„Lust auf mehr!“ Wer die Fans hinter dem Hype um die HSV-Frauen sind
Der Tag danach diente der Verarbeitung. Der Überwindung der Trauer über die 1:3-Niederlage gegen Werder Bremen. Aber auch dem Realisieren dessen, was da am Sonntag in der HSV-Arena passiert war. „Als kleines Mädchen im Garten angefangen Fußball zu lieben, gestern vor 57.000 Menschen im Volkspark Geschichte geschrieben“, hielt Mia Büchele in ihrem Instagram-Post fest. Wie all ihre Mitspielerinnen war auch die 21-Jährige überwältigt von dem Hype, den die HSV-Frauen ausgelöst hatten. Es kamen sogar ganz andere Fans ins Stadion als sonst.
„Unbeschreiblich – Danke Hamburg“, schrieb Verteidigerin Jacqueline Drönges (24) am Tag nach dem deutschen Frauen-Rekordspiel auf Instagram. Flügelspielerin Lisa Baum (18), die die Werder-Abwehr mehrfach ins Wanken gebracht hatte, formulierte: „Wir konnten das Finale nicht erreichen, aber was für eine Reise.“ Und auch über die HSV-Frauen hinaus war die klare Botschaft: Respekt vor diesem großen Fußball-Fest im Volkspark – und allen Fans.
11.000 Fans beim HSV-Frauen-Spiel erstmals im Volkspark
Die Mannschaft von Trainer Marwin Bolz hat vor 57.000 Zuschauern Geschichte geschrieben. Es ist aber nicht nur die Rekord-Anzahl an Fans bei einem Frauenspiel auf deutscher Klubebene an sich, die Eindruck hinterließ. Denn am Sonntag gab es zudem viele andere Arena-Besucher als sonst bei Heimspielen der Zweitliga-Männermannschaft. „Über 11.000 Menschen waren gestern zum allerersten Mal in unserem Stadion“, verriet HSV-Vorstand Eric Huwer am Montagabend auf der Plattform LinkedIn. Und nicht nur das: Laut Huwer waren auch „mehr als doppelt so viele Frauen im Volksparkstadion als bei Spielen der Männer“. Der Hype um die HSV-Frauen lockte also eine ganz neue Klientel an.

Es gab zum Beispiel viele Gruppenbuchungen von Frauen- sowie Mädchenteams aus der Hamburger Umgebung. Mit dabei war etwa die erst vor der Saison gegründete Spielgemeinschaft der Frauen des VfB Lübeck und des TSV Eintracht Groß Grönau. „Mädchen haben Vorbilder gesehen“, schrieb Huwer. Bemerkenswert zudem: Mehr als 8000 der 57.000 Tickets gingen an junge Fans unter 21 Jahren. Es war eine Partie mit Statement-Charakter – auf allen Ebenen. „Ganz Hamburg spricht über dieses Spiel“, meinte Huwer und bedankte sich im Namen des HSV bei allen, die „unsere so aufopferungsvoll spielendenden HSV-Frauen 120 Minuten über den Platz getragen haben“.
HSV-Boss Huwer: „Der Anfang – wir haben Lust auf mehr“
Und auch die, die nicht selbst ins Stadion kommen konnten, schwärmten. „Love it“, also „Ich liebe es“, schrieb etwa DFB-Kapitänin Giulia Gwinn zu einem Bild des ausverkauften Volkspark in ihrer Instagram-Story. Christian Okun, der Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes, zählte zu den Live-Zuschauern und hielt auf LinkedIn fest: „Es gibt Spiele, die vergisst du einfach nicht. Das war Werbung für den Fußball.“ Und die Party im Volksparkstadion soll kein einmaliges Highlight bleiben. „Die Kulisse und das mediale Aufkommen sind Motivation für unser Handeln. Das hier ist erst der Anfang“, betonte HSV-Finanzboss Huwer. „Wir haben Lust auf mehr und übernehmen Verantwortung.“

Wie die meisten Fußball-Fans, die am Sonntag in die Arena pilgerten, verspürte auch der 41-Jährige „Gänsehaut“ und hob die Leistung der HSV-Frauen hervor, indem er den bekannten Vereinsslogan „Nur der HSV“ kurzerhand umformulierte in: „NUR DIE HSV!“ Kapitänin und 1:1-Torschützin Sarah Stöckmann, Torhüterin Inga Schuldt und Co. hätten gemeinsam mit dem SV Werder und allen Zuschauern für „ein Statement für den Frauenfußball“ gesorgt. Inwiefern der Hype um die HSV-Frauen anhält und ob das Zweitliga-Team auch künftig neue, andere Fans für den Verein begeistern kann, bleibt abzuwarten. Die Spielerinnen brennen aber schon auf die kommenden Aufgaben.
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„Morgen geht‘s wieder zur Sache“, schrieb Außenverteidigerin Jobina Lahr (33) am Montag in ihrer Instagram-Story – zu einem Bild von ihr aus dem Fitnessstudio. „Die Saison ist noch nicht vorbei!“ Am Sonntag (11 Uhr) gastieren die HSV-Frauen in Mönchengladbach und wollen im Idealfall wieder vom vierten Zweitliga-Platz auf Aufstiegsrang drei springen. Ihre Hoffnung ist nun, dass der große Rekord-Hype vom Sonntag sie noch für eine Weile beflügeln wird.
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