Schön, dass das Spiel wieder schnell kommt am Freitag.“ Schonlau wollte von den bösen Geistern ebenfalls nichts wissen, sagte: „Wir haben aktuell eine absolut stabile Phase. Wir wollten heute drei Punkte holen, das ist uns nicht gelungen, aber trotzdem haben wir das Unentschieden halten können. Und am Freitag heißt es dann: volle Kapelle gegen Münster. Da können nur drei Punkte das Ziel sein.“ Und dieses Ziel wird der HSV wohl auch mit ihm angehen.
Schonlau und Muheim zurück in HSV-Startelf – und Selke?
Neben Schonlau, der den gesperrten Daniel Elfadli nach drei Bankplätzen in Serie in der Innenverteidigung ersetzen wird, stehen vor den neun Tagen der Wahrheit noch zwei andere HSV-Profis im Fokus: einerseits Miro Muheim, der nach abgesessener Sperre zurückkehrt und der aus dem Außenverteidiger-Duo William Mikelbrencis und Silvan Hefti jetzt wieder zwei HSV-Konkurrenten um eine noch offene Position macht. Und andererseits Davie Selke. Wenn der Stürmer von den Medizinern grünes Licht erhält, dürfte Merlin Polzin einen dritten Startelf-Wechsel vornehmen.
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— Hamburger SV (@HSV) February 4, 2025
Am Dienstag, als für die Mannschaft kein Training anstand, legte Selke gemeinsam mit Neuzugang Adedire Mubede, mit Rückkehrer Muheim und mit Youngster Bilal Yalcinkaya eine Extraschicht ein. Dabei köpfte der 30-Jährige mit seiner Spezialmaske auch aufs Tor und unterstrich: Er wäre eineinhalb Wochen nach der Operation an seinem gebrochenen Jochbogen bereit für einen Einsatz in Münster. Selke würde Königsdörffer im Sturmzentrum ersetzen – und gemeinsam mit Schonlau, Muheim und Co. alles daran setzen, zu siegen und damit Terodde Lügen zu strafen.
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