„Reihenfolge eingehalten“: HSV gewinnt wieder – der Beginn einer Aufholjagd?
War das der Startschuss zu einer furiosen Aufholjagd? Das wird sich erst noch zeigen müssen, zumindest aber deutet der Pfeil des HSV wieder nach oben. Nach zwei Pleiten in Folge dient das 3:0 (1:0) gegen Wehen Wiesbaden als Mutmacher und Zeichen an die Konkurrenz.
Schon in den Schlussjubel der 55.523 Fans im Volkspark hatte sich ein kräftiger Schuss Erleichterung gemischt, Sebastian Schonlau schmückte ihn kurz darauf dann auch verbal aus. „Mit einem souveränen Sieg nach Hause zu gehen, tut verdammt gut“, erklärte der Kapitän und strahlte. „Für das Gefühl war das ganz, ganz wichtig.“
Tatsächlich ging es neben den drei Punkten genau darum: um das Gefühl. Um ein Zeichen nach den harten Rückschlägen gegen Osnabrück (1:2) und in Düsseldorf (0:2). Darum, trotz weiterhin fünf Zählern Rückstand auf Tabellenplatz zwei zumindest ein Lebenszeichen im Aufstiegskampf zu setzen.
Baumgart glücklich über Spielweise seiner Mannschaft
Das sah auch Steffen Baumgart so, wenngleich man es ihm im Vergleich zu seinen Spielern nicht ansah. Der Trainer hat das etwas Griesgrämige, das ihn umgibt, kultiviert, das blieb auch nach diesem Sieg so. Aus seinen Worten aber sprach Zufriedenheit. „3:0 hört sich gut an und ist es auch“, führte er aus und betonte, was ihm besonders gefiel: „Es ist schön, dass die Mannschaft die Reihenfolge eingehalten hat, die nötig ist. Gegen eine kämpferisch starke Mannschaft dagegenhalten und dann vielleicht Fußball spielen.“
Das taten sie, in eben dieser Reihenfolge. Bakery Jattas Schuss hätte vieles noch leichter machen können, landete nach 58 Sekunden aber am Pfosten. Nachdem dann Wiesbadens Robin Heußer fast zum 0:1 getroffen hätte (7.), kämpfte und spielte sich der HSV nach und nach frei. Muheims abgefälschter Schuss zum 1:0 (33.) war das Resultat der Überlegenheit. Zudem traf der HSV zwei Mal Aluminium, durch Dennis Hadzikadunic (Latte/21.) und Immanuel Pherai (Pfosten/40.).
Bénes-Freistoß sorgt für Vorentscheidung
Nach der Pause aber holte der HSV zumindest teilweise nach, was er vor dem Wechsel versäumt hatte. László Bénes‘ Freistoß schlug zum 2:0 im Wiesbadener Netz ein (51.), da war der Drops dann schon weitestgehend gelutscht. Der eingewechselte Ransford Königsdörffer erhöhte in der Schlussphase schließlich auf 3:0 (85.).
Ein Schritt nach vorn, das ganz sicher. Dennoch fand Baumgart mühelos auch Ansätze für Kritik. Die Art und Weise, wie schlampig seine Profis nach dem Wechsel mit zahlreichen Konterchancen umgingen, missfiel dem Trainer. „Leider waren wir in manchen Situationen nicht klar und sauber genug“, monierte er, bremste sich dann aber selbst: „Es gibt kein perfektes Spiel. 100 Prozent wird man nie erreichen.“
Reis will nicht auf Kiel gucken
Die gestrige Steigerung aber macht den Fans Hoffnung. Baumgarts Handschrift war insbesondere im schnellen Umschaltspiel schon deutlich klarer erkennbar als in den Wochen zuvor.
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Ein Sieg als kleiner Anfang, viele weitere Dreier müssen nun in den letzten acht Saison-Partien folgen, will der HSV noch eine realistische Chance auf Rang zwei besitzen. „Wir haben eine gute Mannschaft, um alles zu gewinnen“, meint Mittelfeldmann Ludovit Reis. „Das wollen wir auch. Auf Kiel zu gucken, ob sie gewinnen oder verlieren, ist wirklich total egal. Wir müssen unsere Punkte holen.“
Immerhin: Seit gestern weiß der HSV wieder, wie und mit welchen Waffen das funktioniert.