Steffen Baumgart spricht im HSV-Training mit Robert Glatzel
  • Unter Steffen Baumgart kommen neue Aufgaben auf Stürmer Robert Glatzel zu.
  • Foto: WITTERS

Mit Walter knallte es auch mal: Glänzt Glatzel unter Baumgart in neuer HSV-Rolle?

Steffen Baumgart zeigte am Samstag, dass es nicht immer kompliziert zugehen muss. Anstatt lange darüber nachzudenken, welcher Profi in welchem Team spielt, teilte der Trainer seinen Kader beim Abschlusstraining in einerseits Gruppe „Jung“ und andererseits Gruppe „Alt“. Wer würde in einer Übung die besseren Schuss-Qualitäten an den Tag legen, die Youngster oder die Routiniers? Die Antwort: letztere. Und das lag wenig überraschend auch an Robert Glatzel, der das tat, was er am liebsten tut: Tore schießen. Baumgart verlangt von dem 30-Jährigen aber mehr als nur Effizienz vor dem gegnerischen Kasten, Glatzel muss sich und sein Spiel wieder umstellen – nachdem es zwischen ihm und Ex-Trainer Tim Walter teils sogar mal geknallt hatte.

Die immer mal wieder thematisierte, allein auf fußballerischer Ebene ausgetragene Meinungsverschiedenheit zwischen dem Stürmer und Baumgarts Vorgänger fand am 13. November ihren Höhepunkt. Der HSV hatte mit 2:4 bei Holstein Kiel verloren, wenigstens Glatzel aber zweimal getroffen. Und trotzdem kritisierte Walter seinen Torjäger nach der Pleite öffentlich in aller Deutlichkeit: „Wenn sich Spieler nicht an einen Plan halten, kriegen sie die Quittung dafür. Und wenn sich Spieler an einen Plan halten, kriegen sie auch ihre Quittung dafür.“

Ex-HSV-Trainer Walter wollte Glatzel im Strafraum sehen

Es war nicht das einzige Mal in Walters zweieinhalbjähriger Amtszeit in Hamburg, dass der ehemalige Coach das Positionsspiel von Glatzel bemängelte. Walter wollte dessen Präsenz vor allem dort haben, von wo aus Glatzel dann auch in Kiel doppelt getroffen hatte: im Strafraum, als absoluter Fixpunkt bei Flanken. Glatzel selbst aber definiert sich auch als mitspielender Neuner, der ins Spiel eingebunden sein möchte. War das dann mal wenig bis kaum der Fall, ließ er sich fallen, initiierte Angriffe mit – fehlte in der Konsequenz aber als Anspielstation in der Spitze. Und das ging Walter gelegentlich gegen den Strich. Unter Baumgart aber darf Glatzel sich und seine Vorlieben im Spiel wieder vermehrt ausleben, das zeigte jedenfalls schon das Debüt-Spiel des Trainers gegen Elversberg (1:0).

Pünktlich zum Wochenende erhalten Sie von uns alle aktuellen News der Woche rund um den HSV kurz zusammengefasst – direkt per Mail in Ihr Postfach.

Mit meiner Anmeldung stimme ich der Werbevereinbarung zu.

„Die Anforderung ist jetzt etwas anders“, bestätigte Glatzel nach dem Sieg. „Ich soll aber tendenziell schon etwas mehr gegen den Ball tun und mit dem Ball mehr am Spiel teilnehmen.“ So geschehen dann auch beim entscheidenden Tor des Sonntags, als Glatzel wenige Meter vor der Mittellinie einen hohen Querpass mit der Brust verarbeitete, den Ball dann selbst nach vorne trieb und durchsteckte auf Torschütze Ransford Königsdörffer. Es war bereits sein sechster Assist in dieser Zweitliga-Saison, diese Vorlage aber war eine in Manier eines Spielmachers.

Trifft Glatzel gegen Osnabrück erstmals unter Baumgart?

„Es war klar, dass sich jetzt ein bisschen was am Spielsystem ändert. Ich finde, dass es sich gut angefühlt hat“, beschrieb Glatzel und räumte ein: „Natürlich ist es auch für mich persönlich eine Umstellung, weil wir jetzt zweieinhalb Jahre etwas anderes gewohnt waren.“ Unter Walter. Jetzt ist Baumgart da und die Hamburger haben, wie Glatzel weiß, „noch viel Arbeit vor uns“. Auf ihn konkret wartet angesichts des von Baumgart gewünschten hohen Anlaufens vor allem mehr Laufarbeit. Aber selbstredend setzt der Trainer auch und vor allem auf Glatzels Qualitäten als Vollstrecker, im dritten Anlauf will der seit Monaten Führende der Torschützenliste (15 Saisontore) erstmals die Kanone holen. Dazu dann noch der viel wichtigere Aufstieg des gesamten Teams? „Das wäre natürlich perfekt“, sagte Glatzel nach dem Elverberg-Spiel mit einem Lächeln, trotz am Sonntag fehlendem eigenen Treffer.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass bald Glatzels erste HSV-Bude unter Baumgart folgt, ist hoch. Denn unter fast all seinen Trainern im Profi-Bereich lieferte der gebürtige Münchner schnell. Beim HSV traf er sowohl beim Debüt von Walter (3:1 bei Schalke 04 im Juni 2021) als auch beim Debüt von Interimscoach Merlin Polzin (2:2 in Rostock vor zwei Wochen). Auch bei den Premieren-Partien von Neil Harris bei Cardiff City (Saison 2019/20) und von Norbert Meier beim 1. FC Kaiserslautern (Saison 2016/17) zählte Glatzel sofort zu den Torschützen seines jeweiligen Teams.

Das könnte Sie auch interessieren: „Es ist richtig“: Wohin Baumgart HSV-Profi Jatta einst locken wollte

Beim 1. FC Heidenheim ließ er sich unter Noch-immer-Coach Frank Schmidt in der Spielzeit 2017/18 nur drei Spiele Zeit für seinen ersten Treffer. Netzt Glatzel am Sonntag nun bereits bei Baumgarts zweitem HSV-Spiel ein? Im tristen Hinspiel gegen den VfL Osnabrück hatte er als einziger Hamburger getroffen, bei der 1:2-Pleite im September 2023 noch als 29-Jähriger. Dem internen Team „Alt“ hätte Glatzel aber auch damals schon angehört.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp