Marktwert-Analyse: Nur drei HSV-Spieler sind heute teurer als bei ihrem Kauf
Adrian Fein startete beim HSV durch, gab im September letzten Jahres sogar sein Debüt für die deutsche U21-Nationalmannschaft.
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Es ist ein Vorurteil, das sich seit Jahren hält: Wer zum HSV kommt, der wird schlechter. Oft hat sich das bewahrheitet, anders wäre der sportliche Absturz der Vergangenheit, der zum Abstieg führte, auch kaum zu erklären. Wie aber verhält es sich bei den aktuellen Profis? Wer konnte seinen Wert steigern, seit er in Hamburg ist? Und auf wen traf das alte Vorurteil dann doch zu?
Für zwölf Spieler aus dem aktuellen Profi-Kader hat der HSV eine Ablöse gezahlt (Leihgebühren nicht eingerechnet). Legt man die Marktwerte des Portals transfermarkt.de zugrunde, dann haben aus diesem Dutzend nur drei Spieler ihren Wert erhöht.
Rick van Drongelen und Gideon Jung konnten ihren Wert vervielfachen
Rick van Drongelen, im August 2017 noch vom damaligen Sportchef Jens Todt verpflichtet, wechselte für drei Millionen von Sparta Rotterdam zum HSV. Inzwischen soll er 7,2 Millionen Euro wert sein. Gideon Jung war vor sechs Jahren noch von Dietmar Beiersdorfer als Schnäppchen von Rot-Weiß Oberhausen (Regionalliga West) geholt worden. Die Ablöse damals: 150.000 Euro. Seinen Wert hat der 25-Jährige inzwischen mehr als verzehnfacht. Aktuell wird Jung auf 1,6 Millionen Euro geschätzt.
Transfer von Tim Leibold erwies sich als Volltreffer
Einen echten Volltreffer landeten im vergangenen Sommer Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel mit dem Transfer von Tim Leibold. 1,8 Millionen Euro kostete der Linksverteidiger, der vom 1. FC Nürnberg nach Hamburg kam und mit zwölf Assists der Top-Vorbereiter dieser Zweitliga-Saison ist. Leibold, der auch wegen Trainer Dieter Hecking zum HSV kam, soll nun 2,4 Millionen Euro wert sein, was allerdings eher eine konservative Schätzung ist.
Ein Sextett konnte die Ablöse (noch) nicht rechfertigen
Ablösen zahlte der HSV zudem für Daniel Heuer Fernandes (1,3 Millionen), Ewerton (2 Millionen), David Kinsombi (3 Millionen), Aaron Hunt (3 Millionen), Khaled Narey (1,7 Millionen) und Xavier Amaechi (2,5 Millionen). Sechs Spieler, die aus unterschiedlichen Gründen, ihren Wert nicht nach oben schrauben konnten.
Teuerste HSV-Spieler wurden zu den größten Flops
Dramatischer ist da schon die Situation bei drei Top-Verdienern. Kyriakos Papadopoulos wurde 2017 für 6,5 Millionen Euro von Bayer Leverkusen verpflichtet – sein Marktwert heute: 600.000 Euro. Keinen Cent wird der HSV für den Griechen, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, bekommen.
Kyriakos Papadopoulos und Bobby Wood spielen keine Rolle mehr
Die zweithöchste Ablöse blätterte der HSV unter Beiersdorfer im Juli 2016 für Bobby Wood hin. Der US-Amerikaner, der von Union Berlin kam, kostete vier Millionen Euro, spielt aber ebenso wie „Papa“ längst keine Rolle mehr. Sein Marktwert wird ebenfalls mit 600.000 Euro angegeben. Der HSV würde den 27-Jährigen, der noch gut 14 Monate den Etat belasten könnte, lieber heute als morgen veräußern. Ein Abnehmer ist aber nicht in Sicht.
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Julian Pollersbeck verliert fast drei Millionen Euro an Wert
Nicht viel besser sieht es im Fall von Julian Pollersbeck, der ebenso wie Papadopoulos von Todt verpflichtet worden war, aus. 3,5 Millionen Euro kostete 2017 der damals frischgebackene U21-Europameister, der im HSV-Torwart-Ranking nur noch die Nummer drei ist und noch 525.000 Euro wert sein soll. Bei dem 25-Jährigen (Vertrag bis 2021) besteht immerhin noch eine Resthoffnung auf einen Wechsel in diesem Sommer.
Wer zum Nulltarif kommt, schlägt beim HSV häufiger ein
Dieses teure Trio wirkt schon fast wie eine Mahnung gegen die Zahlung von Ablösen. Eingeschlagen haben beim HSV viele Spieler, die zum Nulltarif kamen oder im eigenen Verein ausgebildet wurden. Josha Vagnoman zum Beispiel hat einen Marktwert von 2,7 Millionen Euro, Bakery Jatta ist 2,3 Millionen wert. Auch Sonny Kittel (2,4) und Jeremy Dudziak (1,6), die vor dieser Saison ablösefrei aus Ingolstadt beziehungsweise von St. Pauli kamen, konnten ihren Wert steigern.
Adrian Fein erhöht Marktwert um 4,25 Millionen Euro
Und auch Leihen können sich auszahlen – vor allem sportlich. Adrian Fein, der dem FC Bayern gehört, schraubte seinen Wert gewaltig nach oben: von 750.000 auf fünf Millionen Euro. Verkaufen kann der HSV ihn zwar nicht. Aber für den Beweis, dass nicht jedes Vorurteil über den HSV auch zutrifft, ist Fein vielleicht das beste Beispiel.