HSV, Werder, Moritz Heyer
  • Mit einer Kopfball-Bogenlampe trifft Moritz Heyer zum 2:0 für den HSV.
  • Foto: WITTERS

Mit Doppelkopf! HSV-Triumph im denkwürdigen Derby bei Werder

Was für ein Derby! Und was für ein Triumph für den HSV. Nach einem Abend voller Dramatik, kniffliger Entscheidungen und einer knisternden Atmosphäre gewannen die Hamburger das erste Zweitliga-Derby bei Werder Bremen mit 2:0 (2:0) – weil sie im richtigen Moment mit Köpfchen zur Stelle waren. Die Kopfballtore von Robert Glatzel (2.) und Moritz Heyer (45.) machten den HSV-Abend vor 21.050 Fans an der Weser rund.

Fast waren sie zu müde, um den Jubel so richtig rauslassen zu können, aber ein bisschen was ging dann doch. Natürlich. Denn diesen Abend werden sie so schnell nicht vergessen. Jubel, Trubel, Heiterkeit nach einer durch und durch emotionalen Partie. Der HSV verließ die Weser nach dreieinhalb Jahren Derby-Pause als Sieger.  

Tim Walter schien bereits vor der Partie eine Vorahnung zu haben, wie der Abend verlaufen würde. „Wir sind hergekommen, um zu gewinnen“, erklärte der HSV-Trainer. „Für Werder wird es kompliziert, uns zu knacken. Wir sind gut. Warten wir mal ab, wer den besseren Plan hat.“ Ziemlich forschte Töne. Doch seine Profis ließen den Worten Taten folgen.

Glatzel bringt den HSV nach 79 Sekunden in Führung

Dabei wurde es zunächst recht ungemütlich, denn der HSV und seine Fans wurden mit Häme überschüttet. Schmähgesänge der Werder-Fans vom Anstoß weg – allerdings nur ganze 79 Sekunden lang. Dann lag die Kugel im Bremer Netz und man hörte nur noch Hamburger Jubelschreie.

Was für ein Traumstart des HSV. Bereits die erste Kombination saß, nach Leibolds Pass bediente Heyer Glatzel, der die Kugel per Kopf über Werder-Keeper Zetterer hinweg ins Netz hob – das ganz frühe 1:0. So wird es sich nicht mal Walter in seinen kühnsten Träumen ausgemalt haben.

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Ein Treffer, der Wirkung erzielte. Die Bremer waren erkennbar angeknockt, der HSV aber machte etwas zu wenig aus dieser Situation. Gut für die Hamburger, dass Werders Groß seine Nerven nicht im Griff hatte. Der bereits verwarnte Mittelfeldmann (spielte von 2006 bis 2011 in der HSV-Jugend und der Zweiten des Vereins) grätschte völlig übermotiviert gegen Keeper Heuer Fernandes, musste mit Gelb-Rot runter (32.).

Nun nahm das Derby richtig Fahrt auf. Und der HSV hatte trotz seiner Überzahl zwei Mal richtig Glück! Zum einen weil Schiedsrichter Stegemann das Einsteigen Schonlaus gegen Ducksch als normalen Zweikampf wertete und nicht auf Strafstoß entschied – eine harte Entscheidung, die durchaus auch hätte anders ausfallen können (36.).

Schiri Stegemann im Blickpunkt: Doppelter Dusel für den HSV

Der Ausgleich fiel sechs Minuten später trotzdem, zählte aber nicht. Wieder stand sich Werder selbst im Wege, weil sich Weiser unmittelbar vor Duckschs Freistoßtor in die Hamburger Mauer gestellt hatte. Das aber ist seit zwei Jahren verboten. In den wilden Bremer Jubel hinein wurde der Treffer annulliert.

Die Bremer Fan-Seelen kochten. Sehr stark allerdings die Aktion von Stadionsprecher Arnd Zeigler, der das Publikum in der Halbzeitpause über die Freistoßregel in Kenntnis setzte – Chapeau!

Heyer erhöht unmittelbar vor der Pause für den HSV

Die Laune der Werder-Fans war dennoch schon zu diesem Zeitpunkt komplett im Keller, denn der HSV hatte noch vor der Pause erneut zugeschlagen. Und wieder erwies sich Heyer als Torjäger. Der Mann, der schon zuletzt gegen Sandhausen in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg getroffen hatte, köpfte nach Jattas Flanke zum 2:0 ein (45.). Bereits Heyers viertes Saisontor und der Schlusspunkt einer ersten Hälfte voller Dramatik und Hamburger Jubel.

Schonlau fliegt, Jatta vergibt den Matchball

Wild ging es zunächst auch nach dem Wechsel weiter. Diesmal zu Ungunsten des HSV. Schonlau (ebenfalls schon verwarnt) sperrte Schmid, da war die Partie auch für den HSV-Kapitän frühzeitig beendet (Gelb-Rot/52.). Den Matchball hatte aber der HSV, als Jatta allein auf Zetterer zulief, mit links aber am Bremer Keeper scheiterte (61.). Auch der Kopfball des Gambiers verfehlte wenig später sein Ziel.

Bremens Füllkrug lässt zwei Hundertprozentige liegen

So aber hätte es nochmal eng werden können, weil sich der HSV in der Schlussphase mehrere leichtsinnige Ballverluste erlaubte. Dem eingewechselten Füllkrug fehlte aber erkennbar das nötige Selbstvertrauen, um diese zu nutzen. Erst umkurvte Werders Stürmer Heuer Fernandes, drosch aber vorbei (74.), dann parierte der HSV-Keeper (77.).

Veljkovic versiebte auch die letzte Bremer Chance (90.+4.), dann war Schluss. Nach dem verlorenen Stadtderby bei St.Pauli (2:3) schenkte der HSV seinen Fans nun einen besonderen Moment – und steht nach mäßigem Start plötzlich in der Spitzengruppe der Zweiten Liga. „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey“, hallte es aus den Kehlen der rund 1000 mitgereisten Fans. Das Derby, das so sehr fehlte, ist zurück – und bescherte dem HSV Glücksgefühle, die er in dieser Form lange nicht mehr kannte.

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