Steffen Baumgart gibt Silvan Hefti im HSV-Training Anweisungen
  • Neuzugang Silvan Hefti (l.) will die Ideen von HSV-Coach Steffen Baumgart möglichst schnell verstehen.
  • Foto: WITTERS

Tendenzen immer klarer: Ist das jetzt das neue HSV-Bollwerk?

Am Dienstag wurde es mehrfach richtig laut im Volkspark. „Wenn wir gehen, dann alle!“, schrie Tom Mickel seinen Teamkollegen fordernd entgegen. „Geiler Pressing-Moment, rosa!“, brüllte Co-Trainer René Wagner lobend zu der Mannschaft in rosa Leibchen. Und dann unterbrach Chefcoach Steffen Baumgart die Übung. „Entscheidet euch“, machte er seinen Profis deutlich. „Entweder wir fressen den Gegner oder wir lassen es!“ Baumgart ging es ums aggressive Anlaufen, ums Defensivverhalten. Hat er das neue HSV-Bollwerk gefunden?

Beim 2:1 im Auftaktspiel gegen den 1. FC Köln wurde erstmals so richtig ersichtlich, was sich in den Testspielen und auch in Baumgarts Worten während der Vorbereitung mal stärker, und mal weniger offensichtlich angedeutet hatte. Der HSV stand tief, agierte gegen den Ball in einem 5-4-1-System: Bakery Jatta gab in der Defensive den rechten Außenverteidiger und damit das Gegenstück zu Miro Muheim auf der anderen Seite, Abräumer Jonas Meffert ließ sich derweil zwischen die beiden Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic und Sebastian Schonlau fallen.

Spielt der HSV jetzt öfter mit Fünferkette in der Defensive?

„Es war definitiv etwas anderes“, räumte Meffert ein. „Vielleicht nicht meine Lieblingsposition.“ Aber es war in der Domstadt eben von Erfolg gekrönt. Ist es allerdings auch ein Modell für die nähere Zukunft, derart defensiv zu spielen? Kapitän Schonlau deutete nach der Partie bereits an, dass es in dieser Saison um taktische Variabilität geht, dass grundsätzlich das dominante Spiel mit Ball das vom HSV präferierte bleibt. Am Dienstagvormittag ließ sich beim Beobachten der Einheit aber erahnen, dass die Idee mit dem Abwehr-Bollwerk nachhaltig sein könnte.

Die Rolle von Daniel Elfadli und von Meffert ist in Baumgarts Taktik dabei besonders spannend. In Köln agierten Elfadli und Meffert im offensiven 3-2-4-1-System als Duo auf der Doppel-Sechs, Meffert rutschte nur gegen den Ball – wie beschrieben – in die Fünfer-Abwehrkette. Dass Elfadli diese Rolle ebenfalls ausüben kann, hat er in der Vorsaison in Magdeburg bewiesen. Und der 27-Jährige füllte sie nun auch im HSV-Training immer wieder aus, Baumgart ließ auch am Dienstag wieder lange das richtige Verhalten beim Anlaufen und Verteidigen einüben.

Setzt HSV-Trainer Baumgart weiter auf mehrere Systeme?

Dass der Coach hoch anlaufen lassen will, ist bekannt, daran ändert sich nichts. Und dass der HSV im Pressing auf ein 4-1-3-2-System mit zwei Stürmern in vordersten Front setzt, hatte sich bereits in der Rückrunde der Vorsaison und in der Sommer-Vorbereitung gezeigt. Wenn das Pressing aber fehlschlägt oder abzusehen ist, dass sich der Gegner trotz hohen Drucks freikombinieren kann, könnte aus der Vierer- eben schnell eine Fünferkette werden.

Wie genau die Ausrichtung für das Spiel gegen Hertha BSC am Samstagabend (20.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) aussehen wird, ist offen, nachdem Baumgart die Kölner im Eröffnungsspiel taktisch überrascht hatte. „Das war so gewollt“, betonte der 52-Jährige nach der Partie, die man auch in Berlin genauestens studiert haben dürfte. Das weiß Baumgart und dementsprechend unklar ist, ob er sich womöglich neue, unbekannte Kniffe überlegen wird.

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Und noch ist auch unsicher, ob Silvan Hefti schon gegen die Hertha sein HSV-Debüt feiern wird. Der 26-jährige Schweizer durfte bei den Übungen am Dienstag aber schon auf seiner angestammten Position hinten rechts ran. Und es erscheint zumindest möglich, dass Hefti in den kommenden Zweitliga-Wochen, je nach Gegner sowie dessen Taktik und je nach der Spielphase, auch mal Teil des neuen HSV-Bollwerks in der Defensive sein wird.

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