Nächster Wett-Vorfall in Hamburg: Nachwuchs-Teams von HSV und St. Pauli betroffen
Der Wettskandal, der durch die Enthüllungen der MOPO vor rund zwei Wochen ausgelöst wurde, zieht auch in Hamburg immer weitere Kreise. Bereits in der Vorwoche hatte es in ganz Deutschland Vorfälle mit Datenscouts gegeben, die teilweise mit Unterstützung der Polizei aus den Stadien entfernt wurden. Nun waren an diesem Wochenende auch der Nachwuchs des HSV und des FC St. Pauli betroffen.
Nach MOPO-Informationen hat es auch an diesem Wochenende auf mehreren Online-Plattformen illegale Live-Wetten für Spiele aus Hamburg gegeben – und zwar diesmal auch für Nachwuchsspiele. Betroffen war vor allem die neue U19-Nachwuchsliga des DFB, in deren Vorrundengruppe B auch die Jugendteams des HSV und des FC St. Pauli spielen.
Wettskandal: St. Pauli verweist Datenscout von der Anlage
Bei der Partie von St. Paulis U19 gegen den 1. FC Magdeburg (3:1) am Samstagnachmittag tauchte plötzlich ein Datenscout am Königskinderweg auf, der Spieldaten mutmaßlich in Echtzeit an seinen Auftraggeber übermittelte. Der Mann arbeitete, wie der Verein auf Nachfrage mitteilte, für Real Time Sportscast (RTS), ein im Jahr 2008 gegründeter Dienstleister, der sich auf die Sammlung und Verarbeitung von Daten spezialisiert hat. Das Unternehmen arbeitet dem Vernehmen nach mit zahlreichen internationalen Wettanbietern zusammen.
Vom FC St. Pauli erfuhr die MOPO, dass der Verein den Mann noch während des Spiels identifiziert und von der Anlage verwiesen hat. „Als FC St. Pauli gehen wir konsequent gegen Datenscouts vor und verweisen diese unserer Anlagen. Zum einen ist unklar, wer eigentlich die Auftraggeber der Scouts sind, zum anderen gefährden diese illegalen Live-Wetten die Integrität des Sports“, wird der Verein vom „Abendblatt“ zitiert. Präsident Oke Göttlich betonte: „Wenn auf Amateur- oder Live-Spiele im Ausland gewettet wird, liegt bei Fehlern von Spielern oder kuriosen Ereignissen schnell der Verdacht nahe, es könnte sich um eine Manipulation handeln. Das zerstört unseren Sport.“
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Keine 24 Stunden später soll sich angeblich direkt der nächste Vorfall auf Hamburger Boden ereignet haben. Auch beim 5:1-Erfolg der HSV-U19 gegen Holstein Kiel sollen zwei Datenscouts auf den Paul-Hauenschild-Plätzen in Norderstedt enttarnt und mithilfe der Polizei von der Anlage verwiesen worden sein, berichtet das „Abendblatt“. Auf MOPO-Nachfrage konnte weder die Polizei Hamburg noch der Polizeiposten in Norderstedt einen entsprechenden Einsatz bestätigen.
Wettskandal: Datenscouts in Altona und Bissingen enttarnt
Einen ähnlichen Vorfall hatte es schon am vergangenen Wochenende gegeben, als Altona 93 einen Datenscout während eines Oberliga-Spiels aus dem Stadion geworfen hatte. Auch in der Oberliga Baden-Württemberg ereignete sich ein solcher Zwischenfall, der FSV 08 Bissingen entfernte die verdächtige Person ebenfalls von der Anlage.
Vor rund zwei Wochen hatte die MOPO ihre Recherchen öffentlich gemacht, dass nach unseren Informationen 17 deutsche Fußballspiele seit November 2022 unter Manipulationsverdacht stehen. Chatverläufe aus einem die Anonymität wahrenden Messenger-Dienst belegen entsprechende Indizien, dass die Spiele verschoben und deren Spielergebnisse vorab über das Darknet verkauft worden sein sollen. Damit könnten möglicherweise hohe Gewinne bei Sportwetten erzielt worden sein. Illegale Sportwetten begünstigen solche Spielmanipulationen.