Trainer-Aus bestätigt: HSV und Hecking gehen getrennte Wege
Es ist beschlossen: Der HSV wird den auslaufenden Vertrag mit Dieter Hecking nicht verlängern. Damit ist nach nur einem Jahr an der Elbe wieder Schluss für den erfahrenen Übungsleiter, der den Aufstieg ins Oberhaus nicht packte. Das blamable 1:5 gegen den SV Sandhausen wird als letztes Spiel unter Hecking in Erinnerung bleiben. Wer im kommenden Jahr an der Seitenlinie steht, ist noch offen.
Die Analyse zwischen Sportvorstand Jonas Boldt, Sportdirektor Michael Mutzel und Hecking ergab, dass es für den HSV mit einem neuen Trainer in die neue Saison geht. Hecking hatte bis zuletzt betont, sich auch ein zweites Jahr Zweitklassigkeit vorstellen zu können. Nur bei einem Aufstieg hätte sich sein Arbeitspapier automatisch um ein Jahr verlängert.
Hecking erlebte beim HSV einen Traumstart
Es hatte alles so schön angefangen. Hecking und der HSV – das schien zu passen. Im Herbst 2019 marschierten die Hamburger unter der Regie von Hecking und seinen Co-Trainern Dirk Bremser und Tobias Schweinsteiger durch die Liga, fegten unter anderem den ärgsten Konkurrenten, Stuttgart, mit 6:2 aus dem Volkspark.
Ex-HSV-Trainer Hecking mahnte immer wieder
Für Hecking kein Grund zur Euphorie. Der 55-Jährige mahnte immer wieder, dass Rückschläge kommen würden. Und sie kamen. Derbypleite, Pokal-Aus gegen Stuttgart, unnötige Punktverluste in der Ferne. Schon vor der Winterpause schlitterte der HSV in die erste kleine Ergebniskrise, gewann nur eines der letzten sechs Spiele.
Von den Wintertransfers half nur Pohjanpalo
Um – wie in der Saison 2018/19 – in der Rückrunde gegen alle Widerstände gewappnet zu sein, legten die Verantwortlichen im Winter personell nach, holten die bundesligaerfahrenenen Louis Schaub (Köln), Jordan Beyer (Mönchengladbach) und Joel Pohjanpalo (Leverkusen) auf Leihbasis. Allein letzterer erwies sich als Volltreffer, auch seine neun Treffer sollten am Ende nicht reichen.
Vor der Corona-Pause wuchsen die Zweifel an Hecking
Schon vor der Coronabedingten Zwangspause war in Hamburg längst nicht mehr alles Gold was glänzte, die Derbyrevanche gegen St. Pauli (0:2) vor heimischem Publikum verkam nach einer starken Anfangsphase zum Trauerspiel. Der – vorläufige – negative Höhepunkt wurde in Aue erreicht, beim 0:3 präsentierte sich der HSV nicht aufstiegsreif, intern wuchsen erstmalig die Zweifel an Hecking. Nach einem Kampfsieg gegen Regensburg (2:1) kam die Corona-Pause – und der HSV nicht mehr richtig in die Spur.
HSV: Last-Minute-Gegentor-Flut nach Re-Start
Der Re-Start-Auftakt bei Greuther Fürth gab einen Vorgeschmack auf das, was sich in den kommenden Wochen wie ein roter Faden durch die HSV-Auftritte zog. Ein durchaus beherzter Auftritt, der dank eines Gegentors in der letzten Sekunde nur 2:2 endete. Trotz nur zwei Siegen (gegen beide Absteiger) in den Spielen nach Corona blieb der HSV bis zuletzt im Rennen, auch, weil die Konkurrenz alles andere als brillierte. Doch sie war im entscheidenden Augenblick da. Stuttgart in Person von Gonzalo Castro, der beim 3:2 gegen den HSV – natürlich in der Nachspielzeit – zum VfB-Helden wurde. Zum Helden wurde am vorletzten Spieltag auch Konstantin Kerschbaumer, der Heidenheim mit seinem Treffer in der 95. Minute im direkten Duell doch noch am HSV vorbeischob. Der Anfang vom Ende.
Denn trotz der gütigen Hilfe von Bielefeld gelang es Hecking nicht, seine Mannschaft gegen Sandhausen richtig einzustellen. Im Gegenteil. Das gesamte HSV-System kollabierte am 28. Juni. 1:5 am letzten Spieltag, ein einziger Zähler hätte die Relegation bedeutet. Ein Trauerspiel – und Heckings Ende, nach turbulenten zwölf Monaten. „Wir werden in Ruhe analysieren, inwieweit es auch zur neuen Saison passen würde“, hatte er nach dem Sandhausen-Debakel noch angekündigt. Jetzt ist klar: es passt nicht mehr. Als Nachfolgekandidaten werden Ex-Hoffenheim-Trainer Alfred Schreuder und der ehemalige Darmstadt-Coach und HSV-Spieler Dimitrios Grammozis gehandelt, beide sind aktuell vereinslos.
Hecking, der bei den HSV-Fans extrem beliebt war, hat Spuren hinterlassen im Verein. Stark, wie er sich in der Identitätsdebatte um Bakery Jatta demonstrativ wie ein Fels vor seinen Spieler stellte und diesem den Rücken stärkte. Sportlich reichte es am Ende nicht. Den dritten Anlauf in Richtung Aufstieg wird der HSV mit dem vierten Trainer seiner Zweitliga-Geschichte angehen.