Matheo Raab beklagt sich nach dem Gegentor in Kaiserslautern
  • Matheo Raab ärgerte sich nach den beiden FCK-Toren über das Abwehrverhalten seiner HSV-Kollegen.
  • Foto: imago images/Thomas Frey

Kuriose Rückkehr ins HSV-Tor: Raab fand Pfiffe „cool“ – und kassiert Lob

Aufgrund von Beispielen wie diesem wird der Begriff „ausgerechnet“ im Fußball inflationär verwendet. „Es sollte so sein“, konnte dem auch Matheo Raab selbst am späten Samstagabend nicht widersprechen. Da Daniel Heuer Fernandes beim Aufwärmen Schmerzen an seinen Adduktoren verspürte, musste dessen Vertreter ran: Raab, der von 2017 bis 2022 beim 1. FC Kaiserslautern gespielt hatte. Ausgerechnet bei seinem Ex-Klub feierte der 25-Jährige also seine spontan-kuriose Rückkehr ins HSV-Tor – und musste Pfiffe über sich ergehen lassen.

Schon als Raabs Name beim Verlesen der Mannschaftsvorstellungen erstmals erklang, brachten einige FCK-Fans ihre Meinung über den Torwart und seinen Job beim HSV lautstark zum Ausdruck. Es wurde gepfiffen, nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Und ausgerechnet zu dieser Zeit, 15 bis 20 Minuten vor dem Anpfiff, erfuhr Raab dann auch von seinem plötzlichen Startelf-Mandat. „Kurz bevor die Jungs zum Torschuss kamen“, berichtete er.

HSV-Torwart Heuer Fernandes kurzfristig nur auf der Bank

Von null auf hundert, sozusagen. Wobei Raab hinterher einschränkte: „Als Torwart, der sonst mit auf der Bank sitzt, rechnest du nicht damit, musst aber damit rechnen.“ Und im Fritz-Walter-Stadion wurde es mal wieder zur Realität. Im Herbst 2022 hatte Raab sein Pflichtspiel-Debüt für den HSV ebenfalls (ausgerechnet) gegen den FCK gefeiert, beim damaligen 1:1 im Volkspark hatte er aber bereits weit vor dem Anpfiff von Heuer Fernandes’ Ausfall gewusst und konnte sich entsprechend vorbereiten. Die Situation beim Zweitliga-Topspiel war nun auch für ihn ganz neu.


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„Man versucht als Ersatz genauso da zu sein wie wenn man spielen würde. Es wäre aber gelogen, wenn das zu 100 Prozent klappt“, gab Raab zu. „Es ist einfach nur Kopfsache, dann da zu sein.“ Raab ließ während des Spiels nicht erkennen, dass die undankbare Situation ihn beeinträchtigte, er spielte solide. Den Volley-Schuss von Ragnar Ache vor dem 0:1 (33.) habe er „sehr spät gesehen“, beschrieb der Keeper. „Er ditscht vorher auf, es war ein verdeckter Schuss. Manchmal geht er gegen das Schienbein oder den Oberkörper. Diesmal geht er durch die Beine.“ Passiert.

Matheo Raab nimmt den FCK-Fans die Pfiffe nicht böse

Auch beim zweiten Gegentreffer durch Richmond Tachie war er machtlos (50.). Und dass er in seiner ehemaligen Heimspielstätte („Pure Gänsehaut, in solchen Stadien mit voller Hütte zu spielen“) konsequent ausgepfiffen wurde von den Heimfans, berührte ihn auch nicht. „Ich finde es cool“, sagte Raab gar und erklärte: „Das ist jetzt überspitzt gesagt, aber ich fände es nicht so gut, wenn sie nicht pfeifen würden. Dann wären meine Jahre hier nicht so gut gewesen. Von daher nehme ich das ein bisschen mit Humor.“ Zumal Pfiffe gegen Ex-Spieler „alltäglich“ seien.

Trotzdem: Auch Steffen Baumgart wusste, dass es für Raab auf dem Betzenberg „ein besonderes Spiel“ unter nicht einfachen Bedingungen gewesen sei. „Dafür hat er eine sehr gute Leistung gebracht“, lobte der HSV-Trainer. „Mit Matheo hatten wir einen sehr guten Rückhalt.“ Baumgart hatte in den Vorwochen immer wieder betont, zwei Keeper auf Augenhöhe zu haben, zwei Top-Keeper für Liga zwei. Raab war wegen einer Lungenentzündung allerdings ins Hintertreffen geraten und hatte diese Saison bislang das Nachsehen – bis Heuer Fernandes nun den Daumen sank.

Ist der Kampf um die Nummer eins beim HSV wieder offen?

„Es war so, dass Ferro etwas gemerkt hat“, erklärte Baumgart, ohne nach dem 2:2 schon eine Diagnose zu wissen. „Ich hoffe, dass es eher eine Muskelverhärtung ist und nichts kaputt gegangen ist.“ Ein positives Zeichen: Heuer Fernandes saß trotzdem auf der Bank und hätte im Notfall wohl einspringen können. Untersuchungen in Hamburg werden nun ergeben, ob es die Nummer eins schlimmer erwischt hat. Falls nicht, würde es überraschen, wenn Baumgart Heuer Fernandes wieder dauerhaft mit Raab, der sich kaum auszeichnen konnte, ersetzen würde.

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„Ich bin bei mir geblieben, habe mich zurückgekämpft, habe heute die Chance bekommen und genauso werde ich weitermachen“, kündigte Raab an, ohne eine Kampfansage an seinen Torwart-Kollegen zu richten. „Ich werde bei mir bleiben, Gas geben und der Mannschaft helfen. Dann sehen wir nächste Woche, wie es aussieht.“ Vorerst stehen zwei freie Tage an, die Raab in seiner hessischen Heimat Wolfenhausen verbringt. „Meine Eltern waren hier und nehmen mich mit“, sagte Raab, der vor den Augen von Mama und Papa mal wieder spielen durfte. Ausgerechnet.

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