Nur 2:2 gegen Darmstadt: Was bedeutet das Remis für die Trainersuche des HSV?
Auch unter Merlin Polzin wachsen die Bäume im Volkspark nicht gleich in den Himmel, diese Erkenntnis blieb dem HSV nach dem 2:2 (2:1) gegen Darmstadt 98. Eine Woche nach dem Sieg in Karlsruhe gab es diesmal eine gerechte Punkteteilung, durch die es für die Hamburger in der wohl engsten zweiten Liga aller Zeiten von Rang zwei runter auf Platz sieben ging. Die dazu passende Erkenntnis: Es gibt weiterhin viel zu tun, damit es am Ende mit dem Aufstieg klappt. Und auch die Trainer-Diskussion bleibt dem HSV erhalten.
Es lief bereits die Nachspielzeit, als sich auf den Tribünen Frust, Enttäuschung und Ungläubigkeit in einem einzigen langgezogenen „Neeeeiiiiiiin“ Bahn brachen. Der eingewechselte Stange hatte HSV-Sturmpartner Selke den Ball maßgerecht serviert, doch dessen Füße wollten nicht so wie es nötig gewesen wäre, um den Ball im nur wenige Meter entfernten Tor unterzubringen. Eine gewaltige Chance und der darauffolgende kollektive Schrei der Entrüstung statt des vermutlich ekstatischen Torjubels.
Die HSV-Profis waren nach dem Abpfiff sauer
Zu wenig für die eigenen Ansprüche, das wussten auch die HSV-Profis, als sie sich nach dem Abpfiff im obligatorischen Kreis auf dem Rasen versammelten. „Der Trainer hat uns gesagt, dass er verstehen kann, dass wir jetzt sauer sind“, wusste Ransford Königsdörffer zu berichten. „Aber es muss weiter gehen. Diese Liga ist verrückt, da helfen nur Siege.“
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Der gegen Darmstadt wäre nötig gewesen, um den gerade eroberten Aufstiegsplatz zu verteidigen. Und es sah lange Zeit gut aus für den HSV, der – wie zuletzt in Karlsruhe – das Spielglück auf seiner Seite hatte. Darmstadts Lidberg scheiterte am Pfosten (8.), der HSV machte es kurz darauf besser. Dompé bediente Königsdörffer, der zum 1:0 einschoss (10.). Da jubelte das Gros der diesmal 51.616 Fans. Übrigens der geringste Besuch seit Anfang November 2022 (damals gegen Jahn Regensburg).
Karabec bringt HSV gegen Darmstadt erneut in Führung
Auch zur Pause führte der HSV noch, obwohl Vukotic zum Ausgleich einköpfte (33.). Karabec traf traumhaft schön aus 20 Metern links oben in den Knick – das 2:1 (45.).
Eine etwas glückliche Führung, die der HSV allerdings nach der Pause zunächst souverän verteidigte. Doch ein Fehler von Mikelbrencis bescherte den Hessen den Ausgleich. Der Franzose tauchte unter Lòpez‘ Flanke hindurch, Corredor traf zum 2:2 (63.).
HSV-Mittelfeldmann Elfadli trifft nur die Latte
„Eine unterm Strich leistungsgerechte Punkteteilung“, wie Polzin anmerkte, der mit dem Auftritt seines Teams grundsätzlich zufrieden war. „Allerdings hat es mir weniger gut gefallen, dass wir die Chancen zum Sieg nicht genutzt haben. Denn sie waren da.“ Elfadli hatte mit seinem Latten-Kopfball die erste (76.), Selke (ebenfalls per Kopf) die zweite (86.) und schließlich noch die größte in der Nachspielzeit. Doch auch Darmstadt kam dem Sieg nahe, HSV-Keeper Heuer Fernandes rettete stark gegen Nürnberger und Vilhelmsson (89.).
Was aber bedeutet das Remis bezogen auf die Trainer-Frage im Volkspark? Am Freitag hatte Sportvorstand Stefan Kuntz erklärt, dass Polzin definitiv bis zur Winterpause interimistisch im Amt bleibe. Was darüber hinaus geschieht, ist offen. Nach dem Remis gegen die „Lilien“ dürfte klar sein, dass der HSV-Boss die Gespräche mit seinen potenziellen Kandidaten in unvermindert hoher Frequenz führen wird. Der eine oder andere Name, der noch nicht gehandelt wurde, dürfte dazu kommen. Wie „Bild“ berichtete, soll sich Kuntz zuletzt von Malmös Trainer Henrik Rydström zumindest für diesen Winter eine Absage eingehandelt haben. Zu den Kandidaten zählten zuletzt auch immer noch Raphael Wicky und Bruno Labbadia.
Kommenden Samstag gastiert der HSV in Ulm
Polzin behält dennoch weiterhin die Chance, Eigenwerbung zu betreiben. Kommenden Samstag (14. Dezember) in Ulm und danach gegen Fürth (21. Dezember) peilt der HSV zwei Siege an, um möglichst auf einem Aufstiegsplatz zu überwintern. „Natürlich ist es in jedem Spiel unser Anspruch, zu gewinnen“, stellte der Trainer fest. „Aber es hilft uns nicht, wenn wir jetzt irgendwelche Punktziele ausgeben.“
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Kuntz vernahm die Worte auf der Pressekonferenz und verzog keine Miene. Er wird wissen: Es bleibt noch viel zu tun, um das wilde Auf und Ab dieser HSV-Wochen zu beenden und am Saisonende dann doch den kollektiven Jubelschrei anstimmen zu können.