„So darf es nicht weitergehen“: HSV äußert sich zu Ultra-Zoff mit der Polizei
Ein umstrittener Polizeieinsatz in Bergedorf, eine Anti-Polizei-Choreo, zuletzt eine brennende Uniform im Volkspark: Zwischen HSV-Ultra-Gruppierungen auf der Nordtribüne und den Beamten ist die Lage eskaliert. Der für Fans, Kultur und Identität zuständige HSV-Direktor Cornelius Göbel hat sich nun auf der Vereinshomepage ausführlich dazu geäußert. Er sagt: „Hier steht gerade viel auf dem Spiel.“
Rückblick: Nach dem Spiel des HSV in Rostock (2:2) am 17. Februar hatte es in einem Regionalzug in Bergedorf eine stundenlange Kontrolle von mehr als 890 HSV-Fans gegeben. Ziel sei es gewesen, nach mutmaßlichen Gewalttätern zu suchen. Laut Polizei seien 31 Verdächtige ermittelt worden.
„Die Bundespolizei hat mehrere hundert HSV-Fans unverhältnismäßig zum Teil über sechs Stunden in einem völlig überfüllten Zug unter Zwang festgehalten“, sagt Göbel jetzt. „Im Vorfeld dieser Maßnahme stehen Straftaten, die zweifelsohne von HSV-Fans begangen wurden. Ein Großteil der HSV-Fans im Zug war aber in keiner Weise an diesen Straftaten beteiligt.“ Betroffene hätten dem Verein von unzumutbaren hygienischen Zuständen, mangelnder Versorgung und kollabierenden Personen berichtet.
Polizeieinsatz in Bergedorf: Späte HSV-Reaktion verärgert Fans
Diese negativen Erfahrungen hätten dazu geführt, dass bei vielen HSV-Fans ein starkes Gefühl von Wut und Unverständnis entstanden ist.
Was viele HSV-Anhänger in dem Zusammenhang stört: Erst Wochen später gibt es nun eine öffentliche Stellungnahme des Klubs zu Bergedorf und Kritik am Einsatz der Bundespolizei, der nicht ohne Folgen bleiben sollte.
Denn beim folgenden Heimspiel gegen Elversberg (1:0) stand in einer Choreo auf der Nordtribüne: „Kein Freund – kein Helfer – ACAB – Ganz Hamburg hasst die Polizei“. Auf einem Plakat wurde ein Helm gezeigt, aus dem Blut fließt. Letzteres führte wiederum so einer Razzia der Polizei in den Fanräumen.
Anti-Polizei-Choreo und eine angezündete Uniform
Besagte Choreo kritisierte der HSV direkt nach den Geschehnissen in einem Statement auf der Vereinshomepage und verurteilte sie scharf. Das Verhalten des Vereins wiederum wurde beim Heimspiel am vergangenen Sonntag gegen Osnabrück (1:2) von den Ultras auf Bannern angeprangert.
Zudem wurde eine Polizeiuniform von Fans auf der Nordtribüne verbrannt. Die Aufregung bei Polizei und Politik war entsprechend groß.
Göbel sagt jetzt dazu: „Das Banner mit dem eingeschlagenen Helm sowie das öffentliche Verbrennen einer Uniform stellen sehr wohl einen Straftatbestand dar, den wir selbstverständlich nicht akzeptieren können.“
Der HSV setzt weiter auf den Dialog
Was macht der Verein jetzt? Göbel: „Wir haben aufgrund der Vorkommnisse in Bergedorf damit gerechnet, dass anschließend eine Choreo als Protestmittel zum Einsatz kommen wird. Dabei wurden die gemeinsamen roten Linien nun deutlich überschritten. Unsere Erwartungshaltung ist klar – so kann und darf es nicht weitergehen. Wir setzen weiterhin auf einen Dialog, der einen Schritt aufeinander zugeht, und werden im Sinne des HSV sowie des Stadionerlebnisses Lösungen finden. Wir erachten es als unsere Aufgabe im Miteinander, eine Befriedung des Konflikts herbeizuführen, dazu werden wir mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen Gespräche führen.“
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Für Göbel ist der Dialog also die einzige Chance in dem Konflikt: „Ganz grundsätzlich darf es niemals zu einem Beziehungsabbruch in die eine sowie die andere Richtung kommen. Der HSV hat in seiner Vergangenheit schon schmerzlich die Erfahrung gemacht, was es bedeutet, keinen Zugang zu Teilen der Anhängerschaft mehr zu haben.“
Warnung an Ultras: Privilegien könnten verloren gehen
Vom HSV gibt es aber auch eine klare Warnung an die beteiligten Ultras. Göbel: „Wir setzen darauf, dass auch in der Fanszene nun die Erkenntnis einsetzt: Hier steht gerade viel auf dem Spiel. Ab einem gewissen Punkt können wir die Privilegien nicht mehr aufrechterhalten, dann entscheiden andere. Wir werden alles daran setzen, an die Eigenverantwortung zu appellieren und daran zu erinnern, wie schnell die schwer erarbeiteten Privilegien verloren gehen können. Das sollte niemand riskieren wollen.“
Wie das HSV-Statement in der Fanszene aufgenommen wird, ist nun abzuwarten. Am Freitag werden wieder Tausende Hamburger Fans ihren Klub zum Auswärtsspiel nach Düsseldorf (18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) begleiten.