Live-Geschenk im TV: Warum HSV-Trainer Polzin die Herzen zufliegen
Das, was Daniel Heuer Fernandes nach dem 3:2 in Berlin aussprach, war ein Verdienst der ganzen Mannschaft. Die HSV-Profis dürfen sich die Umsetzung auf ihre Fahne schreiben, die Trainer aber legten erneut die Basis für das, was der Keeper überschwänglich lobte: „Ich finde es geil, wie wir auftreten.“ Selbst, wenn es während Partien harte Phasen gäbe, hätten die HSV-Coaches Pläne, „um wieder Sicherheit und Ruhe reinzubekommen“. Den Trainern um Merlin Polzin flogen die Herzen zu – und dem Chef selbst erging es sogar am Sky-Tisch so.
Torsten Mattuschka ist ein Fan von Polzin. „Der brennt und fährt jeden Tag mit einem Grinsen zum Training“, hatte der Zweitliga-Experte zuletzt zur MOPO gesagt. Und am Samstagabend, nach dem Auswärtssieg des HSV, fand der Ex-Profi wieder lobende Worte für das von Polzin trainierte Team, das trotz des zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleichs doch noch gewann. „Das ist heute die Reaktion gewesen, die ich von der Mannschaft will“, ordnete Polzin im Live-Interview bei Sky ein, ehe der Abschluss des Gesprächs mit Mattuschka und Moderator Max Zielke kurios wurde.
Polzin gibt Experte Mattuschka Bonbons als Dankeschön
Als „Tusche“ zur Verabschiedung mit dem HSV-Coach abklatschen wollte, griff Polzin in seine Jackentasche, holte eine Packung Eukalyptus-Bonbons hervor und sagte: „Eine Kleinigkeit habe ich noch für dich. Wir erinnern uns an das erste Spiel, als du mir ausgeholfen hast mit den Bonbons für die Stimme. Das vergesse ich natürlich nicht.“ Damit war der Hintergrund erklärt: Bei einem früheren Post-Match-Interview hatte Mattuschka mal Polzin mit einem Lutsch-Bonbon ausgeholfen, weil dem HSV-Coach nach 90 Minuten voller Gebrüll die Stimme ausgegangen war.
„Das ist stark!“, reagierte Mattuschka nun live auf das Gegengeschenk des 34-Jährigen. Prompt bekam Polzin im Olympiastadion dann noch einen Ingwer-Bonbon von „Tusche“ – und verabschiedete sich vom Tisch. „Wie kann man so sympathisch sein wie Merlin“, schrieb ein User auf Instagram unter das entsprechende Sky-Video mit der lustigen Szene – der Top-Kommentar. „Endlich hat der HSV den richtigen Trainer gefunden“, schrieb ein anderer.
Polzin gibt sich bodenständig und begeistert die HSV-Fans
Viele HSV-Anhänger, von denen 20.000 das Auswärtsspiel in Berlin zu einer Heimpartie machten, schwärmen nicht erst seit Samstag von Polzin, dem Trainer-Eigengewächs. Seine Cheftrainer-Bilanz in dieser Saison spricht mit vier Siegen, zwei Remis und noch keiner Niederlage für sich, zudem sammelt der Bramfelder mit Interview-Auftritten wie dem in Berlin Sympathiepunkte. Und Polzin gibt sich auch nach Siegen bodenständig, überhöht sich nicht selbst.
„Die Mentalität und die Moral meiner Mannschaft ist aller Ehren wert“, sagte er in der Hauptstadt. „Das ist auch das, was uns auszeichnen soll auf diesem Weg, den wir gemeinsam gehen wollen.“ Polzin spricht fast ausschließlich in der Wir-Form und will verhindern, dass das Lob sich auf ihn konzentriert. Dieses gelte immer allen im Staff, den Trainerkollegen Loic Favé und Richard Krohn und natürlich den Spielern. „Das Ganze ist ein Prozess“, sagt er. „Seit wir in der Konstellation zusammenarbeiten und in diesem Prozess sind, geht es darum, sich täglich zu verbessern.“
Heuer Fernandes lobt die Maßnahmen der HSV-Trainer
Der Auftritt bei der Hertha war dabei insofern ein Fortschritt, als dass der HSV es schaffte, dreifach zu punkten, obwohl die Gastgeber ausgeglichen hatten. Obwohl die Berliner sogar drauf und dran waren, ihr Heimspiel noch komplett zu drehen. Und obwohl Polzins Mannen schlecht in die Partie gekommen waren. „Die ersten 20 Minuten waren nicht so wie wir uns das vorstellen“, kritisierte Heuer Fernandes. „Nach 20 Minuten hatten wir wieder mehr Ballbesitz. Das hat uns gut getan, wir haben wieder Ruhe reinbekommen.“ Dank der Maßnahmen des Trainerteams.
Die taktischen Maßnahmen und Korrekturen sind – neben der engen Bindung zwischen Coaches und Profis an sich – ein zentraler Grund dafür, warum Polzin und Co. auch von der Mannschaft die Herzen zufliegen. „Wenn vorne das Pressing nicht komplett funktioniert, ziehen wir uns ein bisschen zurück und spielen aus der Kompaktheit“, verriet Heuer Fernandes ein Mittel zum Erfolg. „Darum geht es: ein System, an dem du dich immer hochziehen kannst, um wieder Selbstbewusstsein zu entwickeln.“ Aufgrund der Ausrichtung, die Polzin, Favé und Krohn vorgeben, ist die Brust der Profis derzeit groß wie lange nicht. „Das Trainerteam gibt uns brutale Inhalte mit“, sagt Heuer Fernandes.
Polzin: „Wir beschäftigen uns nur damit, wo wir hinwollen“
Und Polzin? Der genießt den Erfolg natürlich, vor allem bei den zuletzt vielen Partys vor der HSV-Kurve. Er gibt die Rosen aber weiter, hob auch nach Berlin das Team hervor: „Es freut mich einfach für die Jungs. Es freut mich, was wir von der Bank nachlegen konnten. Es freut mich, was für einen Einsatz wir gemeinsam mit den 20.000 Fans heute abgeliefert haben.“ Und der HSV-Cheftrainer betonte, sich nicht auf dem neuerlichen Erfolg ausruhen zu wollen.
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Im Gegenteil. „Ich will gar nicht bewerten, was in der Vergangenheit war, sondern unser Blick geht nach vorne“, betonte Polzin. „Wir beschäftigen uns nur damit, wo wir hinwollen.“ Ganz nach oben. Das weiß auch Mattuschka. Am Sonntag (13.30 Uhr) beim HSV-Heimspiel gegen Hannover 96 ist der 44-Jährige im Volkspark und wird Sympathie-Garant Polzin wiedersehen. „Dann“, sagte „Tusche“ in Berlin zu Polzin, „bringe ich dir meine Bonbons wieder mit.“
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