Neue Gespräche stehen an: Wie gefährlich ist der Selke-Poker für den HSV?
Es waren Aussagen, die das gerade zuvor erzielte Resultat fast schon in den Hintergrund rücken ließen. Unmittelbar nach dem 0:0 gegen Elversberg hatte Davie Selke auf Nachfrage zu verstehen gegeben, was er von der Art und Weise der seit Monaten laufenden Vertragsgespräche hält – nicht allzu viel. Einen Verbleib wollte der HSV-Torjäger nicht mehr versprechen, sein Unmut wächst. Und die Frage stellt sich: Wie gefährlich können die Unstimmigkeiten zwischen Verein und Stürmer im Aufstiegskampf werden?
Seine fast schon sprichwörtliche Entschlossenheit war Selke auch am Sonntagmorgen nicht abhanden gekommen. Mit eher grimmiger Miene erschien der aktuell beste Zweitliga-Torschütze (17 Saisontreffer) am Flughafen Fuhlsbüttel, das lag diesmal allerdings vornehmlich an der frühen Abflugzeit ins Kurztrainingslager nach Mallorca. Wie sehr ihm der zähe Poker mit dem HSV auf die Nerven geht, hatte er bereits zwei Tage zuvor deutlich kundgetan.
Davie Selke vermied zuletzt ein klares Bekenntnis zum HSV
„Ich kann nichts versprechen, wir werden sehen, wie die Gespräche laufen“, ließ Selke nach dem Elversberg-Spiel wissen, nachdem er sich zuvor stets dazu bekannt hatte, seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag verlängern zu wollen. Stand jetzt weitet sich der Kontrakt nur dann um ein Jahr aus, wenn der HSV aufsteigen sollte und Selke noch zumindest in sechs der letzten sieben Partien in der Startelf stehen würde. Ziemlich viel Konjunktiv, den insbesondere die Selke-Seite in Form eines langfristigen Vertrags ausräumen möchte. Doch dem Stürmer schweben drei glatte Jahre vor, der HSV bietet zwei plus Option. Und auch weniger Fixgehalt, als Selke es sich wünschen würde.

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Seit Monaten gibt es diesbezüglich klare Differenzen. So wurde aus Selkes einst klarem Bekenntnis zum HSV (Selke: „In einer Klarheit, in der ich das zuvor nicht gemacht habe“) nun ein Statement mit sehr ernsten Zwischentönen. „Man muss gucken, ob man einen gemeinsamen Weg findet oder nicht“, sagte Selke und bekräftigte: „Irgendwann wird es dann von mir eine Entscheidung geben.“
Wird HSV-Stürmer Selke erstmals Liga-Torschützenkönig?
Sätze, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Beim HSV wollte man genau diese Situation des verschärften öffentlichen Austausches vermeiden, Selkes Aussagen sorgten bei den Entscheidungsträgern nicht wirklich für Begeisterung. Wie gefährlich aber kann der schwelende Zwist werden?

Tatsächlich geht im Volkspark niemand davon aus, dass die Angelegenheit sportlich Einfluss nehmen kann. Dazu ist Selke viel zu ehrgeizig – so entspricht es seinem Naturell, ganz gleich, wie lange sein Vertrag läuft. Der Stürmer hat sich nicht nur das große Ziel gesetzt, mit dem Aufstieg gemeinsam mit seinem Team Heldenstatus zu erreichen, sondern auch die Kanone für den besten Zweitliga-Torschützen vor Augen. Es wäre Selkes erste Auszeichnung dieser Art in seiner Karriere. Und: Sollten sich die Wege wirklich trennen, würde Selke mit jedem weiteren Treffer Eigenwerbung betreiben.
In neuer Woche soll es weitere Vertragsgespräche geben
Um Dampf aus der Nummer zu nehmen, sollen sich beide Seiten vorgenommen haben, sich vorerst nicht mehr öffentlich zu der Angelegenheit zu äußern. Nach MOPO-Informationen aber soll es in der anstehenden Woche definitiv weitere Gespräche geben. Die Selke-Seite verfolgt das Ziel, die Nummer möglichst bis zum Auftritt in Nürnberg am kommenden Samstag abzuschließen – in die eine oder andere Richtung. Aber wer weiß schon, ob das wirklich das letzte Wort in dem Kaugummi-Poker wäre …
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Am Standing des Angreifers im Team wird all das nichts verändern. „Er ist unser Anführer“, hatte Merlin Polzin nach dem Elversberg-Spiel klargestellt, „auf dem Platz und in der Kabine.“ Eine Rolle, die Selke beim HSV weiterhin auch über die Saison hinaus einnehmen möchte – allerdings nicht zu den Bedingungen, die dem Verein vorschweben.
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