Stadion-Meilenstein und nächstes Plus! HSV präsentiert neue Bestzahlen
Elf lange Jahre hatte der HSV kein positives Geschäftsergebnis vorweisen können. 2021/2022 war es dann aber so weit, das Plus betrug 1,05 Millionen Euro – und im darauffolgenden Geschäftsjahr 2022/2023 sogar 7,8 Millionen Euro. Es war eine Rekord-Bilanz. Eine erneute gibt es nun zwar nicht, das aber war zu erwarten. Viele neue Bestzahlen gibt es jetzt dennoch. Und: Der HSV hat einen Meilenstein beim Volksparkstadion erreicht.
In einem Interview auf der Vereinswebsite verkündet Finanzvorstand Eric Huwer die frohe Botschaft: „Ich freue mich sehr, dass wir jetzt endlich sagen können: Das Volksparkstadion ist vorzeitig abbezahlt.“ Denn: Zwei Jahre vor dem Fristende für seinen Arena-Kredit hat der HSV diesen vollständig zurückgezahlt. Das wegen jährlicher Zinsen inzwischen 40 Millionen Euro schwere Darlehen war bis 2026 zu begleichen. In diesem Meilenstein sieht Huwer „nicht nur einen bilanziellen, sondern auch einen emotionalen Wert“. Und der 41-Jährige verspricht im Zuge der Vorstellung der Zahlen erneut, auch künftig ins Heimspiel-Erlebnis investieren zu wollen, was die Fans erfreuen darf.
HSV hat Volksparkstadion abbezahlt, Plus von 2,1 Millionen
Umgekehrt hat es der HSV auch seinem Anhang zu verdanken, dass das Geschäftsjahr 2023/2024 mit einem Plus von 2,1 Millionen Euro abgeschlossen wurde – also mit dem dritten Gewinn in Folge. Denn: Die Einnahmen aus dem Spielbetrieb, worunter auch das Ticketing fällt, erreichen in der nun veröffentlichten Bilanz 48,5 Millionen Euro (nach 36,5 Millionen im Vorjahr). Dafür sind auch die Fans, die mit 55.906 Besuchern pro Heimspiel in der Vorsaison einen neuen Rekord aufstellten, verantwortlich. Wie sehr der HSV davon profitiert, lässt sich nun auch in Zahlen ablesen.
Konkret: Nach 114 Millionen im Vorjahr hat der Klub seinen Gesamtumsatz auf 123 Millionen Euro gesteigert. Das liegt zudem an den im abgelaufenen Geschäftsjahr höheren Erlösen aus dem Bereich Merchandising & Catering (von 15,8 Millionen auf 19,6 Millionen Euro). „Wir gewinnen weiterhin an Stabilität“, kommentiert Huwer das Ergebnis. „Wir schaffen uns nötige finanzielle Reserven, um auf die unerwarteten und im Profifußball doch regelmäßigen Herausforderungen vorbereitet zu sein. Und wir können in unsere eigene Zukunft investieren. Denn das müssen wir, wenn wir mittel- und langfristig wettbewerbsfähig sein wollen. Auch in der Bundesliga, die wir gemeinsam anpeilen.“
HSV steigert Eigenkapital und profitiert von seinen Fans
Wegen des unveränderten sportlichen Ziels und aufgrund der positiven finanziellen Entwicklung unter Huwer, der Ende 2022 zum Vorstand aufgestiegen war und der seinen Vertrag kürzlich bis 2029 verlängerte, konnte der HSV im zurückliegenden Sommer bereits ins Transfer-Risiko gehen. Unterm Strich stand das dickste Transfer-Minus aller Zweitligisten. Warum sich der HSV das leisten konnte, macht die neue Bilanz deutlich. Klammert man die TV-Erlöse und die Transfer-Einnahmen aus, hat die Fußball AG des Vereins erstmals rund 100 Millionen Euro umgesetzt. Auch das ist ein Rekordwert seit der Ausgliederung 2014. Zudem beläuft sich die Finanz-Reserve auf 35,7 Millionen Euro.
„Mit einer Finanzreserve in Höhe von fast 36 Mio. Euro verfügen wir inzwischen über einen soliden Puffer, mit dem wir etwaige Herausforderungen frühzeitig angehen können“, sagt Huwer dazu und erklärt: „All das ermöglicht es uns, Schritt für Schritt in die Zukunft des HSV zu investieren, ohne den Verein finanziell in Schieflage oder Abhängigkeiten zu bringen.“ Das Eigenkapital ist auf nun 45 Millionen Euro angewachsen – und der Überschuss ist zustande gekommen, obwohl der HSV kürzlich massiv in die Modernisierung des Volksparkstadions investiert hat.
Positives Ergebnis auch 24/25? HSV-Boss Huwer bremst
„Für Partner ist der HSV wieder ein verlässlicher Ansprechpartner. Und für unsere Fans ist das Volksparkstadion ein Ort, der ihnen unvergessliche Erlebnisse und Emotionen bietet“, sagt Aufsichtsratschef Michael Papenfuß. Und Huwer betont: „Ich agiere lieber als zu reagieren. Oder in Fußballsprache gebracht: Ich habe lieber den Ball als ihm nur hinterherzujagen.“ In der letzten Dekade war das finanziell lange nicht der Fall. Das weiß auch der Finanzchef: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir aus den vorherigen elf Jahren mit Negativergebnissen noch Verlustvorträge von mehr als 50 Millionen Euro mit uns herumschleppen. Das sollte Mahnung und Warnung genug sein.“
Schon jetzt scheint klar: Es wäre nicht verwunderlich, wenn der HSV das Geschäftsjahr 2024/25 nicht mit dem vierten Plus in Folge beenden wird. „Es wird noch einmal schwieriger, ein ähnlich positives Jahresergebnis zu erreichen. Das liegt auch daran, dass wir nach dem 30. Juni 2024 noch erhebliche Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten in unserem Stadion vorgenommen haben“, erklärt Huwer mit Blick auf die HSV-Arena. „Zudem haben wir nach sechs gescheiterten Aufstiegsversuchen vor dem Transfersommer gemeinsam entschieden, dass wir einige Kaderkorrekturen vornehmen wollen, um unser Ziel schnellstmöglich zu erreichen.“
HSV-Verbindlichkeiten leicht gestiegen – aber nur vorerst
Ob am Ende der Saison der erhoffte sportliche Erfolg endlich gelingt, dann nach der siebten Saison in der Zweiten Liga, darf angesichts der aktuellen sportlichen Form bezweifelt werden. Finanziell aber hat sich der HSV von den Sorgen von einst befreit. „Auch im siebten Jahr Zweite Liga werden wir wieder mehr als 100 Millionen Euro Umsatz generieren“, prognostiziert Huwer und unterstreicht: „Unsere Ziele sind allen klar: Wir wollen maximalen sportlichen Erfolg – als starker, solider Klub mit Wachstumsambitionen. Und wir wollen möglichst bald schuldenfrei sein.“
Die Verbindlichkeiten sind zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres leicht von gut 75 auf rund 77 Millionen Euro gestiegen. Sobald der HSV den angestrebten Rechtsform-Wechsel in eine KGaA auch formal vollzogen hat, vermutlich Anfang des kommenden Jahres, werden sich diese Schulden aber schlagartig um 30 Millionen Euro reduzieren – denn so hoch war die Summe, die Investor Klaus-Michael Kühne dem HSV im Rahmen einer Wandelschuldverschreibung für die Modernisierung des Volksparkstadions im Sommer 2023 gewährt hatte.