Übernahme? Kühne lockt HSV mit 120 Millionen und Uwe-Seeler-Stadion
Die Kühne Holding AG bietet der HSV Fußball AG „finanzielle Unterstützung von 120 Mio. Euro an“. Eine Mitteilung, die am Donnerstagnachmittag einem Paukenschlag glich – und die ausgerechnet einen Tag vor der Aufsichtsratssitzung am Freitag veröffentlich wurde, in der Thomas Wüstefeld seinen Finanz-Plan für die Stadion-Sanierung präsentieren will. Milliardär und Anteilseigner Klaus-Michael Kühne wirft dem HSV den Rettungsschirm. Doch seine Bedingungen sind knallhart.
Denn das millionenschwere Angebot ist geknüpft an ein „10-Punktprogramm zur Sanierung“ des HSV. Die Inhalte des Programms haben es in sich, denn sie würden den Verein nicht nur umfänglich sanieren – der Deal käme vielmehr fast einer Übernahme durch den 85-jährigen Unternehmer gleich.
Kühne bietet 120 Mio. Euro und will mehr Anteile
Die Kühne Holding bietet neues Eigenkapital von bis zu 60 bis 80 Millionen Euro, das in die Stadionsanierung, den Schuldenabbau und die Verstärkung der Mannschaft gesteckt werden könnte, hat dafür aber eine knallharte Voraussetzung: Kühne will die Aktienverteilung neu ordnen, seine Anteile künftig auf 39,9 Prozent aufstocken (bisher 15,21 Prozent), während der HSV e.V. nur noch 50,1 statt 75,1 Prozent der Anteile halten würde.
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Weil die AG bislang nur 24,9 Prozent verkaufen darf, würde eine Strukturreform notwendig, die allein die Vereinsmitglieder (per Dreiviertel-Mehrheit) beschließen könnten. Deshalb „sollte frühestmöglich eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden“, heißt es unter Programm-Punkt vier.
„Uwe-Seeler-Stadion“: Kühne lockt HSV-Mitglieder
Ein Schachzug, mit dem Kühne versuchen könnte, die Mitglieder auf seine Seite zu ziehen, findet sich unter Punkt sieben: Demnach würde sich sein Unternehmen verpflichten, „für die Dauer von zehn Jahren das Namensrecht am bisherigen Volksparkstadion zu erwerben“ – und selbiges in „Uwe-Seeler-Stadion“ umzubenennen. Dafür würde die Holding für einen Zeitraum von zehn Jahren insgesamt 30 bis 40 Millionen Euro an die Fußball AG entrichten.
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Kühne will mitreden, und zwar bei jeder wichtigen Entscheidung, denn im Gegenzug zu dem, was er bietet, fordert er ebenfalls die Bildung eines „ständigen Ausschusses“, der unter anderem über die „personelle Gremienbesetzung“ entscheiden soll. Zudem will der Milliardär, dass seine Holding zwei Vertreter in den Aufsichtsrat der HSV Fußball AG entsenden könne, der HSV e.V. dürfe ebenfalls zwei entsenden, ein fünfter „neutraler“ Kontrolleuer „mit sportlicher Fachkompetenz“ solle gemeinsam ausgewählt werden.
Kühne will zwei Vertreter im HSV-Aufsichtsrat
Kühnes Bestreben laut Punkt acht: Aufsichtsrat und Vorstand so besetzen, dass die AG „ordnungsgemäß, kompetent und erfolgsorientiert geführt wird“. Wie er auf Finanz-Vorstand Thomas Wüstefeld zu sprechen ist, hatte Kühne jüngst im „Abendblatt“ deutlich gemacht, Dort äußerte er entschieden seine Hoffnung, dass Wüstefeld, dessen CaLeJo GmbH letztes Jahr rund fünf Prozent der Kühne-Anteile erworben hatte, „beim HSV bald Geschichte ist“.
Da wirkt umso brisanter, dass Kühnes Sanierungsprogramm nun publik wurde, ausgerechnet einen Tag, bevor Wüstefeld am Freitag in der turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung darüber informieren will, wie sein vor zehn Tagen angekündigtes Finanzierungsmodell für die Sanierung des Volksparkstadions aussieht. „Auf der Zielgeraden“ sei man in dieser Hinsicht, hatte der Vorstand erklärt, und einen Partner sowie eine Neuverschuldung in Höhe von rund 20 Millionen Euro angekündigt. Wüstefeld muss liefern, um seine Position zu stärken – und geht mit Zuversicht in die Sitzung, bei der es nicht zuletzt um das Thema weiterer Transfers gehen soll.
Sanierung: Wüstefeld präsentiert den Finanz-Plan
Die Vorstände hoffen dem Vernehmen nach, zumindest 2,5 Millionen Euro der jüngsten Zusatzeinnahmen in Verstärkungen investieren zu können. Wüstefeld hatte vor dem inzwischen perfekten Transfer von Amadou Onana – der allein über fünf Millionen Euro in die HSV-Kasse spulte – bekräftigt, weitere Neuverpflichtungen zu unterstützen. Gemeinsam mit Sportvorstand Jonas Boldt will er das Transfer-Konzept dem Rat am Freitag vorstellen.
Nun wird in der Sitzung mit Sicherheit auch über Kühnes Angebot gesprochen. Wüstefeld soll vorab keine Kenntnis gehabt haben über die Inhalte des Programms, das er am Abend erstmals zu Gesicht bekommen haben soll – und das sich nicht zuletzt wohl auch gegen ihn richtet.
Für eine Stellungnahme war er für die MOPO am Donnerstagabend bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.