Kommentar: So kommt der HSV (vielleicht) aus dem Teufelskreis
Der HSV hat sich mit dem 1:5 gegen Sandhausen einschließlich des verpassten Aufstiegs mal wieder zum Gespött macht. Seit rund zehn Jahren erlebt der Verein einen unfassbaren Niedergang. Was tun? Lars Albrecht (39), stellvertretender Sportchef der MOPO, kommentiert.
Man kann es sich beim HSV ja immer einfach machen: Vereinsführung, Trainer, Spieler – alles Versager, alle weg! Die Platte hatte allerdings schon weit vor dem Sandhausen-Debakel einen gehörigen Sprung. Wenn zum x-ten Mal alle handelnden Personen ausgetauscht werden, was bleibt dann? Eine Hülle namens HSV.
HSV? Das ist nur noch eine Hülle
Und was ist darin noch konstant? Die (laut Meinung einiger Beobachter stets überkritische) Berichterstattung der Hamburger Medien, die bedingungslose Treue der allermeisten Fans – und die eigene völlig realitätsfremde Anspruchshaltung.
Immer wieder, gerade wenn es am Saisonende um die Wurst geht, möchte man die besten Psychologen des Landes gen Volkspark schicken, um das zu verhindern, was ja dann doch wieder passiert: Der HSV versagt und macht sich zur Lachnummer.
Der HSV MUSS verdammt noch mal gar nichts!
Wie durchbricht man nun diesen Teufelskreis? Erwarten Sie bitte an dieser Stelle keine fertige Lösung. Aber ein Ansatz ist: Der HSV MUSS verdammt noch mal gar nichts! Der HSV muss nicht in der Bundesliga geschweige denn im Europapokal spielen, er muss kein reiner Weltverein sein, er muss nicht teure Stars kaufen.
Was der HSV jetzt tun KANN: auf dem Boden bleiben. Im Sinne von bodenständig sein. Sich des Druckes entledigen, grundsätzlich den Aufstieg als einziges Ziel vor Augen zu haben. Klar will der Fan wieder Erstliga-Fußball in Hamburg sehen. Aber vor allem will er eine Mannschaft sehen, die nicht nur aus Leihspielern, Mitläufern, Großverdienern und Ich-war-auch-mal-echt-gut-Profis besteht.
HSV: Es geht nicht ums Raute-Küssen oder Geburtsort Hamburg
Es geht auch nicht um das symbolische Raute-Küssen oder Hamburg als Geburtsort im Personalausweis. Es geht darum, dass hungrige Spieler, die im Idealfall ihre beste Zeit noch vor sich haben, auf dem Platz stehen – und in jedem Spiel ans absolute Limit gehen. Nicht mehr, aber nie weniger!
Ganz sicher würde das von den Anhängern erkannt und honoriert werden. Vielleicht würde es den HSV langfristig zurück in die Bundesliga führen und sogar wieder halbwegs sympathisch machen. Einen Versuch ist es allemal wert. Zu verlieren hat dieser Verein ohnehin nichts mehr.