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Levin Öztunali vor einer Bande im Volksparkstadion
  • Levin Öztunali blieb bei seinen meisten HSV-Auftritten in der vergangenen Saison blass.
  • Foto: WITTERS

Kriegt Öztunali die HSV-Kurve? Zweifel sind angebracht – was Hoffnung macht

Jonas Boldt hatte sich überglücklich gezeigt, „dass wir Levin nach Hause holen konnten“. Vor fast genau einem Jahr und nach damals zehn Jahren fernab von Hamburg war Levin Öztunali im Juni 2023 zurück beim HSV – und erfüllte sich, wie er sagte, „einen absoluten Traum“. Seine erste Saison als Heimkehrer als „Alptraum“ zu bezeichnen, wäre übertrieben und unangemessen, schließlich blieb der 28-Jährige nicht als einziger weit unter seinen Möglichkeiten. Bei keinem HSV-Profi stellt sich vor dem erneuten Vorbereitungsstart allerdings so sehr wie bei Öztunali die Frage: Kriegt er noch mal die Kurve?

Zweifel sind angebracht. Denn wenn man sich am Ende der abgelaufenen Saison im Volkspark umgehört hat, stieß man auch auf Stimmen, laut denen nicht ausgeschlossen werden könne, dass Öztunali vom Leistungsniveau her nicht mehr an alte Zeiten herankommen könne. Optimismus klingt jedenfalls anders. Und das ist auch verständlich nach einer Saison mit 19 Zweitliga-Einsätzen ohne Treffer sowie Vorlage und lediglich acht Startelf-Mandaten.

Auch unter HSV-Coach Baumgart blühte Öztunali nicht auf

Was Öztunalis Einsatzzeiten angeht, so hatte es vor wenigen Monaten noch leisen Grund zur Zuversicht gegeben. Ex-Coach Tim Walter und Interimschef Merlin Polzin hatten den gebürtigen Hamburger in den ersten fünf Rückrunden-Spielen stets auf der Bank schmoren lassen, in den darauffolgenden ersten fünf Partien in Steffen Baumgart Amtszeit kam Öztunali dann aber stets zum Einsatz. Einzig: Der Ertrag blieb aus. Fast ausnahmslos. Und so ließ Baumgart den Offensivmann in den letzten sieben Spielen der Vorsaison auch nur noch zweimal ran.


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Sportdirektor Claus Costa hatte bei Öztunalis Verpflichtung im Vorjahr noch die hohe Flexibilität des Neuzugangs hervorgehoben, eingesetzt wurde er dann aber stets auf dem offensiven Flügel, wo er Durchsetzungsstärke im Eins gegen Eins und Überzeugung im Dribbling zu oft vermissen ließ. Dass ist grundsätzlich verständlich bei einem Profi, der in der kompletten Saison vor seinem HSV-Wechsel bei Union Berlin nur acht (!) Minuten lang auf dem Platz stand, dem es also an wichtigem Rhythmus fehlte.

Wenig Rhythmus – von Öztunali kam dennoch zu wenig

Das sollte sich aber nicht durch eine ganze Spielzeit ziehen bei einem Spieler seiner Klasse, der 2013 bei Bayer Leverkusen mit nur 17 Jahren zum Bundesliga-Profi wurde und der bei Werder Bremen und Mainz 05 später zum gestandenen, verlässlichen Spieler reifte. Beim HSV hingegen war er meist Reservist. Aus Leistungsgründen.

Nun stimmt die auch im Volkspark geäußerte Annahme, dass über Öztunali womöglich gar nicht so viel diskutiert worden wäre, wenn der HSV wie der FC St. Pauli durch die Liga marschiert und die Einsatzzeit der Nicht-Stammspieler nicht so schwer ins Gewicht gefallen wäre. Wenn es nicht läuft, und das war beim HSV in der Vorsaison zu oft der Fall, dann stellt sich aber natürlich die Frage nach der Breite des Kaders – und die Frage danach, warum der vermeintliche Königstransfer Öztunali so wenig Einfluss auf den Erfolg der Mannschaft nimmt.

Stefan Kuntz kennt Öztunali noch aus der deutschen U21

Öztunali ist kein leidenschaftlicher Instagram-User, dementsprechend war von ihm in den letzten Wochen nichts zu sehen oder zu hören. Auf einen Abschied deutete bislang nichts Konkretes hin, sein Vertrag läuft bis Ende Juni 2026. Grundsätzlich verdient Öztunali eine weitere Chance und wird diese mit Beginn der Vorbereitung wohl auch erhalten, da die Verantwortlichen die vermeintlichen Wackelkandidaten zum Trainingsstart in Hamburg erwarten.

Dann aber muss Öztunali liefern, sich zeigen und den Beweis erbringen, seinen persönlichen Zenit mit 28 Jahren noch nicht hinter sich zu haben. Zumal der HSV trotz oder gerade wegen ihm, Bakery Jatta, Jean-Luc Dompé und Ransford Königsdörffer auf der Suche nach Verstärkung für die offensive Außenbahn ist. Was Öztunali Hoffnung machen könnte: Stefan Kuntz kennt ihn bestens. Als der heutige Sportvorstand des HSV noch Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft war, spielte Öztunali zwischen 2016 und 2019 insgesamt 27-mal unter Kuntz.

„Man hat ein gutes Gefühl bei ihm, und das ist natürlich sehr wichtig als Spieler“, sagte Öztunali einst über Ex-DFB-Coach Kuntz. „Wenn man dann noch die Erfolgserlebnisse hat, dann kommt eins zum anderen.“ Und Kuntz lobte Öztunali seinerzeit für dessen „Einstellung, Laufbereitschaft und Torgefahr“. Es sind Eigenschaften, die Öztunali mal auszeichneten und stark machten – und die er nun beim HSV nachzuweisen hat. Im zweiten Anlauf.

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