Nach Freistellung: Das wirft der HSV Leistner vor
„Still not done“, schrieb Toni Leistner am Donnerstag auf Instagram. Obwohl er vom HSV freigestellt wurde, ist er also „noch nicht fertig“ in Hamburg, wo er sich seine vormittagliche Zeit mit einem Spaziergang am Elbstrand vertrieb, während seine Ex-Kollegen im Volkspark auf dem Trainingsplatz schufteten. Leistners Zukunft ist weiterhin offen. Klar ist nur, dass das Theater um seine Person in die Verlängerung geht.
„Was da schiefgelaufen ist, kann ich auf die Schnelle nicht beantworten“, sagte Tim Walter am Donnerstag, als er auf den Entschluss des Vereins, dass Leistners Zukunft nicht beim HSV liegt, angesprochen wurde. Und dann kam der Coach doch zu der Erkenntnis: „Eigentlich ist da ja nichts schiefgelaufen.“
HSV: Das wird Toni Leistner nach seiner Freistellung vorgeworfen
Er habe schon vor Beginn der Saison gesagt, „dass wir alle Spieler brauchen, dass ich meinem Kader auch vertraue, weil wir eine sehr lange Saison haben“, so Walter. „Da ist es wichtig, dass wir eine Einheit, ein Team sind.“ Diesem Team wird Leistner nicht mehr angehören – weil er sich mit dem Status als Back-up nicht anfreunden konnte. Grundsätzlich habe Walter Verständnis, „wenn ein Spieler mit seiner Rolle nicht zufrieden ist. Das gehört dazu“. Doch dann deutete der Coach an, was ihm und den HSV-Bossen zuletzt an Leistners Verhalten missfallen hatte.
„Trotzdem bin ich Teil einer Mannschaft und wenn ich dann auch nicht spiele, muss ich das im Training zeigen, muss mit einem gewissen Elan und mit einer gewissen Vorbildfunktion vorangehen – gerade, wenn ich die Erfahrung habe“, erklärte Walter. Da der 31-jährige Leistner diese Einstellung nach Einschätzung seiner Vorgesetzten nicht mehr zeigte, mussten sich alle Parteien an einen Tisch setzen. Das Ergebnis der Gespräche trägt Walter voll mit, wie er mehrfach betonte: „Ich bin Angestellter des Vereins und deswegen gehe ich das, was der Verein vorgibt und versucht umzusetzen, absolut mit.“
HSV will Toni Leistner mit Moritz Heyer und Maximilian Rohr ersetzen
Wie der HSV Leistner ersetzen wird, ist nicht abschließend geklärt. Man habe in Moritz Heyer und Maximilian Rohr noch zwei potenzielle Innenverteidiger im Kader, erklärte Walter. „Deswegen sind wir zufrieden, aber Ausschau halten wir sowieso immer.“ Mindestens ein Neuer soll noch geholt werden, um die Lücke zu schließen.
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Doch was mit dem freigestellten Spieler selbst geschieht, ist noch immer ungewiss. Wenn er bis Dienstag keinen neuen Verein findet, ist ein Training bei der U21 eine mögliche Option für Leistner. Der Wunsch des HSV jedoch ist das nicht. Der Vertrag des Routiniers läuft noch ein Jahr, eine Auflösung des Vertrags käme dem HSV teuer zu stehen. Weil der Verein dieses Szenario aber vermeiden will, stellt sich weiterhin die Frage: Was, wenn Leistner bis nächste Woche keinen neuen Klub gefunden hat? Wollen die Bosse ihn nicht beim Nachwuchs mittrainieren lassen, müsste man ihm eventuell einen Privat-Coach zur Verfügung stellen.
Und auch die Debatte um Leistners vermeintliche Instagram-Nachricht, in der er die Bosse hart angegangen haben soll, dauert an. Walter erklärte, dass er das nicht beurteilen wolle, weil er „so etwas nicht lese“. Nur, dass es persönliche Auseinandersetzungen zwischen ihm und Leistner gegeben haben soll, dementierte der Trainer erneut. Auch im Interesse von Walter soll eine Schlammschlacht in jedem Fall vermieden werden. Der HSV würde dieses Sommertheater nur allzu gern schnell beenden.