Mit Labbadia fing alles an: Findet Jatta jetzt zurück ins HSV-Glück?
Als der damals 17-jährige Flüchtling Bakery Jatta im Jahr 2016 erstmals beim HSV vorspielte, hieß der Trainer Bruno Labbadia. Der Ex-Coach fand schnell viele lobende Worte für den Gambier, bremste aber auch die hohen Erwartungen. Heute, mehr als acht Jahre später, ist Jatta gestandener Profi, bringt es auf 213 Pflichtspiele für den HSV – also auf so viele wie kein anderer Spieler aus dem aktuellen Kader. Kommt es bald zur Reunion von ihm und Labbadia? Nach harten Wochen und Monaten könnte Jatta schon vorher zurück ins HSV-Glück finden.
Die Gegenwart auf dem Hamburger Cheftrainer-Stuhl heißt (noch): Merlin Polzin. Und der Interimscoach vermied es am Freitag, einzelnen Profis eine Stammplatz-Garantie für das Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) in Karlsruhe auszusprechen. Der 34-Jährige hielt sich auch bei der taktischen Ausrichtung noch bedeckt. Was Polzin aber sagte, ist: „Es geht einzig und allein darum, die bestmöglichen Jungs in den bestmöglichen Positionen auf das Feld zu bekommen.“
Jatta war auf dem offensiven HSV-Flügel am stärksten
Natürlich gab es Ausreißer nach unten und oft fehlende Konstanz, kein Geheimnis aber ist, dass Jatta in seiner Laufbahn eine bestimmte Position hatte, auf der er selbst am besten performte: der offensive rechte Flügel. 166 Partien mit 30 Toren und 25 Vorlagen stehen in Jattas persönlicher Karriere-Statistik als offensiver Rechtsaußen. Im von Steffen Baumgart präferierten 3-4-1-2-System mit Schienenspielern auf den Flügeln hatte es diese Rolle bis zuletzt aber nicht mehr gegeben.
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Bis zu Baumgarts Entlassung durften meist nur auf der linken Seite gelernte Offensivprofis ran – Jean-Luc Dompé oder Fabio Baldé etwa. Auf der rechten Bahn hingegen setzte der Ex-Trainer in der Regel auf eher defensivstarke Spieler, etwa Noah Katterbach oder beim 2:2 gegen Schalke 04 (2:2) William Mikelbrencis. Für Jatta hingegen, der wegen eines Bänderrisses zu Saisonbeginn fünf Zweitliga-Spiele verpasst hatte, blieb jüngst sechsmal nur die Bank – obwohl die Rolle des rechten Schienenspielers für einen lauffreudigen Spieler wie Jatta, der in beide Richtungen einen enorm hohen Aufwand betreibt und der die Abwehrarbeit nicht vernachlässigt, wie gemacht schien.
Profitiert Jatta von Merlin Polzins Taktik-Idee beim HSV?
„Der Spieler, der aus einer Verletzung kommt, muss sich wieder ranarbeiten“, sagte Baumgart zuletzt. „Deswegen werden seine Chancen von Woche zu Woche besser.“ Seit dem Ende der Vorwoche ist Baumgart nun nicht mehr da. Am Ende der aktuellen Woche aber könnte Jattas Stunde mal wieder schlagen. Was dafür spricht: Polzin ließ in den vergangenen Tagen stets im altbewährten 4-3-3-System trainieren, das Jatta aus der Tim-Walter-Ära bestens kennt und das zwei klare offensive Flügelspieler vorsieht. Der Gambier durfte in den Einheiten dabei meist rechts ran.
Jatta könnte einer der Profis sein, die das in den letzten Spielen schleppende Offensivspiel des HSV wieder beleben sollen. Polzin wünscht sich auswärts in Karlsruhe Überzeugung und Mut in den Angriffsbemühungen. Ob der von ihm und Assistent Loic Favé erstellte Matchplan aufgeht, ist offen – genauso wie die konkrete Trainerzukunft des Duos nach der KSC-Reise. Die Gespräche mit Labbadia sind bekanntlich weit vorgeschritten, könnten schon in den kommenden Tagen finalisiert werden. Jattas Vorteil: Er kennt den 58-jährigen Übungsleiter. Und umgekehrt.
Bruno Labbadia sagte einst über Jatta: „Der kann kicken“
Als Jatta im April 2017, bei einem 1:2 auswärts in Bremen, in der Bundesliga debütierte, war Labbadia nicht mehr Trainer des HSV – sondern Markus Gisdol. Unter dem gebürtigen Darmstädter aber machte Jatta im Volkspark seine ersten Schritte im Profi-Training, schon nach einer seiner ersten HSV-Einheiten erkannte Labbadia: „Der kann kicken.“ Ein paar Monate später, ebenfalls in Jattas Ankunftsjahr Jahr 2016, bremste der Ex-Coach zwar: „Es gibt natürlich noch einige Dinge, an denen wir mit ihm arbeiten müssen.“
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Über Spiele und Tore in der HSV-U21 empfahl sich der heutige Publikumsliebling aber nachhaltig für die erste Mannschaft. „Es ist wahnsinnig viel auf ihn eingeprasselt, das war krass“, sagte Labbadia im August 2016 über Jatta. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich keinen Kopf machen soll, dass wir Geduld haben. Bakery macht kleine Schritte – und will unbedingt. Das macht Spaß.“
Jatta selbst will nun, mehr als acht Jahre später und nach einer in dieser Saison schwierigen Phase, auch wieder Spaß auf dem Platz haben. Erst mal, um Interimschef Polzin happy zu machen – und bald wieder Labbadia?