Letztes Mal sah er Rot: Besiegt Polzin den Zwerg-Fluch des HSV?
Die letzte Challenge dieser Art durfte Merlin Polzin am Ende nur noch von der Tribüne aus verfolgen. In der Schlussphase des 2:4 in Elversberg sah der 34-Jährige wegen wiederholten Meckerns die Gelb-Rote Karte – und nach der Pleite setzte Stefan Kuntz zur Brandrede an. Wieder hatte sich der HSV bei einem vermeintlichen Zwerg dieser Liga blamiert, Ende Oktober dominierten wieder mal Kopfschütteln und Wut. Jetzt, eineinhalb Monate und einen Trainerwechsel später, wartet die nächste Prüfung dieser Art. Kann Polzin sie meistern?
Nach dem 2:2 gegen Darmstadt, das die Stimmung im Volkspark nach dem 3:1 in Karlsruhe wieder etwas gedämpft hat, wollte der Coach noch nicht sofort über das kommende Auswärtsspiel sprechen. „Der Fokus“, sagte Polzin, „geht jetzt erst mal klar auf die Nachbereitung“. Und noch nicht auf den SSV Ulm, bei dem der HSV am Samstag (13 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) antritt. „Wir versuchen, inhaltlich zu arbeiten, wir wollen uns inhaltliche Ziele setzen.“
Kleines Stadion? Für Coach Polzin „weniger entscheidend“
Ein Punkte-Ziel bis zur Winterpause hingegen – nach der Ulm-Reise steht am 21. Dezember noch das Heimspiel gegen Fürth an – mochte Polzin am Sonntag nicht ausrufen. Dass schon am Wochenende drei Punkte hermüssen, ließ er aber durchblicken: „Wir überlegen, wie wir auch da unsere Leistungen auf den Platz bringen und den Gegner besiegen können. Am Ende ist es dann weniger entscheidend, ob wir in großen oder in kleinen Stadien spielen.“
Die Zahlen lügen trotzdem nicht – und sind bekannt: Der HSV hat seit mehr als eineinhalb Jahren kein Zweitliga-Spiel mehr in einer Arena gewonnen, die weniger als 20.000 Zuschauer fasst. In der Vorsaison sammelten die Hamburger in sechs dieser Partien lediglich zwei von 18 möglichen Punkten. Heißt: zwei Remis, vier Pleiten. Und auch beim ersten Liga-Duell vor einer Mini-Kulisse in dieser Spielzeit gab es wieder einen Dämpfer – in Elversberg.
Nach Elversberg-Blamage: Besiegt HSV den Fluch in Ulm?
„Nur weil das Stadion hier noch nicht perfekt aussieht oder der Ort ein bisschen kleiner ist, ist die Mannschaft ja nicht schlechter“, echauffierte sich Kuntz in der Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde, die nur knapp 10.000 Fans Platz bietet. „Wir wussten genau: Wenn man aufsteigen will, muss man hier punkten. Das haben wir nicht hingekriegt.“ Obwohl das Stadion-Problem, das nicht neu ist, sondern seit Jahren zu beobachten ist, vor der Pleite noch mal explizit thematisiert wurde. „Es wurde klar angesprochen“, bestätigte Daniel Heuer Fernandes damals. „Wir müssen in der Lage sein, auch hier Leistung zu bringen – und auch Leistung zu wollen.“ Eigentlich schon.
Doch der Plan, die Zweifel schon in Elversberg zu beseitigen, ging komplett schief. Nachdem Jonas Meffert kurz vor Schluss die Ampelkarte gesehen hatte, meckerte Polzin aus Sicht von Referee Dr. Robert Kampa auf der HSV-Bank zu energisch – und sah ebenfalls Gelb-Rot. Hinterher polterte Ex-Coach Steffen Baumgart über den aus seiner Sicht „einfach nicht guten“ Schiedsrichter. Inzwischen ist der 52-Jährige beim HSV Geschichte, sein Nachfolger heißt (vorübergehend) Polzin. Und der Bramfelder muss in dieser Woche nun dafür sorgen, dass der HSV den SSV Ulm besiegt – und damit auch den Hamburger Auswärtsfluch gegen die vermeintlichen Zwerg-Klubs dieser Liga.
Das könnte Sie auch interessieren: Hauch von Walter? Was der Taktik-Kniff von HSV-Trainer Polzin bedeutet
Das Ulmer Donaustadion wird am Samstag zum fünften Mal in dieser Saison ausverkauft sein. 17.400 Zuschauer werden kommen und ein Großteil davon wird hoffen, dass dem HSV in der Fremde abermals ein Bein gestellt wird. Im weiteren Saisonverlauf tritt der HSV noch in den kleinen Stadien von Preußen Münster, Jahn Regensburg, des SC Paderborn, von Darmstadt 98 und Greuther Fürth an. Idealerweise wird der Fluch vor diesen Rückrunden-Reisen schon gar kein Thema mehr sein – aber auch nur, wenn Polzins Mannschaft die knifflige Challenge in Ulm besteht.