Immanuel Pherai fim HSV-Training
  • Immanuel Pherai fühlt sich wohl beim HSV.
  • Foto: WITTERS

Pherai verrät: Darum spiele ich beim HSV und (noch) nicht in der Bundesliga

Lange nicht mehr wurde der Wechsel eines Spielers zum HSV von derart viel Applaus begleitet. Die Frage, ob sich Immanuel Pherai im Volkspark wird durchsetzen können, scheint sich nicht zu stellen – sondern allenfalls die, in welche Sphären er seinen neuen Verein führen kann. Ziemlich viel Gepäck für einen gerade mal 22-Jährigen, der allerdings genau weiß, was er will und auch deswegen lieber zum HSV als in die Bundesliga wechselte.

Und plötzlich wurde es verdammt finster und eklig im Volkspark. Dort, wo eben noch die Sonne über den Trainingsplätzen schien, ergoss sich pünktlich zum Gesprächsstart ein hartnäckiger Regen- und Hagelschauer über Pherai und die um ihn herum postierten Journalisten. Aber was soll’s, meinte der Niederländer nur, „wie ich es jetzt mitbekomme, ist es genau wie in Amsterdam“.

Pherai muss sich an den Walter-Ball gewöhnen

Der Mann scheint nicht nur hartgesotten zu sein, er kann sich auch anpassen. Genau diese Gabe wird er auch brauchen, um beim HSV so durchzustarten, wie er es im Vorjahr in Braunschweig tat, als er neun Mal traf und fünf weitere Tore vorbereitete. Die Art, wie Tim Walter in Hamburg Fußball spielen lässt, muss man erstmal verinnerlichen, um sie umsetzen zu können. Dass der Trainer dabei keine Kompromisse einzugehen gedenkt, bekam auch Pherai schnell zu spüren.

Die HSV-Neuzugänge Levin Öztunali und Immanuel Pherai (r.) waren bei der ersten Einheit direkt mittendrin. WITTERS
Levin Öztunali und Immanuel Pherai
Die HSV-Neuzugänge Levin Öztunali und Immanuel Pherai (r.) waren bei der ersten Einheit direkt mittendrin.

Walter nimmt die Sache ernst. „Er hat mich auch schon im Urlaub angerufen“, erzählt der Mittelfeldmann von einem ersten Gedankenaustausch vor wenigen Wochen. Der setzt sich nun täglich fort. Wie auch am Sonntag, im Rahmen des HSV-Tests bei Sechstligist FC Verden, das der HSV 3:2 gewann und bei dem auch Pherai traf. Ein eher banaler Kick, den Walter aber sofort dazu nutzte, seinen Zugang auf mögliche Risiken hinzuweisen.

„Er muss vielleicht lernen, ein bisschen mehr abzuwägen“, so Walter über Pherais Spielweise. „Das ist der nächste Schritt in seiner Entwicklung.“ Der Angesprochene scheint verstanden zu haben: „Der Trainer hat mir gesagt, dass der Gegner darauf lauert, dass ich in bestimmten Momenten Bälle verliere und es dann sofort Umschaltmomente geben kann. Ich muss aufpassen, wann ich einen tiefen Ball spiele.“

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Ein wenig Anpassungszeit wird er benötigen. Damit aber rechnete Pherai bereits, als er den Bossen vor wenigen Wochen zusagte. Denn seine Informationen, was in Hamburg fußballerisch gefragt ist, kamen aus erster Hand. Landsmann Ludovit Reis wuchs nicht weit entfernt von ihm im Amsterdamer Umland auf, „ich kenne ihn schon länger. Ich habe Ludo direkt angeschrieben, als mir mein Berater sagte, dass der HSV mich habe möchte. Er hat mir dann erklärt, wie es beim HSV läuft. Das hat mir die Entscheidung leichter gemacht.“

Pherai lehnte Angebote aus Augsburg und Köln ab

Nun ist zwar vieles neu für Pherai, doch er fühlt sich pudelwohl. Dabei hätte der Hochbegabte auch direkt eine Liga höher wechseln können. Besonders hartnäckig buhlten der FC Augsburg und der 1.FC Köln um seine Dienste. Pherai aber entschied sich gegen die Bundesliga und versucht nun, diesen Weg nach oben gemeinsam mit dem HSV anzutreten. „Ich habe eigene Ziele und muss meinen eigenen Weg gehen“, sagt der Niederländer über die Anfragen aus dem Oberhaus, die er allesamt ablehnte. „Das ist manchmal schwierig, denn natürlich will man sich ja auf dem höchsten Level probieren. Aber ich will jetzt hier spielen, mich entwickeln und besser werden.“

Immanuel Pherai hat beim HSV bis 2027 unterschrieben. WITTERS
Immanuel Pherai im Volksparkstadion
Immanuel Pherai hat beim HSV bis 2027 unterschrieben.

Eine vorausschauende Karriereplanung, die ihn schon im Vorjahr auszeichnete. Da wechselte er von Dortmunds U23 nach Braunschweig. Nun der nächste Schritt, für die festgeschriebene Ablöse von zunächst 750.000 Euro. „Ich sagte meinem Berater nach der Saison: Ich habe meinen Job gemacht, jetzt machst du deinen. Ich fahre erst mal mit der Familie in den Urlaub.“ Kurz darauf war er HSV-Profi. Pherai weiß: „Die Spielweise hier ist anders. Natürlich versuche ich mich weiterhin auf dem Scorerboard zu zeigen, aber ich muss mich defensiv und offensiv entwickeln.“

Landsmann Reis soll bei Eingewöhnung helfen

Reis, der nach der Teilnahme an der U21-EM noch einige Tage urlaubt, will ihm dabei helfen. Der Kollege und Kumpel wird Pherai auch als Fremdenführer dienen. „Ich wohne noch im Hotel“, stellt der Neue fest. „Viel habe ich noch nicht gesehen.“

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Immerhin, das Hamburger Wetter hat Pherai schon kennengelernt, mit all seinen Facetten. Ein erster Härtetest, der ihm nichts als ein müdes Lächeln entlocken konnte, was soll da also noch schiefgehen?

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