Taktik, Einstellung, eine Warnung: HSV-Coach Polzin kämpft auch um seine Zukunft
Die Vorfreude auf das, was am Wochenende kommt, war Merlin Polzin anzumerken, als er am Freitag erstmals nach seiner Ernennung zum Interimscoach des HSV vor die Öffentlichkeit trat. Am Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) steht der 34-Jährige mit seinen Profis vor einer der schwersten Aufgabe, die die Zweite Liga zu bieten hat und muss beim KSC bestehen. Eine harte Prüfung, die Polzin voller Entschlossenheit aber auch mit reichlich Demut angeht und vor der er warnt: „Uns ist bewusst, dass der KSC über verdammt viele Stärken verfügt.“
Fix was los bei Polzin, aber das kennt er ja schon. Bereits im Februar, nach der Entlassung von Tim Walter, leitete er beim 2:2 in Rostock für ein Spiel die Geschicke. Nun ersetzt er vorerst den geschassten Steffen Baumgart und stellt bei aller Freude über die Aufgabe fest: „Wenn solche Entscheidungen vom Verein getroffen werden, ist es nicht immer einfach ist, gerade was die menschliche Zusammenarbeit angeht, die wir hatten. Da fällt es nicht leicht, gleich wieder zur Tagesordnung überzugehen.“ Klar sei aber: „Wir haben versucht, den Auftrag, den uns der Verein gegeben hat, bestmöglich umzusetzen.“
Polzin und Favé betreuen den HSV beim Spiel in Karlsruhe
Polzin und sein Interims-Assistent Loic Favé packten zügig an. Gemeinsam mit dem Mannschaftsrat schworen sich die Coaches auf die anstehende Aufgabe ein und legten dann los. Wo aber will das Duo den Hebel ansetzen? „Ich bin absolut davon überzeugt, dass die Dinge, die wir für den Erfolg brauchen, in der Mannschaft stecken“, sagt Polzin. „Wir müssen an ein, zwei Stellschrauben drehen, aber es gibt mir ein richtig gutes Gefühl, wenn ich die Jungs auf dem Feld stehen sehe. Wir brauchen Mut und Überzeugung in die eigenen Stärken.“
Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
– Absurder Food-Hype: Die Dubai-Schokolade zum Selbermachen
– Unglaublich, aber wahr: Türcode 1234 – so einfach konnte ein Dieb einen Rettungswagen klauen
– Krebs-Praxen in Not: Tausende Patienten bangen um ihre Behandlungen
– Nützt ja nix: Trotz trüber Weltlage gibt‘s hier Advents-Tipps aus der Redaktion
– Große Rätselbeilage mit jeder Menge Knobelspaß
– 20 Seiten Sport: Kuntz’ schwerster Job: So läuft die Trainer-Suche des HSV-Bosses & Boukhalfa über spätes Glück, schwierige Zeiten bei St. Pauli und Selbstzweifel
– 28 Seiten Plan7: „Vaiana“: Das zweite Abenteuer der Südsee-Heldin jetzt im Kino & Ausgeh-Tipps für jeden Tag
Vier volle Trainingseinheiten standen Polzin und Favé in dieser Woche zur Verfügung, am Samstag, beim Abschlusstraining, geht es dann naturgemäß etwas dezenter zur Sache. Beim KSC wird der Trainer aller Voraussicht nach – anders als zuletzt Baumgart – wieder auf eine Vierer-Abwehrkette und ein 4-3-3 zurückgreifen. Ob das auch künftig so bleibt, ist allerdings offen, zumal ein neuer Trainer auch wieder neue Ideen mit sich bringen kann.
Polzin ist seit Sommer 2020 beim HSV
Fürs Erste schwebt Polzin die Besinnung auf die eigene Stärke vor und. Dafür nutzt der gebürtige Hamburger sämtliche Erfahrungen, die er beim HSV seit Sommer 2020 als Assistent von Daniel Thioune, Walter und Baumgart sammelte: „Es geht darum, etwas zu finden, was dafür sorgt, dass wir erfolgreich sein können. Das wird dann wahrscheinlich ein Mix aus allem sein. Aber uns ist auch klar, dass wir nicht innerhalb von fünf Tagen eine Spielidee aufsetzen, die dann zu 100 Prozent funktionieren wird.“
Der Erfolg der Mannschaft ist das eine. Für den Übergangschef geht es am Sonntag auch darum, sich selbst weiter in Stellung zu bringen. Noch ist nicht geklärt, wie der neue Cheftrainer, der in Kürze präsentiert werden und allem Anschein nach Bruno Labbadia heißen dürfte, plant – und ob Polzin auch weiterhin als Assistent beim HSV arbeiten kann. Ein erfolgreicher Auftritt in Karlsruhe würde helfen. Ohnehin aber genießt der Bramfelder HSV-intern ein hohes Ansehen.
HSV-Gegner KSC spielt seine sehr stabile Saison
Explizit hinweisen wird Polzin sein Team definitiv auf die Stärken des KSC. Der Tabellenzweite zählt zu den größten Überraschungen dieser Zweitliga-Saison und spielt eine sehr stabile Saison auf hohem Niveau. „Uns ist bewusst, was Christian Eichner für einen Fußball spielen lässt“, lässt Polzin wissen und warnt insbesondere vor Standardsituationen in der Nähe des eigenen Strafraums: „Wir müssen Marvin Wanitzek mit besonderen Augen verfolgen und im besten Fall verteidigen, weil das sehr viel Qualität für die Liga ist. Die Geschlossenheit, die der KSC ausstrahlt, die ist definitiv beeindruckend.“
Dennoch: Trotz der Schwere der Aufgabe glaubt Polzin an seinen ersten Sieg als Cheftrainer des HSV. „Wir müssen dafür alles in die Waagschale werfen, was wir haben“, stellt er fest. „Wir wollen das Spiel maximal mutig angehen und müssen davon überzeugt sein, dieses anspruchsvolle Spiel zu gewinnen. Aber es wird so sein, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute eine gute Leistung brauchen, um auch dann ein gutes Ergebnis einzufahren.“
Der HSV zittert noch um Jonas Meffert
Personell gibt es noch ein Fragezeichen. Jonas Meffert hat weiterhin Probleme mit dem Arm und trainierte am Freitag nur teilweise mit. Die Entscheidung, ob der Mittelfeldmann in Karlsruhe dabei ist, steht noch aus. Angreifer Davie Selke laboriert an einer Erkältung, sein Einsatz soll aber nicht gefährdet sein.