Bleibt HSV-Torjäger Königsdörffer jetzt Start-Stürmer? Baumgart bremst
Ransford Königsdörffer weiß, dass hinter ihm keine gute Saison liegt. „Das“, räumte er am Freitagabend ein, „war mit Sicherheit nicht die beste.“ Hatte der Ghanaer in seiner Debüt-Spielzeit 2022/23 noch acht Tore für den HSV geschossen, waren es in der Vorsaison nach 34 Spieltagen lediglich zwei. Und dass das nicht seinem Leistungsvermögen entsprach, wurde nun noch einmal untermauert. Königsdörffer traf beim 2:1-Sieg in Köln doppelt, avancierte zum Matchwinner und ließ die personellen Sturm-Sorgen des HSV fürs Erste vergessen. Aber behält er seinen Stammplatz ganz vorne jetzt auch? Von Steffen Baumgart gab es Lob und Tadel zugleich.
„Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich heute zwei Tore schießen konnte“, resümierte der Auftakt-Held des HSV ganz sachlich. Seine Aussage hatte aber eben einen Hintergrund – den, dass er nun nach dem ersten Spieltag der neuen Spielzeit schon genauso viele Zweitliga-Treffer erzielt hat wie in der Vorsaison. „Besser kann ein Tag nicht laufen“, war Königsdörffer bei Sky noch etwas euphorischer. Und: „Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“
HSV-Matchwinner Königsdörffer staubte zweimal ab
Der 22-Jährige tat es, indem er zweimal hellwach war. In der 6. Minute lauerte er nach einem Schlenzer von Jean-Luc Dompé, den „Effzeh“-Keeper Jonas Urbig nicht festhalten konnte, und staubte ab. „Vielleicht war ich auch einfach wacher in dem Moment – und die haben noch geschlafen“, vermutete Königsdörffer, der dann beinahe einen sehenswerten Kopfball-Treffer erzielt hätte. Der wurde es nicht, aber dafür erneut der clevere Abstauber. „Ich habe, um ehrlich zu sein, nicht mal damit gerechnet, dass ich den Ball bekomme“, beschrieb er die Szene aus der 35. Minute, in der eine Flanke von Adam Karabec den zweiten HSV-Treffer einleitete. „Aber dann schalte ich schnell.“
Zwei ernsthafte Hamburger Chancen in der ersten Häfte, zwei Tore. Der HSV präsentierte sich gnadenlos effektiv – dank Königsdörffer, der eigentlich auf dem Flügel beheimatet ist, in Köln jedoch im offensiven 3-2-4-1-System die zentrale Spitze gab, weil Robert Glatzel (Sehnenreizung) nicht spielfähig und Debütant Davie Selke nur für ein paar Minuten bereit war. „Bobby war heute nicht da, da habe ich ihm mal ein bisschen nachgemacht“, scherzte der Doppel-Torschütze bei Sat.1. „Das hat mich gefreut. Nächste Woche geht’s weiter.“ Erneut mit ihm in der Startelf?
Scherz wegen HSV-Stürmer Glatzel – Selke ist fit für mehr
Glatzel wird auch das erste Heimspiel der neuen Saison verpassen, womöglich noch mehr Partien. Aber Selke machte nach dem Traumstart samt Mini-Einsatz deutlich, dass er nächste Woche Samstag gegen Hertha BSC bereit wäre für mehr Spielzeit. „Ich werde nächste Woche von der Fitness her auf jeden Fall deutlich weiter sein“, kündigte der 29-Jährige an. „Dann kann ich auch ein paar Minuten mehr spielen. Wie viele, entscheidet dann Steffen.“ Dem wiederum, also Chefcoach Baumgart, war es wichtig, mit Blick auf den HSV-Matchwinner etwas einzuordnen.
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„Wir können gerne nochmal nachrechnen die Spiele, die Ransi bei mir gemacht hat von Anfang an. Ich würde sagen, von 13, jetzt 14 waren das zwölf Mal“, meinte Baumgart zu wissen – und hatte vollkommen Recht. „Für mich hat Ransi eine sehr gute Entwicklung gemacht“, lobte der 52-Jährige, ehe er bremste: „Ransi ist einer, der noch nicht so stabil ist, immer mal wieder Phasen hat – und heute muss sagen, stand er an der richtigen Stelle.“ Zweimal sogar.
Baumgart sah „andere stärker“ – Németh war außen vor
Das ist zweifelsohne eine Qualität für einen aufgebotenen Mittelstürmer, ansonsten hatte Königsdörffer in der Domstadt jedoch kaum auffällige Szenen, war über 90 Minuten eher einer der Blasseren. „Ich habe andere stärker gesehen“, befand auch Baumgart. „Ransi hat zwar die zwei Tore und es in den zwei Situationen sehr gut gemacht.“ Jedoch hob der Coach Keeper Daniel Heuer Fernandes, die beiden Innenverteidiger Sebastian Schonlau und Dennis Hadzikadunic und zudem die Sechser Jonas Meffert und Daniel Elfadli hervor, „die fast alles wegverteidigt haben“.
Königsdörffer kann sich seines Stammplatzes gegen seinen Ex-Klub Hertha BSC (2014 bis 2019) also trotz des Doppelpacks nicht sicher sein. Selke jedenfalls scharrt mit den Hufen, möglich erscheint dann auch eine von Baumgart präferierte klassische Doppelspitze.
Null-Tore-Stürmer Andás Németh nicht mal im Kader
Nur András Németh, obwohl im Gegensatz zu Königsdörffer ein ausgebildeter Neuner, scheint vorerst außen vor zu sein. Der 21-jährige Ungar stand in Köln trotz Sturm-Not nicht mal im Spieltagskader, nachdem er ebenfalls eine Vorsaison zum Vergessen (null Pflichtspiel-Tore) hinter sich gebracht – und eigentlich auf einen positiven Neustart gehofft hatte. Der glückte nun Königsdörffer eindrucksvoll.