„Mehr als fragwürdig“: Rot für den HSV? Kohfeldt wegen Tor-Entstehung in Rage
Florian Kohfeldt wollte nicht den Eindruck erwecken, „zur Schiri-Schelte auszuholen, überhaupt nicht“. Der Trainer von Darmstadt 98 wollte seine Sicht der Dinge nach dem 2:2 beim HSV nur „sachlich beschreiben“. Und das tat er auch. Sachlich, aber trotzdem sehr deutlich. Schon direkt nach dem Tor von Adam Karabec, das auf einen kurz ausgeführten HSV-Freistoß gefolgt war, hatte Kohfeldt an der Seitenlinie getobt. Später dann kritisierte der 42-Jährige den Referee und machte klar: Er hätte sich wohl sogar eine Rote Karte gewünscht.
Merlin Polzin und Kohfeldt wollten die Einordnung der kniffligen Szene(n) erst einmal dem jeweiligen Gegenüber überlassen. Schließlich war es aber der HSV-Trainer, der auf der Pressekonferenz zuerst Stellung bezog. Es ging um die Entstehung des HSV-Treffers zum zwischenzeitlichen 2:1 – aber auch darum, was unmittelbar vor dem Freistoß-Pfiff durch Schiri Eric Weisbach geschehen war. Und es ging noch um eine ganz andere Szene 14 Minuten vorher.
HSV nutzte einen kurz ausgeführten Freistoß fürs 2:1-Tor
Der Reihe nach: In der 31. Minute sah zunächst Darmstadts Philipp Förster die Gelbe Karte, weil er einen Freistoß in der HSV-Hälfte zu früh, also vor der Freigabe des Referees, ausgeführt hatte. Und kurz vor der Halbzeitpause dann gab es am Darmstädter Strafraum einen Freistoß für den HSV, weil Marco Richter gefoult worden war. Diesen führte Daniel Elfadli schnell aus, passte zu Adam Karabec – und der schlenzte den Ball aus rund 18 Metern in den Winkel. Der Treffer zählte. Ebenfalls zu schnell ausgeführt? Nicht aus Schiri-Sicht. Aber nicht das sorgte für Diskussionen.
Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
– Operation Ernstfall: Wie sich Hamburg auf einen Krieg vorbereitet
– Energiepreise steigen: So sparen Sie bis zu 500 Euro Gas-Kosten
– Wird der Crash-Kreisel erneut umgebaut? Am Klosterstern leben Radfahrer gefährlich
– Kleine Schwester der Schanze: Die Weidenallee überrascht mit einer großen Auswahl an Cafés
– Große Rätselbeilage mit jeder Menge Knobelspaß
– 20 Seiten Sport: Hier kommt Alex! St. Paulis Cheftrainer im großen MOPO-Interview
– 28 Seiten Plan7: Jetzt in Hamburg! So gut ist das neue Michael-Jackson-Musical & Ausgeh-Tipps für jeden Tag
„Erst mal zur Situation des Freistoßes vom HSV. Finde ich total in Ordnung, dass der HSV versucht, das schnell auszuführen und dann das Tor schießt“, bekannte Kohfeldt. „Super Tor, muss man so sagen.“ Den SVD-Coach regte etwas ganz anderes auf als der schnell ausgeführte Freistoß an sich. Ihm ging es darum, was sich HSV-Profi William Mikelbrencis „20 oder zehn Sekunden“ vor dem Foul an Richter geleistet haben soll. „Da gibt es eine Situation im Laufduell mit Fraser Hornby, wo der Spieler des HSV zuerst Blickkontakt zu Fraser aufnimmt und dann klar mit dem Ellenbogen in Richtung Gesicht geht“, beschrieb Kohfeldt. „Ob er ihn trifft oder nicht – es ist ein klares Foul.“
Darmstadt-Trainer Kohfeldt sah Vergehen von Mikelbrencis
Der Ex-Werder-Coach betonte mit Nachdruck: „Ich will jetzt nicht sagen, dass er ihm den Ellenbogen ins Gesicht haut, aber er guckt hin und dann den Ellenbogen in diese Richtung. Klares Foul für uns.“ Ob Schiri Weisbach die Aktion von Mikelbrencis nicht sah oder ob er sie nicht als strafwürdig einordnete, ist unklar. Kohfeldt jedenfalls hielt sogar eine Rote Karte für den Franzosen für möglich – sagte er doch: „Wir reden von einer Situation gegen Fraser Hornby, die nicht nur Gelb sein muss. Mit aller Vorsicht gesagt. Ich habe meine Formulierung bewusst gewählt.“
Weil eben diese im Inneren des Volksparkstadions aber auch für manches Fragezeichen sorgte, präzisierte der Übungsleiter später: „Ich habe nicht gesagt, das soll eine Rote Karte sein. Aber wenn man sich die Fernsehbilder genau anguckt, sieht man, dass der Blick des Spielers in Richtung Hornby geht – und dann der Ellenbogen in diese Richtung geht. Dann sage ich: Da können wir nicht darüber diskutieren, dass wir das weiterlaufen lassen.“ Er hätte sich also vor dem unstrittigen Foul an HSV-Offensivmann Richter einen Freistoß für seine Mannschaft gewünscht.
Kohfeldt ärgert sich aus mehreren Gründen über den Schiri
Kohfeldt legte seine Sicht der Dinge in der Tat sachlich dar. „Es ist mir ganz wichtig zu betonen, im höchst respektvollen Umgang mit den Schiedsrichtern, die haben es sehr schwer: Ich beschimpfe hier keinen“, stellte er klar. „Ich sage nur, das war für mich (…) fachlich falsch entschieden – sowohl rein regeltechnisch als auch im Kontext des Spiels.“ Denn es gab noch einen Hintergrund für seinen Ärger: die Szene, nach der Darmstadt-Profi Philipp Förster Gelb gesehen hatte. „Der ist verwarnt worden mit einer Gelben Karte, weil er den Freistoß ausgeführt hat, obwohl der Schiedsrichter gesagt hat, er gibt ihn frei“, erinnerte Kohfeldt. „Regeltechnisch korrekt, auch das aus meiner Sicht.“ In der Gesamtbetrachtung aber ärgerte er sich über die beiden vergleichbaren Freistoß-Szenen.
Grundsätzlich gilt: Dass Elfadli den Freistoß schnell auf Karabec ausführte, war regeltechnisch sauber. Denn es lag keine Verletzung vor und der Schiedsrichter zückte auch keine Gelbe Karte für den foulenden Darmstädter. Kohfeldt störte sich aber daran, dass Weisbach den schnellen Freistoß zuließ, obwohl er sich offenbar zeitgleich noch im Austausch mit einem Darmstadt-Profi befunden hatte. „Dann aber diesen Freistoß zu pfeifen, im gleichen Moment mit unserem Spieler zu interagieren, ihm etwas zu erklären und dann den Freistoß ausführen zu lassen, ist im Zuge des Game-Managements des Schiedsrichters mehr als fragwürdig“, drückte er es aus. „Dementsprechend sind wir fachlich mit der Gesamtsituation nicht zufrieden.“ Die Botschaft war angekommen. Sachlich ausgedrückt, aber klar.
Das könnte Sie auch interessieren: HSV-Noten gegen Darmstadt: So schlugen sich Dompé & Co. gegen Darmstadt
Polzin wiederum sagte, dass er das vermeintliche Vergehen von Mikelbrencis nach dem Spiel noch nicht gesehen hatte. Und er räumte ein: „Ich kann den Unmut natürlich verstehen, dass es (der Freistoß von Elfadli; d. Red.) ein bisschen zu schnell ausgeführt wurde.“ Der HSV-Coach sagte aber auch: „Auf der anderen Seite sind das Dinge, die wir versuchen, den Jungs mitzugeben. Das heißt: Bei Freistößen und Einwürfen schnellstmöglich zu reagieren. Am Ende war ich froh, dass Adam das Ding so eingeschweißt hat.“ Zum Sieg reichte das Traumtor zum 2:1 aber nicht.