Da war noch alles bestens: HSV-Coach Merlin Polzin (l.) und Daniel Thioune vor dem Anpfiff.

Da war noch alles bestens: HSV-Coach Merlin Polzin (l.) und Daniel Thioune vor dem Anpfiff. Foto: IMAGO / HMB-Media

„Bin sehr enttäuscht!“ Warum Thioune HSV-Trainer Polzin die kalte Schulter zeigte

Als Merlin Polzin den Volkspark nach dem 4:1 gegen Düsseldorf verließ, war bereits der Sonntag angebrochen. Um zwölf Minuten nach Mitternacht machte sich der HSV-Trainer auf den Weg zu seinem Auto, erfüllte noch ein paar Selfie-Wünsche wartender Fans und konnte anschließend endlich so richtig durchatmen. Nach einem Abend, der ihm als besonderer in Erinnerung bleiben wird.

Ein Spiel wie dieses hatten sie beide noch nicht erlebt und die Spannung war ihnen anzumerken. Jahrelang bildeten Polzin und Düsseldorfs Daniel Thioune ein kongeniales Duo, am Samstagabend traten sie nun erstmals als Cheftrainer gegeneinander an. Am Ende bezwang Hamburgs Ex-Assistent seinen früheren Boss und beendete damit vielleicht sogar schon dessen Aufstiegshoffnungen.

Wie tief der Stachel bei Thioune saß, bekam Polzin sehr schnell zu spüren. Genau 27 Sekunden nach dem Abpfiff eilte der HSV-Trainer auf seinen Freund und Kollegen zu und nahm dessen Glückwünsche entgegen. Allerdings nur per Handschlag. Eine Umarmung war nicht drin, dafür war Thioune ob der klaren Schlappe und ihrer Folgen viel zu enttäuscht.

Polzin und Thioune arbeiteten jahrelang zusammen

Das setzte sich auch später fort. Gern hätte Polzin mit Thioune noch ein wenig geplauscht, der aber stellte klar: „Ich kann Personen und Sache trennen und die Enttäuschung überwiegt bei mir. Deswegen habe ich auch gesagt, dass ich heute nicht mehr darüber sprechen möchte. Das Gespräch verschieben wir ein bisschen.“ Und weiter: „Morgen sind wir vielleicht wieder Freunde. Aber jetzt muss ich mich erstmal damit auseinandersetzen, dass wir ein Fußballspiel verloren haben. Ich bin sehr enttäuscht.“



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Thioune war so enttäuscht, dass er Polzin die kalte Schulter zeigte. Hamburgs Trainer aber sparte nicht mit großen Worten in Richtung seines Pendants. „Ich habe schon vorher gesagt, dass ich ohne Daniel hier nicht sitzen würde“, so der 34-Jährige nach der Partie. „Sowohl als Mensch, als auch als Trainer habe ich unfassbar viel von ihm gelernt. Er hat mich zu diesem Schritt, wo ich jetzt bin, sehr eng begleitet.“

Thioune brachte Polzin im Sommer 2020 mit zum HSV

Thioune war es, der Polzin im Sommer 2020 als Assistenten aus Osnabrück zum HSV nahm. Während der Chef Ende April 2021 gehen musste, blieb Polzin beim HSV, assistierte auch unter Tim Walter und Steffen Baumgart, ehe er Ende November selbst zum Chef wurde.

Seine Bilanz seitdem ist aufstiegsreif. Von zwölf Partien verlor er nur eine, holte 25 Punkte (im Schnitt 2,1 Pro Partie). Als vorläufige Krönung steht nun der Sieg gegen Thiounes Düsseldorfer. „Wir wollten beide gewinnen und eine gute Leistung unserer Mannschaften holen“, fasste Polzin zusammen. „Deswegen habe auch ich natürlich versucht, das zu trennen.“

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Immerhin: Später gab es dann doch noch eine Umarmung, die gemeinsame Analyse der beiden Freunde aber wird noch etwas warten müssen.

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